Sonderplanung Mini-Mond
hineingegriffen hatten, dann in diesem Einsatz. Hier waren mehr Mörder und Kriminelle aller Art versammelt, als man sich im schlimmsten Alptraum ausmalen konnte.
Professor Bridgeman blieb vor der aufgleitenden Bodenschleuse stehen und drehte sich um.
»Meine Herren, ich ersuche Sie um innere Ausgeglichenheit und Höflichkeit. Mein Sohn legt Wert auf gepflegte Umgangsformen. Bitte beherrschen Sie sich. Das gilt besonders für Sie, Professor Peroni.«
Hannibal vergaß bei diesen Worten sogar sein Grinsen. Das war eine gutgemeinte Warnung. Worauf sollte der Bursche Wert legen? Auf »gepflegte Umgangsformen?« Na, schöner hatte es nicht mehr kommen können!
»Der Boß« – wie er sich gern anreden ließ – war höchstpersönlich erschienen.
Er trug eine enganliegende, kombiähnliche Phantasieuniform aus hellgrüner Seide mit dunkelrotem Besatz. Außerdem hatte er sich zum »Supergeneral« ernannt, denn er trug je fünf goldene Sterne rechts und links auf den protzigen Schulterstücken.
Ein General mit fünf Sternen war für mich neu, aber was war hier nicht neu!
Hannibal hustete etwas zu laut, dann schien er plötzlich unter Luftnot zu leiden.
Er wurde anormal blaß. Ich griff ihm instinktiv unter die Arme und stützte ihn. Wenn seine Augen so starr wurden, versank er in eine tiefgreifende Konzentrationsphase, die ihn die Umwelt nicht mehr wahrnehmen ließ.
Ich entschuldigte mich flüsternd bei Professor Bridgeman, der Hannibal und mir lediglich einen flüchtigen Blick zuwarf.
Seitdem er den harten Kunststoffboden dieses Hangars betreten hatte, schien er ein anderer Mensch geworden zu sein.
Zum Donnerwetter – was war nur mit Hannibal los? Ich durfte jetzt nicht auch noch die Beherrschung verlieren und in die Esper-Phase absinken. In diesem Falle wären Bridgemans Robotmenschen sofort gegen uns vorgegangen.
Alec-Hood Bridgeman trug die langen Haare dicht gewellt und gepflegt. Er war mittelgroß, aber sehr breit und kräftig gebaut. Unter dem Material seiner Kleidung zeichnete sich eine durchtrainierte Muskulatur ab.
Hannibal begann zu zittern. Als ich ihn telepathisch anrufen wollte, schien in meinem Gehirn eine Bombe zu explodieren, ausgelöst durch Hannibals Verzweiflungsruf.
»Lebensgefahr! Ihr kennt euch gut, seid Duzfreunde. Ihr habt euch bei der Jahrtausendwende in Rio kennengelernt. Gefeiert und gesoffen im neuen Luxushotel Palazzo-Rio. Er spannte dir eine bildhübsche Mulattin namens Judy aus. Dafür hast du ihn in einen riesigen Sektkübel mit Eiswasser geworfen. Ihr wart vier Wochen lang zusammen, beide Semesterferien. Ihr habt Spitznamen. Du nennst ihn … nennst ihn … ja, ›Admiral‹. Er nannte dich wegen deiner Muskeln ›Muscy‹. Vorsicht, Gefahr! Er wartet darauf, daß du ihn ansprichst. Er lauert. Großer …!«
Ich ließ Hannibal los und stieß eine heftige Verwünschung aus. Sie erweckte den Anschein, als hätte ich von Peroni endgültig die Nase voll, denn er umklammerte mich wie ein Ertrinkender.
»He«, rief ich erbost und überspielte damit meine maßlose Erregung, »wie ist das, Admiral, willst du einem alten Freund nicht diesen nach Luft schnappenden Frosch abnehmen?«
Ich stieß Peroni von mir. Ramon fing ihn auf und stürzte zusammen mit Hannibal zu Boden.
Bei diesem Anblick begann ich zu lachen, und das half mir über den Rest des Schocks hinweg.
Von Hannibal erhielt ich weitere Informationen, denn Alec dachte jetzt intensiv an die Vergangenheit. Bruchstückweise erfuhr ich, was damals in Rio geschehen war, wie sich van Haetlin und der junge Bridgeman kennengelernt hatten und was der Mosaiksteinchen mehr waren.
Alec blieb stehen, mimte den
Weitere Kostenlose Bücher