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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Nieten verziert.
    Sie ist genauso sehr Freak, wie ich es bin, dachte Astor mit einem leisen Gefühl der Verbundenheit.
    »Wie heißt du?«, fragte Verrol.
    Das Mädchen starrte ihn an, als sei sie überrascht, von ihm angesprochen zu werden – oder aber wie hypnotisiert.
    »Mave«, sagte sie endlich.
    »Ah, Mave. Schöner Name. Wie heißt das Instrument, dass du spielst?«
    »Ich nenne es Melodium. Ich habe es erfunden. Wieso?«
    Während Verrol es übernahm, Mave zu erklären, was es mit den Rowdys auf sich hatte, besah Astor sich das Melodium genauer. Es war eine absonderliche Gerätschaft, eine Kombination aus einem Blasebalg, einem winzigen Keyboard mit einer Holztastatur und einer Messingflöte am Ende einer Röhre. Astor stellte sich vor, dass das Keyboard und der Blasebalg die Töne, die durch die Röhre geblasen wurden, irgendwie veränderten.
    Es stellte sich heraus, dass Mave schon von den Rowdys und ihrem Auftritt bei den North Side Stockies gehört hatte. Und offensichtlich gefiel ihr, was sie gehört hatte. Aber als Verrol davon erzählte, dass sie ein weiteres Mitglied für die Band suchten, schüttelte sie den Kopf.
    »Ich spiele nicht gern mit anderen«, sagte sie
    »Hast du es denn versucht?« Verrols Ton war sanft und überzeugend, aber er überzeugte Mave nicht.
    »Das brauche ich nicht.«
    »Willst du denn nicht berühmt werden?«, fragte Ollifer.
    Das war die falsche Frage. »Ich spiele nur für mich. Ich brauche niemanden, der mir zuhört.«
    Astor machte einen anderen Versuch. »Unsere Band wird ohne dich einfach nicht vollständig sein.«
    »Ich kann nicht. Tut mir leid.«
    War da vielleicht ein Hauch weniger Widerstand zu spüren? Astor versuchte es noch einmal. »Das Stück, das du gerade gespielt hast, ist so unwahrscheinlich schön. Wir würden es für unser Leben gern in unser Repertoire aufnehmen.«
    »Würdet ihr?« Sie war nun tatsächlich etwas zugänglicher. »Ich habe es selbst komponiert.«
    »Gehört auch ein Text dazu?«
    »Na logisch. Ich bin doch Songschreiberin.«
    Astor wandte sich an die anderen und hoffte, sie würden mitspielen. »Unser Glückstag! Wir suchen schon seit langem nach einem Songschreiber, nicht wahr?« Sie drehte sich wieder zu Mave. »Jetzt
musst
du einfach mitmachen!«
    Astor hatte den richtigen Ton getroffen, und Maves Widerstand schmolz dahin. »Ich würde mitmachen, wenn wir auch ein paar meiner Songs spielen.«
    »Das werden wir. Versprochen.«
    »Komm doch einfach mit«, schlug Verrol vor. »Wir hören dann mal, wie es klingt!«
    »Bandprobe?«
    »Ja. Gehörst du zu den Soapies?«
    »Sozusagen.« Mave blickte auf die Wäscheleinen. »Jedenfalls habe ich für heute alle meine Aufgaben erledigt.«
    »Granny wird bestimmt eine Dauerregelung aushandeln können«, sagte Astor. »So wie sie es für Ollifer arrangiert hat.«
    Sie machten sich sofort auf den Rückweg. Die Nachmittagssonne hatte bereits zu sinken begonnen, ein riesiger trüb orangefarbener Ball, der durch den Smog nur vage sichtbar war. Verrol ging neben Mave, und ihre Unterhaltung schien sie etwas zur Ruhe kommen zu lassen. Purdy gesellte sich zu Astor.
    »Ich weiß ja nicht«, sagte er, »aber ich finde, du hast dich ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt, vorhin.«
    »Oh?«
    »Hast einfach Versprechungen gemacht. Über Dauerregelungen gesprochen. Und was, wenn es nicht klappt?«
    »Es wird klappen. Ich höre den neuen Sound schon in meinem Kopf. Es wird grandios.«
    »Vielleicht. Aber wird es das sein, was Granny vorschwebt?«
    »Tja. Es ist jedenfalls, was
ich
will«, blaffte Astor ihn an. »Und du solltest das auch wollen!«
    Purdy zuckte mit den Schultern und fiel zurück, als Astor größere Schritte machte. Den Rest des Weges legte sie in ihre eigenen Gedanken versunken zurück. Und die wurden immer weniger positiv, je näher sie dem Schrottplatz kamen. Wenn Purdy nun doch recht hatte? … Wenn sie sich wirklich zu weit vorgewagt hatte? … Sie konnte es sich keinesfalls leisten, mit Granny Rouse Krach zu bekommen!
    Der Sonnenuntergang färbte die Smogwolken rötlich, und doch war es noch nicht einmal Zeit für das Abendessen. Als sie den Platz mit den kaputten Uhren erreichten, saß Granny noch immer dort auf der Erde mit ihren jungen Arbeitern.
    Aber sie arbeiteten nicht mehr; sie hatten Besuch. Hinter ihnen standen an die dreißig bedrohliche Gestalten in der blau-goldenen Livree der Swales.

• 37 •
    »Das ist schlimmer Ärger, den ihr uns beschert habt.« Granny Rouse

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