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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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fragte ohne Umschweife: »Was hat sie damit gemeint, dass unsere Songs
die richtigen Worte
haben müssen?«
    »Die Herzogin von Norfolk«, erläuterte Astor.
    »Nun, das ist ja eine direkte Frage«, brüllte Bartizan. »Ihr werdet selbstverständlich einige kleine Veränderungen vornehmen müssen.«
    »Was für Veränderungen?« Mave schien ihre normale Schüchternheit verloren zu haben.
    »Nichts, was sich nicht einfach machen ließe«, sagte Lorrain.
    »Was?«
    Phillidas schnalzte mit der Zunge. »Neue Texte für Marschlieder. Wir wollen keine Tanzmusik oder Liebeslieder. Wir brauchen neue Texte zum Thema Tapferkeit, nationale Einheit, Kampf und Siegeswillen.«
    »Wir sollen …« Mave war entsetzt.
    Astor beendete den Satz für sie: »… die kompletten Lyrics ändern?«
    »Es ist ein Tausch«, sagte Bartizan. »Wir können euch zur größten Band machen, die es je gab. Aber erst einmal müsst ihr auch einen kleinen Beitrag leisten.«
    »
Klein
!«, zischte Mave.
    »Wieso, es ist doch nur ein
kleiner
Beitrag«, gab Bartizan ärgerlich zurück. »Die gute Musik bleibt doch, wie sie ist.«
    »Obgleich die Musik noch besser würde, wenn ihr ein paar militärische Trommelwirbel einbauen könntet«, sagte Phillidas.
    »Es geht ja nur um den 16. November«, meldete sich jetzt wieder Lorrain zu Wort. »Danach könnt ihr wieder genauso spielen, wie ihr wollt.«
    »Genau.« Bartizan nickte. »Da ist doch nichts dabei. So, und ihr zwei könnt das jetzt mal mit dem Rest der Band besprechen.«
    Astor und Mave sahen sich an. Es stimmte, sie konnten nur für sich selbst sprechen; die Entscheidung musste aber die ganze Band gemeinsam treffen. Klar war auf jeden Fall, dass die Swales und die Plutokraten
ihre
Meinung nicht ändern würden.
    »Ich denke mal, dass ihr alle müde seid.« Bartizans fleischige Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Es ist an der Zeit, euch nach oben zu eurer Unterkunft zu bringen.«
    »Ich kann sie hinbringen«, bot sich Lorrain an.
    »Ja«, sagte Bartizan, »tu das«.

• 60 •
    Fünf Minuten später fuhren die Rowdys und ihr Manager in einem Dampffahrstuhl nach oben, begleitet von Lorrain und einigen Dienern. Es war der größte und schönste Fahrstuhl, den Astor je gesehen hatte, seine Wände waren mit wattiertem Satin ausgekleidet.
    Lorrain wandte sich an die ganze Band, doch seine Augen suchten nur Astor. »Ihr Quartier befindet sich auf dem Dachgarten, ganz oben also. Meine Brüder und ich logieren zwei Stockwerke tiefer. Wir alle sind Gäste der Herzogin von Norfolk.«
    Auf dem Dach stand ein kleiner Pavillon aus Metall und Glas. Lorrain führte die Band zu einer Tür, die durch ein Drehkreuz versperrt war. Er schloss das Drehkreuz auf, und sie gingen einzeln, jedesmal mit einem Klick des Drehkreuzes, hinaus auf das vom Mondlicht beschienene Dach. Die Diener blieben im Pavillon zurück.
    Es war eine überirdische Szenerie. Der Himmel war klar, und kaltes weißes Mondlicht beleuchtete einen Urwald aus Palmwedeln, Baumfarnen und fremdländischem Blattwerk. Der Dachgarten war eine einzige Ansammlung exotischer Vegetation – die durch das Mondlicht noch exotischer wirkte: Jeder Farbe bar, wirkten alle Formen wie Scherenschnitte aus tiefstem Schwarz oder glitzerndem Silber.
    Das Panorama über ihnen wiederum bot einen völlig anderen Anblick. Etwa ein Dutzend Luftschifffamilien schwebten hoch am Himmel, die aus drei, vier oder sogar fünf der zigarrenförmigen Flugkörper bestanden und mit der Nase am Heck des jeweils vorderen festgemacht hatten. Gegen den weiten offenen Himmel wirkten sie merkwürdigerweise grazil.
    »Was ist das?«, fragte Verrol.
    Er zeigte nicht auf etwas am Himmel, sondern auf etwas ganz in ihrer Nähe. Astor konzentrierte sich und bemerkte dann gerade über dem Blattwerk ein feines Geflecht von Fäden, das den gesamten Dachgarten umschloss.
    »Das?« Lorrain wirkte überrascht. »Das sind Netze, um die Vögel fernzuhalten.«
    »Für mich sieht’s aus wie ein Käfig«, widersprach Verrol. »Um Leute darin zu halten.«
    Lorrain reagierte nicht auf die Feindseligkeit in Verrols Ton. »Nein, nein. Sie können kommen und gehen, wie Sie wollen. Sie müssen nur einem der Diener am Drehkreuz Bescheid geben, der Sie dann begleiten wird.«
    Und uns gleichzeitig im Auge behält, dachte Astor.
    Lorrain führte die Band einen Kiesweg entlang. Obwohl die Vegetation das Bild eines Urwalds abgab, waren die einzelnen Pflanzen sorgfältig etikettiert und schienen nach einem Plan gepflanzt

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