Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
habt einen meiner Sterblichen verbluten lassen.« Sorcha ließ ihren Blick über die versammelten Mitglieder ihres Hofes schweifen, die sie mit demselben unverbrüchlichen Vertrauen ansahen wie immer. Sie liebten die Stabilität und Sicherheit, die sie ihnen gab. »Dort draußen besitzen auch andere Höfe Rechte und Macht. Im Elfenreich aber bin ich die absolute Herrscherin. Leben, Tod – alles ist allein meinem Willen unterworfen.«
Ihre Elfen warteten darauf, schweigende Zeugen der unvermeidlichen Wiederherstellung der Ordnung zu werden. Sie wussten, dass Sorcha aus praktischen Gründen so entschied. Sie wichen nicht zurück, als sie sie aufmerksam betrachtete.
»Diese drei Eindringlinge haben einen meiner Sterblichen auf meinem Territorium angegriffen. So etwas ist inakzeptabel.« Sorcha sah Devlin an und hielt Blickkontakt zu ihm, während er zu ihr hochschaute. »Einer von ihnen soll am Leben bleiben, damit er dem neuen König der Finsternis ihr Vergehen erklären kann.«
»Es soll sein, wie meine Königin wünscht«, erwiderte er mit ruhiger, klarer Stimme, die in starkem Kontrast zu dem Leuchten in seinen Augen stand.
Die Besucher des Hofes senkten den Blick, damit das Urteil vollstreckt werden konnte. Das Blutvergießen zu verstehen, hieß nicht, es zu genießen. Lichtelfen waren nicht gewalttätig.
Zumindest die meisten von ihnen nicht.
Mit einer langsamen, gleichmäßigen Handbewegung zog Devlin seine Klinge durch die Kehle des nächsten Ly Ergs. Hier im Saal, während sie die Erde und das Gestein berührte, wusste Sorcha die Wahrheit: Die Klinge war nicht so scharf, wie sie sein sollte, und ihr Bruder genoss die Endgültigkeit dieser Tode. Und vor allem spürte sie seine Genugtuung darüber, dass er ihr durch seine Tat die Nahrung zuführte, die sie brauchte, damit der Hof des Lichts gedieh, und dass dies ein weiteres Geheimnis war, das sie miteinander teilten.
»Für unseren Hof und nach dem Willen und Wort unserer Königin wird dein Leben beendet«, sagte Devlin, während er den Ly Erg in dem klaffenden Loch versenkte, das sich im Gestein aufgetan hatte.
Er wiederholte diese Tat und opferte so den dritten Elfen.
Dann hielt er ihr seine blutverschmierte Hand hin. »Meine Königin?«
Mit den Füßen in der Erde wusste sie, dass er sich einen Augenblick lang wünschte, von ihr dafür getadelt zu werden, dass er sich an den Toden der Ly Ergs erfreut hatte. Er forderte sie heraus, ihn zu bestrafen, wie er da mit blutverschmierten Händen vor ihr stand. Er hoffte darauf.
Der gesamte Hof hob den Blick zum Podium.
Sorcha lächelte erst Devlin aufmunternd an und dann alle anderen. »Bruder.«
Die Silberfäden vibrierten vor Energie, als sie sich wieder in ihre Haut zurückzogen. Sie nahm seine Hand und trat auf den schon wieder makellosen Boden. Der übrig gebliebene Ly Erg, der dort stand, starrte sehnsüchtig auf das Blut an ihren Fingern.
»Weder dein König noch Bananach haben im Elfenreich irgendetwas zu sagen. Befolge die Regeln.« Sie küsste seine Stirn. »Diesmal wirst du begnadigt, wenn du im Gegenzug diese Nachricht deinem König überbringst.«
Sie drehte sich zu ihrem Bruder und nickte. Ohne ein weiteres Wort führte er sie durch ihre Elfen hindurch und aus dem Saal in die Stille ihres Gartens. Auch das war Routine. Sie taten das, was die Ordnung verlangte; danach zog sie sich in die Stille der Natur zurück und er auf die Ebene der Sterblichen.
Doch diesmal würde Devlin den umherstreifenden Sterblichen suchen. Dieser Seth Morgan war eine Abweichung von der Normalität. Wenn seine Handlungen Bananachs Aufmerksamkeit geweckt hatten, war es notwendig, dass man ihn näherer Betrachtung unterzog.
Fünf
Als Seth an diesem Nachmittag aus dem Magazin der Bibliothek kam, wartete Quinn auf ihn. Das Mienenspiel des Wachmanns zeigte eine falsche Freundlichkeit.
»Ich brauche keinen Geleitschutz«, murmelte Seth im Vorbeigehen und trat an den Schalter, um seine neuesten volkskundlichen Bücher auszuleihen.
Sein Einspruch zeigte keine Wirkung.
Sobald Seth die Bücher in seinen Beutel steckte, machte Quinn eine Geste in Richtung Ausgang. »Wenn du dann so weit bist?«
Seth wäre lieber allein gegangen, doch der Versuch, den Wachmann zu einem Verstoß gegen seine Befehle zu überreden, war aussichtslos. Die Welt war gefährlich für einen schwachen Sterblichen. Ashlyn bestand darauf, dass die Wachen rund um die Uhr auf ihn aufpassten. Auch wenn er das verstand, kostete es ihn zunehmend
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