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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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ersten Takte von
Mercy Me
an. Astor konnte sich kaum konzentrieren, denn sie beobachtete Mave aus den Augenwinkeln. Die bewegte ihren Kopf fast unmerklich zum Rhythmus der Musik. Sie schien wie gelähmt. War es nur der unbekannte Song oder die Anwesenheit von Publikum? Doch dann setzte sie die Messingflöte an ihre Lippen und platzierte ihre Finger auf dem Keyboard ihres Melodiums. Aber – noch immer nichts. Wollte sie es denn nicht einmal probieren?
    Sie hatten den Song bereits zur Hälfte gespielt, bevor Mave ihren Einsatz hatte. Doch die Wartezeit hatte sich mehr als gelohnt. Mave spielte nicht einfach mit, sondern machte das Lied zu ihrem eigenen … Es war, als ob sie bei jeder Probe der Band dabei gewesen wäre. Sie segelten durch die vierte Strophe und steuerten die fünfte an, als ein Rufen von Granny sie unterbrach. »Stop! Genug!«
    Die Bandmitglieder ließen ihre Instrumente ruhen.
    »Das ist ungerecht«, protestierte Ollifer. »Du musst uns wenigstens einen ganzen Song spielen lassen.«
    »Nein, muss ich nicht.«
    »Wir waren
gut
«, rief Astor. »Es ist ein großartiger Sound!«
    Granny richtete sich an den Anführer der Swale-Männer. »Und, was meinst du?«
    »Wieso ich?«
    »Du hast den Beat mit deinem Fuß mitgetappt. Ich hab’s gesehen.«
    Der Anführer entgegnete nichts. Stattdessen rief der rotgesichtige Mann ärgerlich: »Das ändert gar nichts.«
    Granny grinste von einem Ohr zum anderen und sagte: »Seht nur, selbst den Hunden hat es gefallen.«
    Es stimmte: Die gepanzerten Hunde saßen ruhig auf ihren Hinterläufen, als habe alle Aggressivität sie verlassen. Der rotgesichtige Mann trat mit dem Stiefel nach seinem Hund, so dass er laut aufjaulte.
    »Wir haben unsere Befehle«, sagte er. »Vielleicht sollten wir einfach alle fünf mitnehmen.«
    »Pah! Als ob ich euch einen meiner Rowdys mitnehmen ließe.« Granny klatschte in die Hände und drehte sich zur Band. »Endlich! Ihr habt es geschafft! Das ist der Sound aus meiner Vision! Ganz genau der!«
    Der Anführer schüttelte den Kopf. »Das sind noch immer zwei Entflohene. Wir können nicht ohne sie zurückkehren.«
    »Keine Entflohenen«, korrigierte ihn Granny. »Mitglieder von Granny Rouses Gang. Sie haben ihre Probezeit hinter sich und stehen nun unter meinem Schutz.«
    »Wir haben Waffen«, knurrte der rotgesichtige Mann und zielte mit seinem Steinschlossgewehr auf Granny Rouses Kopf.
    »Ja, erschieß mich ruhig«, sagte Granny vollkommen gelassen.
    »Nein!«, schrie Astor.
    Granny kehrte dem rotgesichtigen Mann den Rücken und marschierte direkt auf den Anführer zu. Sie ergriff den Lauf seiner Donnerbüchse und richtete ihn auf ihre eigene Brust.
    »Erschießt mich nur«, wiederholte sie. »Aber seid euch der Konsequenzen bewusst. Ihr könnt uns nicht alle töten. Und was geschieht dann?«
    Der Anführer kaute auf seiner Lippe herum und fühlte sich eindeutig unbehaglich.
    »Ich sag’s euch«, fuhr Granny fort. »Bringt ihr mich um, wird sich meine Gang aufmachen, und die Nachricht unter allen anderen Gangs verbreiten. Und meint ihr, ihr kommt dann noch aus Slumtown heraus? Nicht ein einziger von euch wird Slumtown lebend verlassen – und das ist ein Versprechen.«
    Der Anführer glaubte ihr. »Gut, gut. Behalt deine Musiker.« Er zog den Lauf seiner Donnerbüchse zurück und richtete die Waffe nach unten. »Senkt eure Waffen«, befahl er seinen Männern
    Niemand widersprach, nicht einmal der rotgesichtige Mann. Stattdessen fing sein Hund plötzlich an zu knurren, und er selbst gab eine Art Gurgeln von sich. Niemand hatte bemerkt, dass Verrol sich bewegt hatte, nichtsdestoweniger beugte er sich jetzt über den rotgesichtigen Mann, der auf die Knie gefallen war. Das Gurgeln des Mannes war der Hundeleine geschuldet, die auf einmal um seinen Hals gewunden war. Der Hund knurrte weiterhin, und je mehr der Mann versuchte, sich zu befreien, desto fester zog sich die Leine. Und das Steinschlossgewehr befand sich urplötzlich in Verrols rechter Hand.
    Alle sahen zu, als der Hund plötzlich einen Sprung vorwärts machte und den Mann endgültig zu Boden riss. Der wiederum hatte genug damit zu tun, die Leine von seinem Hals zu ziehen, und kümmerte sich nicht um sein Gewehr, selbst als Verrol es direkt neben ihn auf den Boden warf. Dann eilten ihm endlich zwei Swale-Männer zu Hilfe.
    »Ihr solltet euch schnell davonmachen«, riet Granny dem Anführer. »Ihr möchtet ja wohl bestimmt nicht mehr in Slumtown sein, wenn sich das hier

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