Song of the Slums
Schienen, die auf dem Teppich ausgelegt waren. Sie hatten gemalte Gesichter, gemalte Jacken und Hemden, und ihre steifen Holzarme trugen Tabletts mit Getränken und Platten voller appetitlich geschnittener Sandwichs.
Astor stieß mit einem von ihnen zusammen, als sie abrupt in der Mitte des Raumes stehenblieb, denn dort in der Menge befand sich der Mann, den sie und Verrol durch den Kamin hindurch beobachtet hatten. Ephraim Chard, der Mann mit den hängenden Wangen und dem zurückgekämmten Haar! Was tat der denn hier?
Der mechanische Diener, dessen Weg sie blockiert hatte, gab klickende Geräusche von sich und schaukelte hilflos vor und zurück. Als Astor die Schiene wieder freigab und dem Rest der Band folgte, setzte er seinen Weg fort. Sie wunderte sich noch immer über Ephraim Chard, als eine Stimme vor ihnen laut losdröhnte: »Ah, sie sind angekommen!«
Diese Stimme konnte nur einem gehören: Bartizan Swale. Er stand am anderen Ende des Raums und erwartete sie. Er wandte sich an die Gäste rechts und links von ihm. »Bilden Sie eine Reihe! Kinder, aus dem Weg jetzt!«
Mit
Kinder
meinte er Blanquette, Prester und Widdy. Astor sah ihre alten Feinde, als sie zur Seite traten, und die sahen sie auch; sie grinsten und winkten ihr zu.
Phillidas kam hinzu und stellte sich zwischen Bartizan und Lorrain. Der jüngste Swale-Bruder sah wie immer unglaublich gut aus. Astor spürte die Geste, mit der er auf einen Platz neben sich zeigte, eher als dass sie sie sah, doch sie ignorierte sie. Statt ihrer stellte sich Ollifer neben Lorrain, und die anderen Bandmitglieder reihten sich ebenfalls ein; Astor fand ihren Platz ganz am Ende der Reihe.
Ting
!
Ting
! Als der hohe Ton eines gegen ein Glas schlagenden Löffels das Geplauder unterbrach, trat eine Dame in einem blauen Seidengewand nach vorne. Das musste die Herzogin von Norfolk sein, riet Astor.
»Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten darf. Danke, dass Sie an diesem sehr besonderen Treffen teilnehmen. Unsere Planung ist fast abgeschlossen, und die letzten Puzzleteilchen haben ihren Platz gefunden. Wer heute Abend in der Royal George Hall war, konnte sich selbst von der außergewöhnlichen Reaktion des Publikums auf die Band der Rowdys überzeugen. Ihre Musik ist dazu geeignet, das Herz zu entflammen und das Blut in Wallung zu bringen.«
Flüchtig zeigte sie mit einer Hand auf die Bandmitglieder und wartete dann, bis das zustimmende Gemurmel wieder abgeflaut war.
»Wie Sie alle wissen, bilden die Milizen den Schlüssel zu unserem Erfolg. Doch Milizionäre sind nichts anderes als einfache Veteranen – politische Argumente sowie Vernunft haben nur bis zu einem gewissen Punkt Einfluss auf sie. Deshalb müssen wir sie auf einem fundamentaleren, physischen, Niveau ansprechen. Und genau das ist es, was diese Band kann.«
Verrol stand neben Astor in der Reihe, und sie hörte sein leises ärgerliches Brummeln. »Ich wusste doch, dass ein Trick dabei war. Es ging nie nur darum, mit uns Geld zu verdienen.«
»Ihr Rhythmus ist es, der unsere Veteranen in Marsch setzen wird«, fuhr die alte Dame fort. »Durch die richtigen Worte werden ihre Songs Leidenschaft wecken und Zorn über die ungerechte Behandlung, die die Veteranen erfahren. Und damit ist ein weiteres Puzzlestück an seinem Platz. Und nun möchte ich gern an den Ehrenwerten Mr Ephraim Chard übergeben, den Oppositionsführer im Parlament und den Vorsitzenden der Fortschrittspartei.«
Ephraim Chard trat vor, um zur Menge zu sprechen. »Die Zeit ist gekommen«, kündigte er mit tiefer klangvoller Stimme an. »Die Stunde der Entscheidung liegt vor uns. Die Fortschrittspartei kann auf siebenunddreißig Stimmen im Unterhaus zählen, gegen neunundvierzig für die Agrarierpartei. Die Übrigen sind Unentschlossene, alle zweiundvierzig von ihnen. Im Moment stimmen sie mit Hassock, aber eine gelungene Machtdemonstration wird schon bald dafür sorgen, dass sie sich anders entscheiden. Wir haben die beste Ausgangsposition, die wir jemals hatten.«
Die Plutokraten begannen zu applaudieren, doch Chard hob eine Hand, um den Applaus zu beenden.
»Die neue Sitzungsperiode des Parlaments beginnt am 16. November. An diesem Tag begibt sich König George zum Parlamentsgebäude und hält eine Rede zur Parlamentseröffnung. Eine Machtdemonstration wird also nicht nur die Unentschlossenen umstimmen, sondern auch den König zu einem Gesinnungswandel bringen. Ein gesonderter Aufmarsch vor St James’ Palace ist unnötig. Es wird keine
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