Sommerzeit
nicht.«
Er hatte den Satz gerade erst beendet, als Madeleine zur Tür hereinkam. Sie schaute Johan fragend an.
»Ich ruf dich nachher noch mal an«, sagte Johan und legte auf.
»Hallo«, sagte Madeleine.
Ihr Blick war belustigt und verärgert zugleich.
»Hallo.«
Johan überlegte einige Sekunden lang, wie er sich verhalten sollte. Besser, er packte den Stier sofort bei den Hörnern. Er stand auf und wollte Madeleine eben um ein Gespräch unter vier Augen bitten, als das Telefon erneut klingelte. Pia nahm ab. Ihrer Miene und ihrem Tonfall konnte er entnehmen, dass es etwas Wichtiges war. Sie gab Johan ein Zeichen. Danach notierte sie eifrig, was die Person am anderen Ende der Leitung sagte. Ihre Miene war so angespannt, dass Johan vergaß, dass er mit Madeleine
sprechen wollte. Als Pia ihr Gespräch beendet hatte, legte sie langsam auf.
»Jetzt haltet euch fest, denn dieser Tipp kann etwas ganz Besonderes sein.«
Johan setzte sich wieder.
»Das war eine Bekannte, die bei Sofias Nail & Beauty hier in der Stadt arbeitet, einem Schönheitssalon. Anna ist Nageldesignerin und kennt Vendela Bovide sehr gut, sie ist eine ihrer besten Freundinnen. Vendela arbeitet auch in diesem Salon, an Samstagen.«
»Ja und?«
»Anna sagt, dass sie eine Woche vor dem Mord zusammen essen waren. Als kleine Abschiedsfeier vor den Ferien, denn Vendela würde danach ja einen Monat wegfahren.«
»Na gut«, sagte Johan gespannt.
Er warf einen raschen Blick zu Madeleine hinüber, die neben ihm auf den Stuhl gesunken war.
»Vendela war bei diesem Essen sehr nervös. Peter war nämlich bedroht worden. Jetzt weiß Anna nicht, wie sie sich verhalten soll. Sie hat Angst, dass auch Vendela etwas passiert.«
»Für den Anfang kann sie doch mit uns reden«, schlug Johan vor.
»Stell dir vor, auf die Idee bin ich auch schon gekommen.«
M it Vendela Bovides Erlaubnis hatte die Polizei die Wohnung der Familie und die Räumlichkeiten der Firma durchsucht, aber nichts Interessantes gefunden. Die Computer der Firma waren konfisziert worden und wurden jetzt unter die Lupe genommen. Am Mittwochnachmittag fuhren Thomas und Karin für eine gründliche Vernehmung zu der Witwe. Sie war aus dem Krankenhaus entlassen worden, und sie hatten sich für drei Uhr verabredet.
Das Haus der Familie Bovide lag im weiter im Norden gelegenen Othem direkt an der Straße. Ein rotes Holzhaus mit weißen Rahmen und einem gepflegten Rasen vor dem Haus. Auf dem Rasen stand ein großes blaues Trampolin, ein Spielhäuschen lag ein Stück entfernt, und zwischen zwei Apfelbäumen war eine gestreifte Hängematte aufgespannt. Ein niedriger Holzzaun umgab das ebene Grundstück.
Er schien frisch gestrichen zu sein. Der Rasen war erst vor kurzem gemäht worden.
Sie klingelten und horchten auf den hohlen Klang.
Sie warteten eine Weile und klingelten dann wieder.
Karin drückte auf die Klinke. Die Tür war nicht verschlossen.
Sie öffnete sie einen Spaltbreit und rief vorsichtig Hallo. Es kam keine Antwort.
»Ich seh mal oben nach, du schaust dich hier unten um«, sagte Thomas und lief die Treppe hoch.
Die Küche lag gleich links. Karin schaute hinein. Helle Fensterrahmen, geblümte Vorhänge und mit Blumentöpfen dekorierte Fensterbänke. Die Blumen ließen die Köpfe hängen und schienen seit Tagen nicht mehr gegossen worden zu sein. Alles war glänzend sauber, aber das Haus machte einen verlassenen Eindruck. Sie ging weiter ins Wohnzimmer. Der Boden knarrte unter ihren Füßen. Das Zimmer war ziemlich groß, mit Holzboden, einem Ledersofa, zwei Sesseln, einem Fernseher und einem Bücherregal. Bilder der beiden Kinder schmückten die Wände.
Karin hob die gerahmten Fotos nacheinander vom Regal. Hochzeitsbilder, aufgenommen von Hemlins Foto in Visby, ein Foto von Peter Bovide, auf dem er einen Pokal entgegennahm. Etwas an seinem Blick und seinem Grinsen gefiel ihr nicht. Vor allem am Blick. Der war auf seltsame Weise leer.
»Hast du etwas gefunden?«
Thomas war aus dem Obergeschoss heruntergekommen und sah sie fragend an.
»Nein, und du?«
»Nein, nichts.«
Karin warf einen Blick auf eine Standuhr. Die zeigte Viertel nach drei.
»Wo sie wohl steckt. Ist doch seltsam, die Tür nicht abzuschließen. Aber hier auf dem Land machen sie das vielleicht so.«
Thomas fuhr zusammen.
»Was war das?«
»Was denn?«
»Ich glaube, ich habe ein Auto gehört.«
Beide verstummten und horchten gespannt. Wirklich schlug draußen eine Autotür.
Rasch schlüpften sie aus der
Weitere Kostenlose Bücher