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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Er verstummte, als sich einige Elfen in ihrer Nähe zusammenscharten.
    Das wird Keenan aber gar nicht gefallen.
    Keine Sterblichen, Niall. Das weißt du doch.
    Es sei denn, Keenan hat dir diese eine erlaubt …
    Sie ist Ashlyns Freundin.
    Niall! Lass sie in Ruhe! Dieser letzte Ausruf wurde mit einer fast mütterlichen Entrüstung vorgebracht.
    »Niall?« Leslie starrte ihn an.
    »Ja, bitte?«
    »Du hast aufgehört zu reden … Ich mag deine Stimme. Erzählst du mir noch mehr?« Sonst war sie nicht so mutig, jedenfalls nicht seit er sie beobachtete, und vor ein paar Minuten war sie es auch noch nicht gewesen. »Über diese Künstler?«
    »Ach ja, richtig. Sie haben gegen die Regeln verstoßen und ihre eigenen aufgestellt.« Er weigerte sich, die Elfen zu beachten, die sie fest im Blick behielten und Warnungen ausstießen. Ihre Stimmen klangen wütend und ängstlich, und obwohl ihm die Folgen klar waren, erregte ihn das. »Manchmal müssen Regeln einfach in Frage gestellt werden.«
    »Oder gebrochen?« Leslies Atem ging stoßweise. Ihr Lächeln war gefährlich.
    »Manchmal schon«, pflichtete er ihr bei.
    Sie konnte unmöglich wissen, was es für ihn – und für sie selbst – bedeuten würde, wenn er die Regeln brach, aber er brach sie ja auch nicht direkt. Er dehnte sie nur ein wenig. Er bot Leslie seinen Arm an, um sie in den nächsten Raum zu führen. Ihre Hand zitterte, als sie sich bei ihm unterhakte. Mein König hat mich hergeschickt, um auf sie aufzupassen. Er weiß, dass ich das kann. Ich kann vorsichtig sein, im Rahmen des Erlaubten bleiben. Alles wird gut. Wenn es darum ging, auf Leslie aufzupassen, schickte Keenan meistens Niall vor. Obwohl es für Sterbliche eine so große Gefahr darstellte, in Nialls Arme zu geraten, vertraute Keenan ihm. Sie sprachen nicht häufig darüber, in welchen erbärmlichen seelischen Zustand Sterbliche verfielen, wenn sie zu lange mit Niall zusammen waren – und wie viele Sterbliche Niall unter Irials Einfluss zugrunde gerichtet hatte, wurde zwischen ihnen ebenso wenig thematisiert. Keenan hatte lediglich gesagt: »Ich vertraue darauf, dass du das tust, was getan werden muss.«
    Niall hatte nicht vor, Leslie der zersetzenden Wirkung seiner Zuneigung auszusetzen. Und das werde ich auch nicht. Doch als er sie heute so hübsch und allein hatte herumlaufen sehen, waren seine guten Vorsätze wie weggeblasen gewesen. Nach dem heutigen Tag würde er wieder dazu übergehen, unsichtbar über sie zu wachen.
    Ich schaffe das: Ich kann mit ihr herumspazieren und so mit ihr reden, dass sie mich hört. Nur dieses eine Mal.
    Er würde Abstand zu ihr halten; dann konnte er ihr nichts anhaben. Er wollte ihr ja nicht erzählen, wer er war oder wie oft er sie unbemerkt begleitete. Er würde es schaffen, neben ihr herzugehen, ohne sie zu küssen.
    »Wollen wir noch ein Sandwich essen gehen, bevor wir uns die Ausstellung ansehen?«, fragte sie.
    »Ein Sandwich … Warum nicht? Ja.«
    Das verstößt nicht gegen die Regeln. Mit ihr zu essen, ist nicht gefährlich. Wenn er ihr Elfenspeisen anbieten würde, dann wäre sie in Gefahr, aber hier ging es um Menschennahrung, von den Händen eines Sterblichen zubereitet und serviert. Vollkommen ungefährlich.
    Sie umfasste seinen Arm entschlossener, berührte ihn, hielt ihn fest. »Ich bin richtig froh, dass ich dich getroffen habe«, flüsterte sie.
    »Ja, ich auch.« Aber er machte sich von ihr los. Er konnte mit ihr befreundet sein, vielleicht, aber alles, was darüber hinausging – das war ihm verboten. Sie war verboten.
    Und deshalb umso verlockender.
    Nach wenigen, viel zu kurzen Stunden entschuldigte Niall sich und zog sich – dankbar, dass Leslies abendlicher Bewacher zu früh auf der Bildfläche erschien – zurück. Zeit mit ihr zu verbringen war schmerzhaft – schön, aber schmerzhaft in seiner Vergeblichkeit. Es führte ihm nur noch deutlicher vor Augen, was er nicht haben konnte.
    Nachdem er das Museum verlassen hatte, liefen ihm mehrere schwer verwundete Elfen über den Weg; sie waren fast bewusstlos von den Drogen, die sie in Irials Häusern vorgefunden hatten. In der Nähe von Irials gegenwärtig bevorzugtem Aufenthaltsort war das nicht weiter überraschend. Doch nicht bloß Elfen hatten diese schimmernden Verletzungen, die nur Elfen ihnen beigebracht haben konnten. Auch Sterbliche – und zwar viel zu viele – mit solchen in hässlichen Farben verheilenden Wunden gingen an ihm vorbei. Sie selbst erkannten darin wohl kaum

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