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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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eines Königs, der Bittsteller empfängt, seinen Besuchern zu.
    »Ich habe eine Entscheidung getroffen«, verkündete er. »Ich sehe, dass Grannys Band mich
braucht
. Also werde ich es mal mit euch probieren, und wenn ich zufrieden bin …«
    »Füttert ihn, und er ist zufrieden«, höhnte Monia. »Das ist das einzige, was er probieren will.«
    »Ja, vielen Dank, Monia«, sagte Ollifer. »Mein tiefster Dank ist dir gewiss. Dann bis zum nächsten Mal.«
    Sein tiefster Dank war also die einzige Bezahlung für seinen Haarschnitt.
    Auf dem Weg zurück zu Granny und der Gang unterhielt er alle mit Geschichten aus seiner Sängerkarriere. So wie er es erzählte, schien er vom Pech und der Missgunst anderer verfolgt gewesen zu sein. So viele Male hatte er kurz vor dem Durchbruch gestanden, als berühmter Sänger außerhalb von Slumtown, und ebenso viele Male war in der allerletzten Sekunde etwas schief gegangen.
    »Vereitelt, vereitelt, vereitelt!«, rief er aus. »Aber wahres Talent kann nicht für immer unterdrückt werden!«
    Als sie den Schrottplatz erreicht hatten, sahen sie, dass eine Art Probebühne für sie gebaut worden war. Es handelte sich um einen nach drei Seiten offenen Schuppen mit einem Wellblechdach. Die Drums und die anderen Instrumente waren bereits dorthin gebracht worden.
    Granny begrüßte sie mit einem sachlichen kleinen Vortrag. »Damit wir uns gleich richtig verstehen. Ihr seid hier, um einen neuen Sound für diese Band zu entwickeln. Hier ist kein Platz für einzelne Egos.«
    Vielleicht hatte Ollifer die Ansage nicht richtig verstanden, denn er begann sofort seine eigenen Bedingungen zu stellen: eine spezielle Vorstellung seiner Person … keine außerplanmäßigen Gitarrensoli … alle sollten auf seine Handzeichen achten …
    »Genug!« Granny drohte ihm mit dem Finger. »Wenn hier einer Anweisungen gibt, dann ich. Nicht du! Der
alte
Ollifer Prash hat hier nichts zu suchen. Ich will herausfinden, was du wirklich kannst. Und das gilt für euch alle hier. Ich will, dass ihr alle spielt und singt wie niemals zuvor in eurem Leben!«
    Also fingen sie wieder von vorne an. Purdy suchte einige Songs aus, die außer Astor alle kannten. Doch mit Hilfe von Verrols Klapper fand sie schnell in den Rhythmus. Es war nicht schwer für sie, die Drums besser als jemals vorher zu spielen – denn es gab gar kein Vorher. Für diese Art von Musik
gab
es keine alte Astor.
    Und mit Ollifer Prash geschah etwas Seltsames, nachdem sie ernsthaft mit den Proben begonnen hatten: Wenn er erst einmal zu singen begann, konzentrierte er sich ganz und gar darauf und vergaß sich selbst. Er hatte nicht nur eine große, reiche und weithin hallende Stimme, sondern seine Stimme war tatsächlich größer als seine Eitelkeit. Er war ein anderer Mensch, wenn er sang.
    Sie spielten den ganzen Vormittag, bis Ollifer merkte, dass er hungrig war. Daraufhin ließ Granny ihnen Essen bringen und erlaubte eine halbstündige Pause. Und kaum hatte Ollifer begonnen, sich an Backobst und Haferplätzchen zu laben, kehrte auch sein üblicher Egozentrismus zurück. »Ihr habt echtes Glück, dass ich euch aushelfe, denn mit meiner Stimme kann die Band es wirklich zu etwas bringen.«
    »Falls wir anderen es auf dein Niveau schaffen«, sagte Verrol ironisch grinsend.
    Doch Ironie war für Ollifer ein Fremdwort. »Wenigstens annährend an mein Niveau. Das sollte euer Ziel sein.«
    »Ich weiß!«, sagte Astor. »Wir sollten alle sein wie du und uns die Augenbrauen trimmen lassen!«
    »Mir tut das gut«, nickte Ollifer. »Ich muss mich einfach gutaussehend fühlen, wenn ich auftrete. Und wie ich schon immer gesagt habe: Ich kann nur dann erwarten, dass die Menschen mich lieben, wenn ich mich selbst liebe. Ist doch so.«
    Jetzt brachen alle in Gelächter aus, und nach einem Moment der Überraschung lachte Ollifer sogar mit.
    Doch Granny wurde schnell wieder ernst. »Mach dir nichts vor, Ollifer Prash. Du bist noch lange nicht da, wo du sein solltest. Keiner von euch ist es.«
    »Klingen wir denn nicht wie die Band in deiner Vision?«, fragte Astor.
    »Nee, Schätzchen. Nicht mal ansatzweise.« Granny zeigte auf die Instrumente auf der Probebühne. »Los, macht euch wieder an die Arbeit.«
    Astor warf sich mit aller Kraft in die nachmittägliche Probe. Doch anders als für Ollifer war es nicht der Ruhm, der ihr wichtig war; ihr war wichtig, in Grannys Gang aufgenommen zu werden. Und für Verrol und sie war der einzig sichere Weg, dieses Ziel zu erreichen, so

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