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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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stützte sie mit seinem Arm und führte sie weg, während furchtbare Geräusche in ihrem Rücken vom erbitterten Kampf der Dunkelelfen kündeten. Es war lange her, dass Gabriels Knurren ihm willkommen erschienen war, doch heute Abend hatte der Hundself sowohl ihn als auch Leslie gerettet.
    Aber warum?
    Als er Bananach schadenfroh kreischen hörte, stieß er Leslie erneut in einen Hauseingang. Er spürte den unheilvollen Ansturm, mit dem Bananach sich von hinten näherte.
    Leslie stand mit dem Rücken an ein hohes Eisentor gepresst und sah ihn so offenherzig an, wie ihn über die Jahre schon so viele Sterbliche angesehen hatten; ihre Lippen waren leicht geöffnet, als wartete sie auf einen Kuss, den er ihr nicht geben durfte. »Niall?«
    »Wir müssen …« Ihm fehlten die Worte. Er sah weg und zählte seine Atemzüge, um sie nicht zu berühren. Hinter ihnen hörte er Gabriels Hunde nachrücken. Bananachs zufriedenes Krähen verstummte. Stattdessen schleuderte sie den Hundselfen Verwünschungen entgegen. Dann herrschte Stille.
    Er hörte nichts als Leslies Atem, der ebenso unruhig ging wie seiner – ein Beweis dafür, dass sie beide erregter waren, als gut für sie war. Von ein paar Küssen sollte sie eigentlich nicht schon so außer sich sein. Schließlich hatte er sie nicht auf irgendeine Weise intim berührt. Bislang . Er wollte es, mehr als er es je vorher bei einer Sterblichen gewollt hatte. Er legte seine Hände an das Eisentor hinter Leslie; der Schmerz half ihm, seine unvernünftigen Gedanken zu vertreiben.
    Er schaute sich um, um zu prüfen, ob sie weitergehen konnten. Bananach und die Hunde waren verschwunden. Es waren überhaupt keine Elfen mehr auf der Straße, nur sie beide standen noch da. Er ließ das Tor los und öffnete den Mund, um ihr zu erklären, warum er sie an die Wand gedrückt und geküsst hatte – er brauchte eine Ausrede, um die Sache zwischen ihnen zu beenden, bevor sie zu weit gingen.
    Aber was könnte ich denn sagen?
    Leslies Hand wanderte unter sein Hemd, vorsichtig zwar, aber sie war dennoch da. Er spürte den Schorf der Schnittwunden in ihrer Handfläche und an den Fingern, während ihre Hand über seinen Rücken glitt.
    Er wich zurück.
    Da sie seinen Rücken so nicht mehr erreichen konnte, legte sie ihre Hand auf seinen Bauch. Ihre Finger arbeiteten sich langsam zu seinem Herzen empor.
    Ein paar Sekunden lang sprach keiner von ihnen. Leslies Puls ging jetzt wieder ganz normal, ihre Leidenschaft war abgeflaut. Seine Schuldgefühle hingegen verschwanden nicht so schnell. Weder fand er Worte, um das, was bislang zwischen ihnen passiert war, zurückzunehmen, noch konnte er einfach weitermachen. Sein Vorhaben, ihr als Freund beizustehen, schlug auf schreckliche Weise fehl. »Wir sollten weitergehen«, sagte er.
    Sie nickte, aber ihre Finger beschrieben weiterhin Linien auf seiner Haut.
    »Du hast ganz schön viele Narben«, sagte sie. Es war weniger fragend als feststellend; es blieb ihm überlassen, ob er darauf reagierte oder nicht.
    Die unausgesprochene Frage darin ließ er normalerweise unbeantwortet. Er hatte sie weder seinem König beantwortet, als dieser noch zu jung gewesen war, zu begreifen, dass es eine schreckliche Frage war, noch den Elfen, mit denen er ins Bett ging, und auch seiner neuen Königin nicht, als sie ihn zum ersten Mal beim Training der Wachmannschaften gesehen hatte und ihr die Tränen in die Augen gestiegen waren. Doch Leslie hatte eigene Narben, und er wusste, woher sie stammten.
    Er küsste vorsichtig ihre Augenlider und sagte: »Ja, aber die sind schon sehr alt.«
    Ihre Hand legte sich über sein Herz. Wenn ihr sein ungleichmäßiger Herzschlag auffiel, gab sie es nicht zu erkennen.
    »War es ein Unfall?«, fragte sie schließlich.
    »Nein. Es ist mit voller Absicht geschehen.« Er führte ihre freie Hand zu der Narbe auf seiner Wange. »Keine dieser Narben stammt von einem Unfall.«
    »Das tut mir leid.« Sie streckte sich und küsste ihn auf die Wange. Ihre Sanftheit war sogar noch gefährlicher, als es ihre Leidenschaft gewesen war.
    Wenn er daran zurückdachte, konnte er die Schmerzen wieder genauso lebhaft spüren wie damals, als sie ihm diese Verletzungen zugefügt hatten. Die Erinnerung an diese Tortur klärte ihm den Kopf, half ihm, sich darauf zu konzentrieren, wo er war und was er für Leslie sein musste: stark, umsichtig, ein Freund . »Ich hab’s überlebt. Und das ist die Hauptsache, oder? Dass man überlebt?«
    Sie wich seinem Blick aus.

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