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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Färber.
    Sie waren alle daran gewöhnt, mit Anderen Musik zu machen, und spielten ohne weiter nachzudenken einfach mit. Doch keiner von ihnen erwies sich als besonders talentiert. Granny wurde immer ärgerlicher: »Nein, nein – die kommen alle nicht in Frage.«
    Sie wusste ganz genau, was sie nicht wollte, blieb aber ziemlich vage, wenn es darum ging, was genau sie wollte. Als die Nacht ihres Auftritts näher rückte, hatten sich die Rowdys damit arrangiert, zu viert aufzutreten. Obgleich sie ihren fünften Mitspieler nicht gefunden hatten, hatten sie durch die Musiker, die sich vorgestellt hatten, Neuigkeiten vernommen – ziemlich unwillkommene Neuigkeiten für Astor und Verrol. Ein Strumgitarrist von den Marsh-end Tippers warf nur einen einzigen Blick auf Astors Haar und rief aus: »Hier läuft ein Mann rum, der nach dir fragt.«
    »Wer? Wann? Wo?«
    »Er ist gestern durch unser Gebiet gekommen und hat nach einem Mädchen mit kupferfarbenen Locken gefragt. Warum er fragt, hat er nicht gesagt.«
    »Trug er eine blau-goldene Livree?«, mischte sich Verrol ein.
    »Nö, hab ich jedenfalls nicht gesehen. Er trug eine graue Pelerine. Worum geht’s denn eigentlich?«
    »Ach, nichts«, sagte Astor. »Aber sag dem bloß nicht, wo ich bin.«
    Der Strumgitarrist grinste. »Hey, wird sind in Slumtown. Die Hälfte von uns hat irgendwas zu verbergen. Wir verplappern uns schon nicht gegenüber denen von draußen.«
    Für Astor war es, als platzte eine alte Wunde wieder auf. Sie hatte seit Tagen nicht an die Swales gedacht. Sie musste das Ganze unbedingt mit Verrol durchsprechen, aber nicht vor den anderen. Sie hatten kein persönliches Gespräch mehr geführt, seitdem sie sich über seinen Gesang lustig gemacht hatte. Innerhalb der Band kamen sie zwar gut miteinander aus, aber außerhalb nicht. Jetzt wartete sie darauf, ihn allein abzupassen, und nach dem Abendessen ergab sich eine Möglichkeit.
    An diesem Abend hatte es einen besonderen Leckerbissen gegeben: ein in Lehm gebackenes ganzes Hähnchen, dazu Spinatpfannkuchen und die üblichen Pilze. Da das Wetter gut war, aßen die Mitglieder von Grannys Gang draußen, danach saßen sie herum und plauderten miteinander. Als Astor bemerkte, dass Verrol sich davonmachte, folgte sie ihm. Er umrundete den Unterschlupf – und war plötzlich verschwunden.
    »Verrol? Wo bist du?«, rief sie überrascht aus.
    Die Antwort erschallte von oben. »Hier.«
    Sie blickte in die Höhe und sah, dass er auf das Dach ihres Unterschlupfs geklettert war, nach ganz oben auf der Halde der Holzschwellen. Sein Kopf und seine Schultern zeichneten sich gegen den silbernen Mond ab, der schwach durch den Smog hindurchschimmerte.
    Astor kletterte ihm hinterher. Es war fast wie die Besteigung einer extrem steilen Treppe. Sie setzte sich neben ihn auf einen der Balken. Verrols Beine waren so lang, dass seine Füße zwei Balken weiter unten standen als ihre.
    »Hier gehst du also immer hin?«
    Er nickte. »Erinnert es dich an etwas?«
    Der Gedanke war ihr gleich gekommen. »Das Türmchen von Swale House. Picknick auf dem Dach!«
    Das war eine schöne Erinnerung, und sie brachte die beiden einander wieder näher, doch nichtsdestoweniger mussten erst einmal die weniger angenehmen Dinge besprochen werden. »Die Swales sind nach wie vor auf der Suche nach mir«, sagte sie.
    »Ja.
Kupferfarbene Locken
. Schade, dass du so unverwechselbar aussiehst.«
    Sie betrachtete das als Kompliment und nicht als Kritik. »Was sollen wir tun?«
    »Abgesehen davon, dass du dir die Haare färbst oder abschneidest?« Dieser Gedanke schien ihn, ganz im Gegensatz zu Astor, zu amüsieren. »Wir machen weiter wie bisher. Wir müssen Grannys Vision in die Tat umsetzen und dadurch ihren Schutz gewinnen.«
    »Du meinst, sie würde uns gegen die Swale-Männer verteidigen?«
    »Bis in den Tod.
Falls
wir vollständige Gangmitglieder werden.«
    »Wenn wir das bloß beschleunigen könnten.«
    »Wir tun ja alles, was wir können.« Er schnalzte mit der Zunge. »Du bist wirklich gut an den Drums. Und ich glaube, dir gefällt die Gangmusik jetzt doch.«
    »Nein.«
    »Nein? Nicht mal ein kleines bisschen?«
    »Es ist nichts als Krach und Getöse. Ich bin dazu erzogen worden, eine höhere Art von Musik zu genießen.«
    »Eine höhere Art? So wie eine höhere Gesellschaftsklasse?« Der Sarkasmus in seiner Stimme gefiel Astor ganz und gar nicht. »Zumindest ist meine Art der Musik nicht primitiv und monoton. Gangmusik wirkt auf den Körper, nicht

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