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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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dafür zu sorgen, dass die Gangs in Frieden miteinander leben? Habe ich nicht ständig Gangkriege verhindert! Versucht gemeinsame Sache zu machen! Und hier kommt die beste gemeinsame Sache der Welt – der Triumph der Gangmusik!«
    Die Mitglieder von Grannys Gang ließen beschämt die Köpfe hängen. Und Grannys Stimme wurde wieder weicher.
    »Wir sind nicht die Erfinder der Gangmusik. Alle Gangs spielen sie, also sollten auch alle an ihrem Triumph teilhaben. Wir sollten auf jeden Fall Bandmitglieder von den anderen Gangs haben. Zum Beispiel unseren Sänger.«
    Erstaunte Ausrufe waren zu hören. »Sänger? Warum einen Sänger? Wir haben noch nie einen Sänger gehabt!«
    »Sperrt eure Ohren auf!«, blaffte Granny. »Ich habe euch doch erklärt, dass es sich bei dieser Band um einen ganz speziellen Sound handeln wird. In meiner Vision habe ich einen Sänger gehört.«
    »Müssen es denn genau fünf Musiker sein?«, fragte Verrol.
    »Das ist die normale Anzahl«, antwortete Granny stirnrunzelnd.
    »Aber du hast nicht fünf Musiker gesehen?«
    »Ich habe gar nichts
gesehen
. Wieso?«
    »Ich könnte der Sänger sein.«
    »Du singst so gut, wie du Klapper und Schellenkranz spielst?«
    »Ja.«
    Astor musste sich zusammennehmen, um nicht loszukichern. Sie erinnerte sich an seine seltsame Stimme, die sie auf dem Dach des Türmchens gehört hatte – als sie seinen Gesang mit dem eines Gänseschwarms verglichen hatte.
    »Hmm«, Granny dachte einen Moment nach und nickte dann. »In Ordnung, dann sing uns also vor.«
    »Jetzt?«
    »Jetzt. Ein echter Sänger braucht keine Band.« Sie zeigte auf Astor. »Du gibst den Rhythmus vor.«
    Jemand ging kurz zu einem der riesigen Schrottberge in der Nähe und kam mit einem blechernen Fass zurück. Ein anderer brachte zwei rostige Eisenstäbe aus einem anderen Stapel. Astor griff die provisorischen Drumsticks und kniete sich neben das Blechfass.
    »Derselbe Rhythmus wie letzte Nacht?«, fragte sie Verrol und verzog keine Miene dabei.
    »Genau.«
    Sie begann, das Fass mit den Stäben zu bearbeiten, und nach zwei Takten fiel er ein. Seine Stimme war wieder so seltsam rau und kratzig wie zuvor, nur fünfmal lauter. Astor konnte sich nicht mehr halten und kicherte los. So ging es zehn Takte lang weiter: Verrol tat sich schwer mit dem Gesang, und Astor tat sich schwer, den Rhythmus zu halten, denn sowie sie sein Gesicht sah, musste sie wieder lachen.
    »Was ist denn los?«, wollte Granny Rouse wissen.
    Verrol warf Astor einen wütenden Blick zu. »Frag
sie

    In all der Zeit, die sie ihn kannte, hatte Astor ihn niemals so um Fassung ringen sehen. Und die Tatsache, dass er sein Singen so ernst nahm, machte es noch komischer.
    »Ich … ähm … kann nicht aufhören, an … ähm … einen Gänseschwarm zu denken«, gab sie stotternd und kichernd von sich.
    »Also wirklich! Er ist einwandfrei im Takt«, wies Granny Rouse sie streng zurecht. Sie drehte sich zu Verrol. »Mach einfach weiter. Wir brauchen keinen Taktgeber mehr.«
    Aber Verrol schüttelte den Kopf. Er hatte seine Fassung wieder gewonnen, und der übliche Schleier hatte sich über sein Gesicht gelegt: Es wirkte kühl und leicht hämisch.
    »Nein«, sagte er. »Meine Gänse sind alle davongeflogen. Tut mir leid.«
    Darauf folgte ein langes Schweigen. Astor starrte zu Boden und bekam endlich ihr Gekicher unter Kontrolle.
    Dann meldete sich Purdy, der Blechgitarrist. »Weißt du, wer die beste Stimme von Slumtown hat? Ollifer Prash.«
    »Der nervt«, gab Granny sofort zurück.
    »Ja, und er ist der aufgeblasenste Angeber von Slumtown. Aber wenn du einen Sänger suchst …«
    Granny spitzte den Mund. »Du hast recht«, sagte sie nach einer Weile. »Er könnte der richtige sein.«
    Ein ernst aussehendes Mädchen mit einem langen Gesicht meldete sich zu Wort, sie war eine der beiden, die Astors Drumsticks aufgefangen hatten. »Sollen wir ihn holen?«
    »Weißt du denn, wo er ist, Shannet?«
    »Meistens ist er morgens auf dem Markt.«
    »Gut. Dann hol ihn nach dem Frühstück. Die, die vielleicht auch in der Band sein werden, sollen dich begleiten.«
    Und damit war die Versammlung beendet. Astor hoffte, dass sie Verrol nicht für immer vergrätzt hatte. Eigentlich fand sie es nicht schlimm, dass sein Gesang so lächerlich war, eigentlich gefiel ihr Verrol gerade deshalb noch besser.

• 29 •
    Zum Frühstück gab es gebratene Pilze und Zwiebeln, begleitet von einem köstlich schmeckenden Brot, das Astor nie zuvor gekostet hatte. Danach

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