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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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als wären sie aus Metall angefertigt. Er strengte sein Klang-Sehen an und bemerkte, dass sie oben mit einer Art Glas abgedeckt waren, in dem sich kleine Löcher befanden.
    Über das Glas der beiden Metalltröge beugten sich Menschen, einer neben dem anderen. Ihre Hände waren durch zahlreiche Öffnungen auf beiden Seiten der Tröge gesteckt. Es sah so aus, als ob sie mit etwas hantierten.
    Mit Fledermäusen.
    Schatten warf einen ersten Blick auf die vertrauten Gestalten unter dem Glas. Sie waren in einer einzigen langen Reihe ausgebreitet, aber jede von ihnen war durch kleine Zwischenwände von den anderen getrennt. Der Raum reichte aus, dass jede Fledermaus mit ausgebreiteten Flügeln flach liegen konnte. Schatten runzelte die Stirn. Ohne sich selbst zu bewegen schienen die Fledermäuse innerhalb der Tröge entlangzugleiten. Sie hielten nur dort an, wo außen Menschen postiert waren.
    Deren Hände langten hinein, aber Schatten konnte nicht sehen, was die Menschen mit den Fledermäusen machten, weil die Hände ihm den Blick versperrten.
    Aber er konnte die Stimmen der Fledermäuse hören, schrill in der feuchten Luft.
    „Bitte!“
    „Nein! Nein ...“
    „Warum tut ihr das?“
    Und das Schlimmste: Er konnte hören, wie sie Namen schrien, sich gegenseitig über den Raum hinweg riefen und versuchten herauszufinden, wo die Gerufenen waren, was mit ihnen passierte.
    Die Menschen arbeiteten schweigend, kalt und effizient. Er sah Männer und Frauen mit nach hinten gebundenen Haaren diese Arbeit verrichten, und er erinnerte sich daran, wie er die Menschen in der Kathedrale der Stadt gesehen hatte, wie sie da standen und beteten. Auch damals waren sie still gewesen, aber damals hatte er Ehrfurcht empfunden vor ihrer Größe und Kraft. Nun war er entsetzt über sie.
    „Ich kann nichts erkennen“, flüsterte er Marina zu. ju’s nicht!“
    Aber er konnte sich nicht zurückhalten. Er musste herausbekommen, was die Menschen taten. Er ließ sich tiefer fallen, hielt sich an der Wand fest, um nicht entdeckt zu werden, und beobachtete die Menschen. Sie waren alle so auf ihre schreckliche Arbeit konzentriert, dass sie nicht einmal aufschauten. Sie würden ihn nicht bemerken.
    „Schatten!“ Marina folgte ihm, klammerte sich mit den Krallen an ihm fest. „Komm wieder hoch. Wir müssen hier raus. Wir müssen es den anderen berichten.“
    Er schüttelte sie ab und ließ sich in schnellen, engen Kurven tiefer hinab.
    Bei den Menschen waren kleine, hohe Plattformen errichtet mit metallenen Instrumenten darauf, die in der Beleuchtung kalt glänzten. Einige waren scharf. Ihr Anblick gab Schatten einen schmerzhaften Stich im Bauch. Die Menschen nahmen ihre Instrumente und führten sie mit den behandschuhten Händen durch die runden Öffnungen an den Seiten der Tröge. Schatten hörte die Fledermäuse aufschreien.
    Seit die Eulen den Baumhort niedergebrannt hatten, war er nicht so zornig gewesen. In den Ohren brauste die Wut und für einen Augenblick konnte er nichts sehen. Er flog näher, seine Augen waren voll zorniger Tränen. Dies war nicht das Große Versprechen.
    „Schatten!“
    Er hörte Marinas Schrei und fast im gleichen Moment durchzuckte ihn ein fürchterlicher Schlag. Er kippte unkontrolliert, alle seine Glieder waren taub. Während er fiel, sah er Bruchstücke von Gegenständen. Die Spitze einer metallenen Stange, ein Menschengesicht, das Gewebe eines Netzes, das ihn umfing.
    Er befand sich in einem Trog aus Metall.
    Wie zwei Lebewesen kam ein Paar dicker Hände in Handschuhen auf ihn zu, packte ihn energisch, drehte ihn auf den Rücken und hielt ihn fest. Die Hände waren kalt und rochen scharf. Von der anderen Seite des Troges blähte sich über ihm ein zweites Paar Handschuhe. Scharf glänzte Metall. Bevor er auch nur erschrocken aufschreien konnte, glitt eine Schneide über seinen Bauch und rasierte sauber ein Stück Fell weg. Er starrte auf seine rosa Haut. Wie ein Neugeborenes, nackt und schwach.
    Die Hände zogen sich zurück und mit einem surrenden Geräusch bewegte sich der Boden des Troges weiter. Durch den Glasdeckel sah er, wie die beiden Menschen zur Seite glitten, dann rückten zwei andere Menschen auf ihn zu.
    Sein Herz raste vor Angst. Der Boden hielt an. Er sprang auf die Füße und krallte sich verzweifelt an das Glas. Er hinterließ nicht einmal Kratzer. Mit einiger Mühe drehte er sich um zu den kleinen Wänden, die ihn auf beiden Seiten einschlossen. Er warf sich dagegen. Schmerz hämmerte ihm durch

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