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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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den Kopf. Warum
sie das tat, wusste sie selbst nicht. Irgendwie hatte sie das Gefühl, Stärke
zeigen zu müssen.
    »Immer noch die störrische
Querulantin. Solltest du heute besser sein lassen.« Andrej Doran war
mittlerweile vor zum Sessel gegangen und hatte Platz genommen. Er schlug ein
Bein über das andere und legte beide Arme auf die Sessellehnen. Er betrachtete
Carla unverhohlen. Vom Kopf bis zu den Füßen. Carla bewegte sich nicht.
    »Nicht sehr vorteilhaft, dein
Outfit. Kann mich da an Zeiten erinnern, in denen du andere Qualitäten
bevorzugtest.« Plötzlich erlosch das Grinsen, die Augen wurden zu Gift
sprühenden Pfeilen, seine Gesichtszüge erhärteten, sein Mund verzog sich zu
einem brutalen Schlitz. »Du hättest eine Königin werden können.«
    Carla schwieg weiter. Sie musste
schweigen. Denn jedes Wort, das ihr einfiel, hätte ihn nur noch mehr
provoziert.
    Erneut wechselte Rolozkos
Stimmung. Er richtete seinen Oberkörper auf, lehnte seinen Kopf nach hinten. Es
sah aus, als schaue er auf Carla herab. Sein rechter Arm ging nach vorne, die
Handfläche öffnete sich, ballte sich und der sich bewegende Zeigefinger lockte
Carla heran.
    Carla schritt auf ihn zu, blieb
einen Meter vor ihm stehen.
    »Die CD!«
    »Wo ist Ninus Hagen?«
    Rolozko lachte los, lachte
hysterisch, irre. Als ob er einen geheimen Schalter betätigt hätte, war er
einige Sekunden später sofort wieder wie zuvor. »Du suchst dir immer die
falschen Verbündeten. Oder besser gesagt, du schenkst dein kaltes Herz den
falschen Männern, den Verlierern. Meine CD!«
    Carla schüttelte den Kopf. »Erst
will ich wissen, ob Ninus lebt und wo er sich befindet.«
    »Es könnte sein, er lebt noch.
Könnte sein. Die Möglichkeit besteht durchaus. Vielleicht. Wer weiß? Gib sie
her, sonst erfährst du es nie.«
    »Wo ist er?«
    Rolozko streckte lediglich die
Hand aus.
    Carla gab nach. Sie legte die
Kunststoffhülle auf den Boden zwischen sich und ihn.
    »Spielchen spielen, was? Sehr
ungeeigneter Zeitpunkt, meine Liebe, sehr ungeeignet. Oder willst du wieder
austreten wie eine frustrierte Stute? Das haben wir doch hinter uns. Geh zurück
zur Tür.«
    Carla ging ein paar Schritte
rückwärts. Rolozko erhob sich, trat zur Mappe hin, wollte sich bücken, als in
seiner Jackentasche das Telefon klingelte. Er zögerte, nahm jedoch das Gespräch
an.
    Er hörte wortlos zu, sein Gesicht
blieb bewegungslos. Er schaltete das Telefon aus, überlegte kurz, hob den
Datenträger auf, steckte ihn in die Innentasche seines Jacketts und starrte
dabei unentwegt auf Carla.
    Dann bewegte sich Rolozko auf
Carla zu, seine rechte Hand war jetzt in der äußeren Jackentasche verschwunden.
Er kam näher, Carla wich zurück. Bis sie mit dem Rücken gegen die Tür stieß. Er
kam erneut ein Stückchen näher.
    »Was willst du? Bleib stehen und
sag mir, wo Ninus ist.«
    Rolozko ging einfach weiter. Er
zog die Hand aus der Tasche. Ein Klappmesser kam zum Vorschein. Ein Druck mit
dem Daumen und die Klinge schnellte hervor.
    Carla drehte sich um, drückte auf
den Griff und zog an der Tür. Verschlossen. Fernbedienbare
Schlossverriegelungen. Sie erinnerte sich. Ein Arm legte sich um ihren Hals,
unter das Kinn und bog den Kopf nach oben.
    Am Hals fühlte sie kaltes Metall.

VI. Leisten Sie uns doch Gesellschaft,
Herr Kommissar
    Wanninger hielt die Dienstwaffe mit beiden Händen
und ausgestreckten Armen. Er hatte ihn genau im Visier. Besser gesagt, der Lauf
zielte auf den Hinterkopf seines Gegners. Er war konzentriert und angespannt.
Er war ein guter Schütze. Dennoch zögerte er. Seine Gedanken überschlugen sich.
Sollte er abdrücken? Er hatte nur diese eine Chance. Wenn er nicht traf, war es
um Carla geschehen. Was ihn hauptsächlich zögern ließ, war die Glasscheibe
zwischen sich und seinem Ziel. Er hatte keine Ahnung, wie dick die Scheibe war,
ob sie aus irgendeinem Spezialglas bestand. Würde das Geschoss hindurchgehen,
ohne abgelenkt zu werden? Zu spät. Sein Ziel hatte sich herumgedreht, jetzt war
Carla in seiner Schusslinie und starrte ihn an. Ein weiterer Fehler, der auf
sein Konto ging. Noch einer, ging es ihm durch den Kopf. Ich hätte es ihr nicht
erlauben dürfen.

     
    Carla hatte sich von ihrem Vorhaben, in Rolozkos
Haus zu gehen, nicht abbringen lassen. Mit ungutem Gefühl aber auch der
Einsicht, sie nicht zurückhalten zu können, folgte ihr Wanninger und holte sie
im Treppenhaus ein. Schweigend gingen sie zu Carlas Wagen, stiegen ein und
Carla fuhr vom Präsidium

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