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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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ab!«
    Am dogmatischsten war Granny, wenn es um den Namen der Band ging. Das Thema kam das erste Mal unter den Bandmitgliedern auf, als Granny nicht da war. Sie hatten gerade einen populären Song geprobt, der
Do or Die
hieß. Dieser Song über die legendären Londoner Gangsterfamilien, die Mauls und die Starks, handelte von deren kühnen Taten und großartigen Straßenkämpfen.
    »So sollten wir uns nennen«, sagte Purdy. »Die Starks.«
    Die anderen dachten darüber nach.
    »Und warum nicht die Mauls?«, fragte Ollifer.
    »Ich bin für die Starks«, beharrte Purdy.
    Für Astor kam beides nicht infrage. »Ich will mich doch nicht nach diesen Schlägertypen nennen.«
    »Keine Schlägertypen.« Purdy schüttelte den Kopf. »Sie haben als Gangs aus den Slums angefangen, genau wie wir. Und dann haben sie ihr Reich über ganz London ausgedehnt.«
    »Ja, ein verbrecherisches Reich.«
    »Das waren tapfere Männer, die bereit waren, für die Ehre ihrer Gang zu sterben.« Für jemanden, der normalerweise einsilbig war, hatte Purdy eine lange Rede gehalten.
    »Legenden werden übertrieben«, stellte Verrol klar. »Besonders in Songs.«
    »Ich finde die Starks gut«, sagte Ollifer. »Jeder kennt ihre Geschichte, jeder würde eine Band mit diesem Namen hören wollen.«
    Eine laute Stimme ließ alle zusammenzucken. »Vergesst ihr nicht gerade etwas?« Es war Granny Rouse, die plötzlich an der Probebühne aufgetaucht war.
    »Selbstverständlich würden wir nichts ohne dich entscheiden«, antwortete Ollifer liebenswürdig.
    »Selbstverständlich nicht. Aber darum geht es nicht. Ihr vergesst, was mit der Stark-Familie geschehen ist.«
    »Sie haben sich mit der Maul-Familie bekriegt«, sagte Purdy.
    »Ja, und sich gegenseitig ausgelöscht. Ihr habt doch alle vom Eden Street Massaker gehört? Und ihr meint, danach sollte man eine Band nennen?«
    »Aber sie waren
berühmt
«, protestierte Ollifer.
    »Berühmte Schwachköpfe. Wie blöd kann man denn sein? Rache und Gegenrache: am Ende alle tot. Niemand hätte sie vernichten können, aber sie haben das untereinander erledigt. Sie hätten sich ihre Pistolen doch gleich selbst an den Kopf setzen können.«
    »Wir wissen, dass du Gangkriege verabscheust«, sagte Purdy.
    »Sie waren
Versager
!« Granny stampfte mit dem Fuß auf. »Wenn ihr euch nach Versagern nennt, werdet ihr denselben Weg gehen. Ihr fordert das Unglück heraus. Ich erlaube das nicht. Ihr sollt erfolgreich sein.«
    Und das war das Ende der Diskussion. Einige Stunden später erschien Granny wieder mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck.
    »Ich habe einen Namen für euch gefunden«, sagte sie an. »Rowdys.«
    »Rowdys?«
    »Rowdys«
, wiederholte Granny.
    »Granny Rouse und die Rowdys.«
    »Und – stimmt was damit nicht?«
    »Mir gefällt es.« Astor nickte. Verglichen mit den Starks konnte alles nur eine Verbesserung sein.
    »Also gut, ich habe mich dafür entschieden«, sagte Granny. »Von nun an seid ihr die Rowdys.«
    Und so war es.

• 31 •
    Am nächsten Tag teilte Granny der Band mit, dass sie ihren ersten Auftritt haben werde. »Ich habe euch ein Engagement besorgt. Die North Side Stockies veranstalten eine Party, und ihr werdet die Musik machen.«
    »Wann?«
    »In drei Tagen.«
    »Aber wir haben noch keinen Strumgitarristen gefunden.«
    »Ich habe meine Fühler schon ausgestreckt«, sagte Granny. »Heute Nachmittag werden sich die ersten Musiker zum Vorspielen einfinden.«
    »Wir haben aber nicht genug Zeit, um sie in die Band zu integrieren«, meckerte Astor.
    Granny schnipste mit den Fingern. »Ihr habt doch bisher noch nicht mal den richtigen Sound gefunden. Und es ist ja nur eine Slumtown-Geburtstagsparty. Wenn ihr nicht mal das könnt, könnt ihr gar nichts.«
    Es fand aber kein richtiges Vorspielen statt, die Kandidaten spielten einfach mit. Die meisten waren Strumgitarristen, dazu einige Pitchgitarristen und ein Mädchen mit einer Zither. Sie kamen von allen möglichen Gangs aus Slumtown, von den Skimmers, den Brushies, den Crosscutters und den Downtown Dyers.
    Oftmals zeigte die Kleidung der einzelnen Gangs, auf welche Arbeiten sie spezialisiert waren: Schürzen oder Ölzeug, hohe Stiefel oder Holzpantoffeln, Blechhelme oder blecherne Gürtelschnallen; und dasselbe galt für die Namen der Gangs. Die Skimmers schöpften irgendetwas ab, die Brushies produzierten wahrscheinlich Bürsten, die Crosscutters schnitten oder sägten irgendwelche Dinge auf handliche Größen, und die Dyers waren natürlich

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