Sommerküsse voller Sehnsucht
sobald er halbwegs außer Hörweite war, flüsterte Laurence: »Er ist viel jünger, als ich gedacht hatte. Ich hoffe nur, er ist gut.«
Elsa hatte keine Chance zu antworten. Ob Laurence jemals Let’s Dance gesehen hatte? Wusste er denn nicht, dass die Tänzer alle jung waren?
Terry blickte auf Elsas Füße. »Haben Sie noch ein anderes Paar Schuhe dabei?«
Elsa hielt ihre Plastiktüte hoch. »Ja. Ich ziehe sie mir gleich an.«
»Gut. Dann kommen Sie mit ins Studio. Oder müssen Sie noch kurz wohin?«
Sicher hatte er das gefragt, weil sie aussah, als müsste sie sich gleich übergeben, dachte Elsa. Hoffentlich passierte das nicht wirklich. Mit zittrigen Knien folgte sie den Männern in den Tanzsaal.
Es war ein großer, rundum mit Spiegeln behängter Raum. Elsa fühlte sich noch unsicherer und schlich in die letzte Ecke, um ihre Schuhe zu wechseln. Ihre halbhohen Pumps, die sie seit Jahren hatte, saßen plötzlich so locker. Vielleicht hätte sie ein Gummiband einnähen sollen oder so etwas.
»Elsa möchte gern Walzer lernen«, erklärte Laurence. Das stimmte zwar, doch plötzlich störte es sie, dass er für sie sprach. Dabei wollte er ihr doch bloß helfen.
»Okay«, sagte Terry. »Dann nehmen Sie jetzt bitte die Tanzhaltung ein. Wissen Sie, was das bedeutet? Ja, Sie offensichtlich schon, Laurence. Elsa …« Er rückte Elsas Hände zurecht.
»Wir fangen zunächst ohne Musik an, bis wir die Basisschritte kennen. Danach nehmen wir die Musik dazu.«
Elsa fühlte sich schrecklich unwohl. Auf der Hochzeit, als sie Laurence kaum gekannt hatte, hatte sie sich in seinen Armen gut gefühlt, aber jetzt war es ihr viel zu intim. Sie machten ein paar ungelenke Schritte. Terry schaute ihnen genau zu und gab geduldig Anweisungen. Ganz kurz sah Elsa sich im Spiegel. Sie sah so steif aus wie eine Schaufensterpuppe. Laurence konnte tanzen, also musste es an ihr liegen. Oder nicht? Irgendwie schienen sie überhaupt nicht zu harmonieren.
»Es gibt Menschen, die zum Tanzen geboren sind«, meinte Elsa und löste sich aus Laurences Armen. »Ich glaube, ich gehöre nicht dazu.«
»Ja, Sie scheinen tatsächlich Schwierigkeiten mit der Umsetzung zu haben«, stimmte Terry ihr zu. Elsa hatte das Gefühl, einen Hauch von Ungeduld in seiner sonst so gelassenen Stimme zu hören. Nun, sie hatte ihm ja gleich gesagt, dass sie nicht tanzen konnte. »Eigentlich ist es ganz einfach. Vorwärts, seitwärts, schließen. Rückwärts, seitwärts, schließen.«
Terry sah erst Laurence an, dann Elsa. »Wissen Sie, was? Ich glaube, Sie sind das Problem, Laurence. Sie machen Elsa ganz nervös. Was halten Sie davon, wenn Sie ein bisschen spazieren gehen und sich eine Zeitung kaufen? Und dann kommen Sie in einer halben Stunde wieder und sehen, was wir geschafft haben.«
»Oh.« Laurence schien wenig erfreut. »Wollen Sie damit sagen, dass ich Elsa keine Hilfe bin?«
»Ja«, antwortete Terry. »Sie geben ihr ständig Tipps, die meinen Anweisungen widersprechen. Lassen Sie uns allein, dann kommen wir bestimmt besser zurecht.«
Laurence zuckte mit den Schultern. In der Art, wie er den Raum verließ, lag etwas Resignierendes.
Als Laurence weg war, schaltete Terry die Musik an und nahm Elsa in die Arme. »Schauen Sie nicht auf Ihre Füße, denken Sie nicht, achten Sie nur auf die Musik. Wir beginnen mit dem rechten Fuß. Genau so!«
Nach holprigen ersten Schritten war es, als legte sich in Elsas Kopf ein Schalter um. Sie dachte nicht mehr an ihre Füße, hörte nur noch die Musik, spürte den Druck von Terrys Hand in ihrem Rücken und glitt mühelos mit ihm über die Tanzfläche. Er führte sie sicher, und sie hatte das Gefühl, fest an seine Brust geheftet zu sein. Es war wunderbar und so ganz anders als vorher mit Laurence. Sie bewegten sich als eine Einheit, und sie sah überhaupt nicht mehr steif aus.
»Das hat Spaß gemacht!«, rief sie ein paar Minuten später atemlos. »Ich konnte die Musik richtig spüren.«
»Sehen Sie! Sie hatten die Schritte im Kopf und in den Füßen. Nur so funktioniert es.« Terry lächelte. Offenbar war er sehr zufrieden mit ihren Fortschritten.
»Können wir das noch mal machen?«, bat sie mit leuchtenden Augen.
Sie schwebten durch den Tanzsaal, links herum und rechts herum. Elsa gelang beides mühelos. Sie hörte nicht, wie die Tür aufging, und erst als die Musik stoppte, sah sie, dass Laurence Terry und sie beobachtete.
»Gut gemacht«, meinte er knapp.
»Ist das nicht super? Ich habe es geschafft! Das
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