Sommerkussverkauf
es sich um Tiffs Dad handeln, dann möchten wir Sie darum bitten, dass Tiff immer nur zwei Besucher auf einmal hat.« Das galt Jake, der vermutete, dass es Stationspolitik war, potenziell unangenehme Begegnungen zwischen Eltern und Stiefeltern zu vermeiden, und man hielt ihn vermutlich für Letzteres.
»Keine Sorge.« Jake stand auf. »Ich mache mich auf die Suche nach einer Kaffeemaschine.« Er sah zu Juliet hinunter, die aus Sorge um Tiff dunkle Augenringe hatte, und murmelte: »Schaffst du es?«
Juliet nickte wortlos.
Als er die Station verließ, kam Jake der Gedanke, dass sich das Feld möglicher Kandidaten gerade verringert hatte. Juliet hatte Tiffs Vater nicht angerufen, aber irgendwie hatte der von Tiffs Erkrankung gehört. Wo er doch
nicht im Land war
…
Das Wartezimmer lag links vor ihm.
Ohne anzuhalten stieß er die Tür auf, vor ihm stand Oliver Taylor-Trent.
»Hab’ ich mir doch gedacht«, sagte Jake.
39 . Kapitel
Juliet sah, wie Oliver durch die abgedunkelte Station auf sie zukam. Er sah schrecklich aus; sein Anzug war zerknittert, die ergrauenden Haare ungekämmt, die Falten um seinen Mund tiefer als gewöhnlich.
Juliet war viel zu erschlagen, um sich zu bewegen. Sie hörte zu, wie die Nachtschwester ihm die Funktionen der diversen Maschinen erklärte, die um das Bett standen. Oliver verlangte, mit dem Leiter der Station zu sprechen, und drohte damit, schwierig zu werden, als man ihm sagte, der Stationsleiter sei zu Hause und schlafe.
Schließlich griff Juliet ein.
»Tiff wird bestens versorgt. Wenn du die Geduld verlierst, hilft ihm das auch nicht. Setz dich, Oliver.«
»Ich halte das nicht aus.« Olivers Blick war auf den zerbrechlichen, reglosen Körper seines Sohnes gerichtet. »Ich will doch nur, dass es ihm besser geht.« Abrupt wandte er sich an die Nachtschwester: »Könnte man in einem Privatkrankenhaus mehr für ihn tun? Wenn es eine Frage des Geldes ist, es ist mir egal, wie viel es kostet …«
»Sie tun alles Menschenmögliche«, erklärte Juliet. »Ist schon in Ordnung«, teilte sie der Nachtschwester mit, »ich rede mit ihm.«
»Gestern ging es ihm doch noch gut. Ich habe ihn vor dem Laden mit Sophie spielen sehen … es ging ihm gut …«
»Bei Meningitis geht es furchtbar schnell.«
Oliver schüttelte ungläubig den Kopf. »Warum hast du mich nicht angerufen? Du hättest mich sofort anrufen sollen.«
Juliet zuckte mit den Schultern. »Ich wusste, dass du in der Schweiz bist. Das hätte die Sache nur noch ernster erscheinen lassen. Ich hoffte ständig, man würde mir sagen, dass es ihm besser geht. Wie hast du es herausgefunden?«, fragte sie, obwohl es ziemlich offensichtlich war.
»Ich habe Estelle angerufen. Sie hat mir erzählt, was passiert ist. Ich wollte gerade in die Besprechung gehen.« Oliver starrte auf Tiff. »Ich verließ das Gebäude, winkte mir ein Taxi und nahm den erstbesten Flug nach London.« Leise fuhr er fort. »Als ich in Bradford aufwuchs, gab es einen Jungen von gegenüber. Er hieß Billy Kennedy. Wir spielten in derselben Fußballmannschaft. Er hat Meningitis bekommen.«
»Was wurde aus ihm?« Kaum hatte Juliet die Worte ausgesprochen, bereute sie sie schon. Oliver antwortete ihr nicht.
Juliet rieb sich die trockenen, schmerzenden Augen und sah auf ihre verschwitzte zerknitterte Bluse. »Ich muss mich umziehen.«
»Geh nur, ich bleibe hier«, sagte Oliver und eine Sekunde lang zögerte sie. Wenn Tiff die Augen öffnete und nur Oliver, hier wäre, was würde ihr Sohn dann denken?
»Ich brauche zwei Minuten.« Sie fühlte sich älter, als sie es je für möglich gehalten hätte.
»Nimm dir so viel Zeit wie du willst«, sagte Oliver.
»Ich werde nicht länger brauchen. Hat Jake dich gesehen?«
Oliver nickte.
Das Wartezimmer war kalt und verlassen. Sie nahm ihre Reisetasche mit auf die Toilette und zog das saubere, silbergraue Top mit dem V-Ausschnitt und den dunkelgrauen Crinklerock an, die Jake in ihrem Kleiderschrank gefunden hatte.
Ihr Spiegelbild im Toilettenspiegel war nicht sehr vielversprechend, aber Juliet war es egal. Sie zwang sich, wenigstens die Zähne zu putzen und ihr Gesicht mit kaltem Wasser zu bespritzen.
Als Juliet aus der Toilette kam, wartete Jake überraschenderweise auf sie.
»Ich habe dir Kaffee mitgebracht.« Er hielt ihr einen dampfenden Becher entgegen. »Ziemlich eklig, fürchte ich, aber besser als nichts.«
»Danke.« Juliet nahm den Kaffee, wissend, dass sie nichts trinken würde.
»Also.« Jake
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