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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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herumgesprochen hat. Von heute Abend an wird jede Gang von euch wissen und auf der Hut sein. An eurer Stelle würde ich kein zweites Mal hierher kommen.«
    Die Swale-Männer marschierten mit gesenkten Köpfen davon; der rotgesichtige Mann musste von zwei Helfern gestützt werden. Purdy schickte ihnen einen triumphalen Riff seiner Blechgitarre hinterher.
    Granny wandte sich an Astor und Verrol. »Natürlich hätte ich nie zugelassen, dass sie euch mitnehmen.«
    »Ach. Was du nicht sagst!«, sagte Astor, und ihr ironischer Gesichtsausdruck war fast so gut wie der von Verrol.

• 38 •
    Mave war die magische Zutat, die den Rowdys gefehlt hatte. So ruhig und schüchtern, wie sie im normalen Leben war, so frei und unerschrocken war sie als Musikerin. Sie hatte einen neuen kreativen Funken in die Band gebracht, der alle anderen entzündete.
    Astor genoss das Drummen mehr denn je. Sie hatte ihren Drums neue Metalltöpfe hinzugefügt und ein hängendes Messingbecken als Gong. Sich keine Sorgen mehr darüber machen zu müssen, ob sie von der Gang aufgenommen würde, hatte eine schwere Last von ihren Schultern genommen. Natürlich hatte Granny darauf bestanden, ganz genau zu hören, was sie und Verrol mit den Swales zu tun gehabt hatten. Die Verschwörungspläne der Plutokraten regten sie allerdings nicht im Geringsten auf.
    »Altes Pack oder neues Pack, die einen sind so schlimm wie die anderen«, sagte sie und spuckte aus.
    »Die Plutokraten sind schlimmer als die anderen«, widersprach Verrol.
    »Mag sein, aber wir können von hier aus nichts machen. Gangmusik ist
unser
Weg, die Welt zu erobern. Ich werde Reeth Bescheid sagen, dass er sich jetzt nach Auftrittsorten außerhalb der Slums umsehen soll.«
    Sie brauchten keine Ermunterungen mehr, denn das Erlebnis, gemeinsam als Band zu spielen, war berauschend, und sie spielten Stunde um Stunde, Tag um Tag. Jeder beobachtete die Einsätze der anderen und baute darauf Neues auf. So konnte Mave sich zu Purdy drehen, um eine neue Improvisation anzuzeigen, und Purdy nickte und baute die Idee in einer höheren Tonart aus, während Verrol im Off-Beat einfiel.
    »Das ist genial!«, schrie Astor dann – und von Stund an gehörte das eben Erfundene zu ihrem festen Repertoire – zumindest so lange, bis sie etwas Neues noch Besseres improvisiert hatten.
    Nicht alle ihre Improvisationen waren ernst gemeint. Manchmal fügte einer einen albernen Soundeffekt ein oder ein paar Takte eines Kinderliedes, und die ganze Band brach in hilfloses Gelächter aus. Einmal allerdings, als Purdy einen Akkord unglaublich lang ausdehnte, fingen sie erst einmal an zu lachen – um dann immer stiller zu werden. »Daraus könnten wir wirklich was machen«, sagte Verrol zum Schluss.
    Die Kreativität verließ sie nicht einmal, wenn sie eine Pause machten. Mave konnte es nicht ertragen, ohne ihr Melodium zu sein und trug es immer an ihrer Seite, und so schlug sie dann schnell ein paar Noten an … oder Purdy summte … oder Verrol pfiff … und Astor tappte den Rhythmus mit ihren Fingern.
    »Was hältst du davon?«
    »Hey, spiel das nochmal!«
    »Das sollten wir am Ende einbauen.«
    »Ich dachte an
Hair Hang Down

    »Wir könnten es als Übergang nehmen.«
    »Los, das müssen wir ausprobieren!«
    Und sofort griffen alle wieder nach ihren Instrumenten und spielten weiter.
    Irgendwie wurde so aus jeder Pause wieder eine neue Probe.
    Gleich von Anfang an nahmen sie zwei von Maves Songs in ihr Repertoire auf: den einen, den sie in dem Rohr gespielt hatte, und einen anderen, den Astor besonders mochte. Alle Songs von Mave hatten eine dunkle, düstere Aura; sie waren einerseits melodischer als die anderen Songs der Band, aber andererseits auch verstörender und eindringlicher. Und die Texte waren ebenso düster, sie handelten von Verlust, Untergang und Leiden.
    Astor gefiel dieser Kontrast zu ihren sonstigen Stücken. »Unser Programm ist dadurch abwechslungsreicher«, erklärte sie. »Das ist es, was uns bislang gefehlt hat.« Sie verlangsamte die beiden Songs, bis der Beat sehr kraftvoll und schwer daherkam. Dazu sang Ollifer die Lyrics so gefühlvoll, als meinte er wirklich jedes Wort davon, obgleich er sich beschwerte, dass er nicht ein einziges Wort davon verstehe.
    Astors erster Eindruck von Mave bestätigte sich beim näheren Kennenlernen. Das Mädchen war ebenso seltsam wie ihr Äußeres, und sie war so zurückhaltend, dass man sie fast für mürrisch halten konnte. Ihre Persönlichkeit zeigte sich erst

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