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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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nichts von Zi Lei gehört. Inzwischen hatte sich unter den Gefangenen eine Art Telegrafensystem entwickelt. Manchmal arbeiteten die Mannschaften gemeinsam an größeren Projekten und konnten unter den Blicken der Wachleute mit Hilfe von Zeichensprache Nachrichten austauschen. Man erkundigte sich nach dem Verbleib von jemandem, und daraus entstand eine Liste der Lebenden, Toten und Vermissten. Zi Lei gehörte zu den Vermissten. Niemand wusste etwas über sie. Es schien, als sei sie nicht mehr auf dem Mond.

    Und vielleicht hatte sie ihn ja tatsächlich verlassen.
    Eines Tages fand die Mannschaft des Spions während ihrer ganzen Schicht nur eine einzige Leiche. In den folgenden drei Schichten fanden sie gar keine mehr. Darauf wurden sie zur Arbeit auf den Feldern mit Vakuumorganismen abkommandiert.
    Viele der Farmröhren der Stadt und ihre Mikroalgen-und Hefekulturen waren während des Krieges zerstört worden. Und die meisten Pflanzen, die in den neuen oder reparierten Farmröhren ausgesät worden waren, waren noch nicht reif für die Ernte. Deswegen wurden einige der Vakuumorganismen im Süden und Osten der Stadt herausgerissen, um die Nahrungssynthetisierer mit Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff zu versorgen. Diese lieferten den Gefangenen ihre einfachen Rationen. Einmal kam die Mannschaft des Spions nahe an die kleine Kuppel heran, in der sich die Forschungsstation befunden hatte, wo Zi Lei und die anderen Mitglieder der Friedensbewegung gefangengehalten worden waren. Er war dorthin gewandert, um sie zu retten, und das war das letzte Mal gewesen, dass er sie gesehen hatte. Und hier war er nun wieder und kratzte steife, flechtenartige Gewächse von dem staubigen Eis, während nicht weit von ihm entfernt auf einem niedrigen Bergrücken die Kuppel aufragte, funkelnd vor dem schwarzen Himmel. Er erinnerte sich daran, was damals geschehen war, als er noch jemand anderes gewesen war.
    In der Zwischenzeit waren die Schäden am Stadtzelt repariert worden, und es wurde mit Hilfe von Atmosphärenpflanzen, die Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalteten, den Wasserstoff als Treibstoff sammelten und den Sauerstoff mit Vorräten an Stickstoff und Kohlendioxid mischten, wieder mit Luft gefüllt. Anfangs fiel das Kohlendioxid als Schnee zu Boden, sublimierte jedoch, als sich die
Stadt langsam erwärmte. Und schließlich stieg die Temperatur über den Schmelzpunkt von Wassereis. Die ganze Stadt begann aufzutauen. Was einst eine gefrorene Leichenhalle gewesen war, verwandelte sich in ein stinkendes Beinhaus. Die Bäume verloren ihre Rinde und Äste, als ihr Eiskern zu schmelzen begann. Sämtliche Pflanzen welkten und zerfielen zu Schleim. Bakterien und Pilze, deren Sporen das eisige Vakuum überlebt hatten, vermehrten sich explosionsartig, und ein grässlicher Gestank von Schimmel und Fäulnis erfüllte das Zelt. Mit Methansensoren ausgestattete Drohnen suchten nach Leichen, die bisher nicht entdeckt worden waren. Ein paar Wochen lang kehrte die Mannschaft des Spions zu ihrer früheren grausigen Arbeit zurück. Danach wurde sie dazu eingesetzt, die Oberfläche der Straßen zu reparieren, die während der erbitterten Kämpfe durch Explosionen beschädigt worden waren, und die Trümmer zusammengestürzter Gebäude wegzuräumen.
    Hundertfünfzig Tage waren vergangen, seit Paris gefallen war. Der Luftdruck im Innern des Zeltes lag inzwischen bei vierhundert Millibar, dünn, aber atembar. In den meisten Stadtteilen war die Energieversorgung wiederhergestellt worden. Der Fluss floss wieder. Gespeist von einem Wasserfall im oberen Bereich der Stadt, ergoss er sich durch ein felsiges Bett zwischen Abhängen voller toter Bäume und einer abgestorbenen Parklandschaft im abschüssigen Bereich der Stadt, strömte durch die flache, bebaute Ebene des unteren Stadtbereichs und verschwand schließlich unter der Erde. Von dort wurde das Wasser in Röhren wieder zum Wasserfall zurückgeleitet. Die Aufräumarbeiten beschleunigten sich, als immer mehr Gefangene aus den abgelegenen Gegenden Diones herbeigeschafft wurden. Die Arbeitsmannschaften räumten die Trümmer weg und fällten die toten Bäume, reparierten den Endbahnhof der Eisenbahn
im oberen Bereich der Stadt, die große Luftschleusenanlage im unteren Bereich und die übrig gebliebenen Wohnhäuser.
    Die Mannschaft des Spions wurde in einem der alten rechteckigen Wohnblocks am Rand der Industriezone untergebracht, der demjenigen sehr ähnlich war, in dem der Spion gewohnt

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