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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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ihre gute Laune, mit der sie aufgewacht war, nicht verlieren, und sie wollte definitiv nicht an die Swales denken. Vielleicht schwebte sie wirklich in Gefahr, aber sie hatte nicht vor, nur noch in Angst zu leben. Sie würde die Erinnerung an Swale House komplett aus ihren Gedanken verbannen.

• 28 •
    Die Gang hatte sich auf einem freien Platz zwischen den Schrottbergen versammelt. Überall um sie herum war der Boden feucht vom Morgentau. Obgleich die Sonne nicht direkt sichtbar war, war es so hell, dass Astor blinzeln musste.
    »Da
seid
ihr ja endlich!«, blaffte Granny Rouse sie an.
    Es waren mehr Gangmitglieder da, als Astor gestern Nacht gesehen hatte. Sie standen Granny in einem Halbkreis gegenüber, angetan mit ihrer kunterbunten Kleidung und ihrem metallenen Geschmeide.
    »Jetzt kriegt ihr aber echten Ärger!«, riefen sie Astor und Verrol fröhlich zu.
    »Ihr habt Granny warten lassen!«
    »Haltet die Klappe, ihr Dummköpfe«, rief Granny. »Es ist ernst.«
    Sie lachten, sagten aber nichts mehr, und Astor und Verrol gesellten sich zu ihnen.
    »Ich werde euch jetzt von meiner Vision erzählen«, begann Granny. »Ich habe euch ja gestern erzählt, dass ich gesehen habe, wie die Gangmusik die Welt erobert. Und ich habe den Sound der Band gehört, die das bewerkstelligt.«
    »Nur eine Band?«, rief jemand.
    »Nur eine Band!«, bestätigte Granny. »Besser als irgendetwas, das jemals gehört worden ist. Ein ganz spezieller Sound. Und ich werde die Band zusammenstellen, die diesen Sound kreieren wird.«
    Sofort entstand Tumult.
    »Können wir mitmachen?«
    »Ich! Ich! Ich!«
    »Nein,
ich

    Granny schüttelte ihren Kopf. »Bei dieser Band können nur die Besten der Besten mitspielen. Und im Moment bin ich mir nur bei einer Person sicher.« Sie drehte sich zu dem Blechgitarristen der letzten Nacht. »Purdy, es gibt niemanden in Slumtown, der spielen kann wie du. Du bist dabei.«
    Purdy kratzte sich seine beginnende Glatze. Von all den Gangmitgliedern war er der einzige, der nicht vor Begeisterung zu platzen schien. »Gangmusik hat noch nie jemanden außerhalb der Slums interessiert«, sagte er. »Warum soll das jetzt anders sein?«
    »Weil es so eine Band noch niemals gegeben hat.«
    »Ich glaube nicht …«
    »Du glaubst nie an irgendwas, Purdy. Das ist dir nicht gegeben.«
    »Ich bin eben einfach realistisch.«
    »Jetzt ist es Zeit, den Realismus sein zu lassen. Jetzt solltest du anfangen zu träumen. Oder glaubst du nicht an meine Visionen?« Granny appellierte an den Rest der Gang. »Sind meine Visionen jemals falsch gewesen?«
    Sie stimmten ihr zu – wenn auch mit kleinen Vorbehalten.
    »Sehr selten.«
    »Nicht oft.«
    »Fast immer richtig.«
    Granny wandte sich mit einer neuen Taktik an den Blechgitarristen. »Mach dir keine Sorgen, Purdy. Ich habe dir schon früher gesagt, dass du die Finger eines Engels und das Herz eines Regenwurms hast. Du kannst nichts dafür. Du musst an nichts glauben, du musst einfach nur tun, was ich dir sage. Und du wirst doch tun, was ich dir sage, oder?«
    Purdy zuckte mit den Achseln.
    »Natürlich wirst du das. Du bist doch ein guter Junge.«
    Purdy zog ein schiefes Gesicht. Obgleich er schon in den Vierzigern oder sogar älter war, hatte er offenbar nichts dagegen, ein guter Junge genannt zu werden. Aber das ist ja auch immer noch besser, als Regenwurm genannt zu werden, dachte Astor.
    Jetzt wandte sich Granny wieder an die ganze Gang. »So, nun zu euch. Wir brauchen fünf Musiker für die Band. Ich werde es allemal mit diesen beiden versuchen.« Sie zeigte auf Astor und Verrol.
    Der Junge mit dem Irokesenschnitt, der gestern Nacht die Drums gespielt hatte, rief entsetzt: »Sie kann überhaupt nicht spielen! Du solltest mich auswählen!«
    »Red doch keinen Unsinn, Hink«, sagte Granny ein wenig traurig. »Du weißt, dass sie besser spielt als du. Ob sie allerdings gut genug ist …«
    Hink sagte nichts mehr, doch ein anderer rief. »Aber die gehören doch nicht einmal zur Gang!«
    »Sie werden zur Gang gehören, wenn sie gut genug für die Band sind«, entgegnete Granny ärgerlich. »Außerdem geht es hier nicht nur um unsere Gang. Versteht ihr denn nicht? Die Bandmitglieder müssen von
allen
Gangs kommen!«
    »Was? Selbst von den Soapies?«
    »Nicht von den Twiners!«
    »Nicht von den Ratcatchers!«
    »Nicht von den East Side Hands!«
    »Genug jetzt!« Granny stampfte mit dem Fuß auf. »So ein Gerede will ich nicht hören! Habe ich nicht all diese Jahre über versucht,

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