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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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mehr ignorieren können. Gangmusik wird die Menschen hellhörig machen.«
    Astor wollte gerade eine direktere Frage stellen:
Was bedeutet das für Verrol und mich?
    Doch Verrol fasste sie am Ellenbogen und sagte: »Ich glaube, für den Moment sind wir sicher.«
    Der Junge mit dem Irokesenschnitt nahm Granny beim Arm. »Sie ist müde. Merkt ihr denn nicht, dass sie Ruhe braucht?«
    Granny nickte. Die Trance hatte sie offensichtlich völlig erschöpft. »Ja, ich muss erst mal schlafen. Zurück in unseren Unterschlupf, und morgen Früh halten wir dann eine Versammlung ab!«
    Das war, wenn es nach Astor ging, das Ende des Abends. Die dramatischen Ereignisse des Tages forderten auf einmal ihren Tribut. Granny war wahrlich nicht die einzige, die müde war.
    Astor bekam dunkel mit, dass Gangmitglieder die Wärmetonnen leerten und die Drums zusammenpackten. Und dann lief sie mit Verrol an ihrer Seite durch Slumtown.
    »Dies ist der Schrottplatz«, hörte sie jemanden sagen. »Lauter Altmetall und Gerümpel, das wir weiterverarbeiten und wieder verkaufen.«
    Schneisen führten durch Schrotthalden, die so hoch wie Häuser waren. Jede Sorte verwertbaren Abfalls wurde hier gesammelt: Kästen, Flaschen, Balken, Fliesen, Backsteine, Keramikrohre, Pflastersteine oder rostige Eisenreifen.
    Und plötzlich war die Reise zu Ende. Gerade noch waren sie durch die Schneisen gelaufen, aber jetzt verschwanden sie im Inneren einer der Halden. Sie bestand aus alten hölzernen Eisenbahnschwellen. Der Innenbereich war ein langer Tunnel, der von Petroleumlampen erhellt wurde. Die Decke war so niedrig, dass man fast kriechen musste. Decken und Teppiche bedeckten den Boden in einem bunten Durcheinander; große gepolsterte Säcke lagen in gleichmäßigen Abständen herum. Diese Säcke waren zum Schlafen da, sie bestanden aus alten wattierten Stoffstreifen und flauschigen Stofffetzen, die aneinander genäht worden waren. Im Vergleich dazu war Astors Zimmer in Swale House ein Palast gewesen!
    Nach einer kurzen Diskussion wurden Schlafsäcke für die beiden Neulinge besorgt. Offensichtlich schliefen die Mädchen am einen Ende des Tunnels, die Jungen am anderen. Bald schon schlüpfte Astor in ihren Sack und war sich sicher, dass sie hier niemals würde einschlafen können … auf diesem harten Boden … an diesem unglaublichen Ort … mit lauter Fremden um sie herum. Doch in der Sekunde, in der die Petroleumlampen gelöscht wurden, war sie auch schon eingeschlafen.

ZWEITER TEIL

Slumtown


• 27 •
    Astor schlief tief und friedlich. Sie hatte angenehme Träume, in denen Verrol mehr als einmal vorkam.
    Als sie ihre Augen wieder öffnete, schien dünnes Licht durch kleine Spalten zwischen den Eisenbahnschwellen. Der Berg über ihnen musste mindestens dreißig Meter hoch und ebenso breit sein, und die Lichtspalten waren eindeutig von Menschenhand angeordnet. Nach den gestrigen schlechten Erfahrungen fühlte sie sich hier unter den Eisenbahnschwellen sicher und geborgen. Sie erwachte zufriedener als seit einer langen Zeit.
    Sie drehte sich auf die Seite und sah nach den anderen Schlafsäcken, die überall auf der Erde ausgebreitet waren – sie waren leer. Entweder waren alle sehr früh aufgestanden, oder es musste schon spät sein. Sie konnte die Schlafsäcke der Jungen am anderen Ende des Tunnels nicht gut erkennen, dachte sich aber, dass Verrol auf sei.
    Verrol – der geheimnisvolle Mann! Gestern hatte sich ihre ursprüngliche Intuition, dass er viel mehr als nur ein Bediensteter war, bestätigt. Sie wusste zwar nicht, was er war oder gewesen war, und selbst Granny Rouse hatte ihm seinen Familiennamen nicht entlocken können. Doch sein musikalisches Talent, die Tatsache, dass er offenbar mit allen Wassern gewaschen war, das Tanzen und Kämpfen … je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr begriff sie, dass seine Art zu kämpfen seiner Art zu tanzen sehr ähnlich war – nur eine tödlichere Version derselben Geschwindigkeit und Konzentration.
    Er is der Teufel
, hatte der Veteran gesagt. Sie sah ihn vor ihrem inneren Auge, wie er sich gestern blitzschnell auf den Fußballen bewegt hatte, während sein Blick unablässig in jede Richtung schweifte, wie der eines lauernden Raubtiers, eines Wolfs. Sie hatte ihm früher einmal auf den Kopf zugesagt, dass er nur mit einem Teil seiner selbst anwesend sei – aber gestern war er in seinem Element gewesen, nicht einfach dahintreibend oder nur halbherzig dabei. Brauchte er die Gefahr, um völlig zum

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