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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Ist er ein guter Mensch?« Er blieb stehen und hielt ihre Hand, während sie inmitten von lauter Elfen über ihre Familien redeten.
    Hätte sie die seltsam geformten Augen und das eigentümliche Lächeln dieser Elfen nicht gesehen, wäre ihr vielleicht alles völlig normal vorgekommen. War es aber nicht.
    Sie ließ ihn stehen und ging auf einen Stand zu, an dem die süß riechenden Getränke verkauft wurden.
    »Ashlyn?«
    Sie zuckte die Achseln. Es war ihr weniger unangenehm, über einen Vater zu sprechen, den sie nicht kannte, als über eine Mutter, von der sie die Sehergabe geerbt hatte. »Keine Ahnung. Grams weiß nicht, wer er ist, und meine Mutter kann es uns nicht mehr erzählen.«
    »Wenigstens hast du eine Großmutter.« Er streichelte ihre Wange. »Ich bin froh, dass du jemanden hattest, der sich liebevoll um dich gekümmert hat.«
    Ashlyn wollte ihm gerade antworten, als sie vor sich in der Menge Spitzgesicht erspähte. Bei ihm waren noch ungefähr sechs andere von den Elfen, die sich gern im Shooters herumtrieben, die Stammkunden belästigten und Ashlyn mit ihrer bloßen Anwesenheit aus der Billardhalle vertrieben. Sie erstarrte und konnte nicht weitergehen; die Instinkte all der Jahre setzten sich über ihren Verstand hinweg.
    »Ashlyn? Was ist los?« Er stellte sich vor sie, so dass sie nur noch ihn sah. »Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Nein, mir ist bloß …«, sie bemühte sich, möglichst überzeugend zu lächeln, und log: »… kalt.«
    Er zog seine Jacke aus und legte sie ihr sanft um die Schultern. »So besser?«
    »Ja, danke.« Und es stimmte auch. Wäre er wirklich so, wie er vorgab – höflich und aufmerksam –, hätte sie sich bestimmt schlecht gefühlt, weil sie unter einem falschen Vorwand gekommen war.
    Aber er war nicht so. Er war nicht einmal echt.
    »Komm. Lass uns weitergehen. Hier gibt es immer interessante Spiele.« Er nahm wieder ihre Hand, woraufhin ihre Sehergabe in voller Stärke zurückkehrte.
    Neben ihnen stand eine Frau in einem Kinderplanschbecken und rief: »Drei Pfeile, ein Gewinn!«
    Ein dicker Zopf hing wie ein Seil bis über ihre Knie herab. Sie hatte ein unschuldiges Gesicht, wie die Engel auf alten Gemälden, und fast gefährlich funkelnde Augen. Abgesehen von den Ziegenbeinen, die unter ihrem langen Rock hervorschauten, war sie wunderschön, aber niemand ging in ihre Nähe.
    Vor dem nächsten Zelt stand eine lange Schlange von wartenden Menschen und Elfen. Gesichter, die sie flüchtig aus der Stadt kannte, mischten sich mit Gestalten, die sie sich niemals hätte ausdenken können – Elfen mit Flügeln und dornengespickter Haut und allen Arten von Bekleidung. Es war zu viel auf einmal.
    Ashlyn blieb stehen; die schiere Menge und Vielfalt der Elfen um sie herum überwältigte sie.
    »Die Wahrsagerinnen sind eine echte Attraktion.« Keenan zog die Zeltplane weiter zurück, damit sie hineinsehen konnte. Drinnen saßen drei Frauen mit milchigen weißen Augen. Hinter ihnen stand eine Reihe von Statuen, die wie Gargoyles ohne Flügel aussahen. Sie waren außergewöhnlich muskulös. Und lebendig . Ihre Blicke wanderten durch das Zelt, als suchten sie jemanden, der unausgesprochene Fragen beantwortete.
    Die Elfen traten alle zur Seite, und Keenan führte Ashlyn ins Zelt.
    Sie näherte sich einer der Statuen. Als sie die Hand nach ihr ausstreckte, riss die Kreatur ihre Augen weit auf, fast so als hätte sie Angst.
    Bevor Ashlyn sie berühren konnte, griff eine der Frauen nach ihrer erhobenen Hand. »Nein.«
    Die Frauen sprachen alle gleichzeitig, nicht direkt an sie oder Keenan gerichtet, sondern wie zu sich selbst, in einem stimmlosen Flüsterton. »Das darfst du nicht. Er gehört uns. So muss es sein.«
    Die Frau, die ihre Hand festhielt, zwinkerte Ashlyn zu. »Nun, Schwestern? Was sagen wir?«
    Ashlyn zerrte an ihrer Hand; die Frau ließ nicht los.
    »Du gehörst also zu dem jungen Herrn.« Die Wahrsagerin richtete ihre scheinbar blinden Augen auf Keenan. »Die neue Geliebte.«
    Hinter ihnen drängelten sich die Elfen raufend und tuschelnd weiter nach vorn.
    Die alte Frau sah Keenan eindringlich an – ihre weißen Augen glänzten. »Sie ist anders als die anderen, mein Lieber. Besonders.«
    »Das wusste ich bereits, Mütterchen.« Keenan legte seinen Arm um Ashlyns Taille, fast so, als hätte er ein Recht darauf, sie an sich zu ziehen.
    Hat er nicht.
    Ashlyn trat so weit von ihm weg, wie sie konnte, während die Frau ihre Hand umklammert hielt.
    Alle drei Frauen

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