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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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starrte.
    »Meinst du, sie ist bei einem
anderen Mann?«, fragte er mehr den Rasen als Carla.
    »Quatsch. Julia liebt dich. Das
weißt du genau. Du und die Kinder seid ihr Ein und Alles.«
    »Ich weiß nicht. Sie hat ein
Geheimnis. Am Mittwoch war sie den ganzen Nachmittag nicht zu Hause, und als
ich sie fragte, wo sie war, hat sie etwas von Einkaufsbummel erzählt. Aber
nichts gekauft. Jedenfalls nichts, was sie mir hätte zeigen können.«
    Carla schluckte. Sie wusste genau,
dass Julia zu diesem Zeitpunkt auf der Toilette des Frankfurter Flughafens
gewesen war. Das durfte sie Wolfgang allerdings nicht sagen. Sie hatte es
längst bereut, Julia da mit hineingezogen zu haben. An wen hätte sie sich sonst
wenden können?
    »Ich
gehe jetzt zur Polizei«, stieß Wolfgang plötzlich hervor und sprang auf.
    »Das bringt nichts, Wolfi. Die
werden jetzt noch nichts unternehmen, das weißt du doch besser als ich. Du
solltest dich dieser unwürdigen Situation nicht aussetzten. ›Dem Staatsanwalt
Lahm ist die Frau weggelaufen‹ oder ›Hast du gehört, der Lahm sucht seine
Frau‹, so oder ähnlich wird es die Runde machen. Warte noch etwas. Oder meinst
du, die würden dich auf dem Revier ernst nehmen? Ich möchte nicht wissen, wie
viele dort täglich antanzen, um einen Partner als vermisst zu melden.«
    Wolfgang nahm wieder Platz.
    »Am besten, du schläfst eine
Runde, ich mache Telefondienst. Du kannst mich heute Nacht irgendwann ablösen.«
    Eine halbe Stunde später lag
Wolfgang schnarchend im Bett. Carla schaute nach ihm, deckte ihn zu und schloss
die Schlafzimmertür. Sie begann, systematisch das Haus zu durchsuchen, immer
darauf bedacht, keine Geräusche zu verursachen, immer mit einem Ohr Richtung
Schlafzimmer. Zwei Stunden später war sie durch. Trotz gründlichstem Suchen
hatte sie nichts gefunden. Blieben nur noch die beiden Kinder- und das
Schlafzimmer. Da kam sie jetzt nicht rein. Wo könnte Julia es versteckt haben?
Sie benötigte die CD dringend. Morgen war der Termin, und ohne das Material
platzte ihr ganzer Plan. Andererseits, sie traute sich kaum, den Gedanken zu
Ende zu denken, wenn Julia … Nein, sie verbot sich, den Faden weiter zu
spinnen.
    Nach und nach begann sie, die
Müdigkeit zu überrollen. Im Sitzen fielen ihr die Augen zu, sie nickte kurz
ein, um sofort wieder mit klopfendem Herzen aufzuschrecken, das Bild von Pauls
toten, starren Augen vor sich. Irgendwann war sie doch fest eingeschlafen. Als
die ersten Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht wanderten, wachte sie auf. Kaffeeduft
stieg ihr in die Nase. Wolfgang saß neben ihr.
    »Und?«
    »Nichts. Carla, ich habe Angst. Es
ist bestimmt etwas Schlimmes passiert.«
    Carla legte ihre Hand auf seine.
Dabei wurde ihr bewusst, dass sie bis zu diesem Augenblick Wolfgang noch nie
berührt hatte. Sie waren beide immer auf Distanz zueinander geblieben. Noch
nicht mal das obligatorische Küsschen rechts, Küsschen links hatten sie
ausgetauscht. Kein Wunder, nach Joes Tod war Carla nach England gegangen und
hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen. Julia lernte Wolfgang erst danach
kennen.
    Getroffen hatte sie ihn zum ersten
Mal vor vier Jahren, als Carla auf Besuch in Wiesbaden gewesen war. Ein Besuch,
der nicht folgenlos blieb. Carla unterdrückte den Gedanken daran. Da hatten sie
bereits zwei Kinder, und Wolfgang war frischgebackener Staatsanwalt. Später,
als Carla wieder nach Deutschland zurückkehrte, war sie mehr damit beschäftigt
gewesen, etwas Neues aufzubauen, als auf Familie zu machen. Telefoniert haben
wir immer, dachte Carla, Julia und ich, oft stundenlang. Plötzlich schoss ihr
ein Gedanke durch den Kopf. Wusste Julia eigentlich von Paul? Hätte nicht
längst die Polizei mit Carla und Julia reden müssen? Wusste ihr Vater Bescheid?
Wolfgang schien jedenfalls noch nicht informiert zu sein. Sie zog ihre Hand
zurück. Sie musste fort.
    »Hör zu, Wolfgang, es hat keinen
Sinn, gemeinsam hier herumzusitzen und das Telefon anzustarren. Ich lasse meine
Beziehungen spielen und versuche etwas herauszufinden. Nicht sehr
wahrscheinlich, jedoch immer noch besser als gar nichts zu unternehmen. Kommst
du mit den Kindern klar?«
    Wolfgang war mit seinen Gedanken
weit weg, trotzdem nickte er. »Die bleiben heute zu Hause. Ich werde meine
Eltern anrufen, die sollen kommen.«
    »Das ist gut. Meine Telefonnummern
hast du. Ruf mich sofort an, wenn es etwas Neues gibt.«
    Sie widerstand dem Impuls, ihn an
sich zu drücken, berührte ihn stattdessen leicht an der

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