Sonnenkoenig
aus durch die Innenstadt bis zur Sonnenberger Straße.
Dort hielt sie an und Beppo legte ihr die Hand auf den Arm. »Sei vorsichtig und
gehe kein Risiko ein. Versprich es mir.«
Carla nickte. Beide stiegen aus
und gingen um den Wagen herum. Carla öffnete den Kofferraumdeckel und Beppo
krabbelte hinein. Das Auto fuhr los. Wanninger schwitzte und jede
Straßenunebenheit wirkte wie ein Schlag gegen den ganzen Körper. Es ging eine
Zeit lang stetig geradeaus, irgendwann bog der Wagen nach rechts ab, eine
kurvenreiche Steigung folgte, wieder ein Abbiegen. Der Wagen stoppte. Er hörte
undeutlich eine Stimme, der Wagen setzte sich in Bewegung. Wieder ging es
leicht bergauf. Der Wagen hielt erneut, der Motor wurde abgestellt und kurz
darauf öffnete sich der Kofferraumdeckel. Carlas ernstes Gesicht erschien über
ihm, in ihren Augen lagen Trauer und panische Angst. Er blinzelte ihr zu, sie
nahm die Mappe und schloss den Deckel, wie vereinbart, ohne das Schloss
einrasten zu lassen. Er hörte ihre Schritte, dann war es totenstill. Beppo
konzentrierte sich ganz auf die Geräusche in seinem Ohrstöpsel. Er vernahm eine
Männerstimme und kurz darauf das Schließen einer Tür. Das hatte schon mal nicht
geklappt. Vorsichtig drückte er den Deckel ein Stück nach oben. Durch den
schmalen Spalt peilte er die Lage. Außer Bäumen und dem leeren Platz war nichts
zu sehen. Er vergrößerte den Spalt, bis er zu den Baumspitzen hinauf schauen
konnte. Er suchte nach Überwachungskameras oder anderen Warnsystemen. Nichts.
Okay. Jetzt oder nie. Flink öffnete er den Deckel ein weiteres Stück, rollte
sich über die Kante hinaus und schlug ziemlich unsanft auf dem Boden auf.
Schnell kniete er sich auf und verschloss den Kofferraum. Vorsichtig lugte er
um den Wagen herum. Links, rechts. Kein Mensch zu sehen. Er inspizierte die
Fenster, bemerkte die Kameras neben der Eingangstür. Spontan beschloss er, nach
rechts zu laufen, um sich von der Seite her anschleichen zu können. Dort gab es
eine hohe, akkurat gestutzte Hecke, die sich direkt an die Hauswand anschloss.
Sie lief bis hinunter zur Mauer, die das gesamte Areal umgab. Dort müsste
dennoch ein Durchkommen sein, überlegte Beppo und flitzte in gebückter Haltung
los. An der Hecke angekommen, legte er sich flach auf den Boden und schaute
zwischen dem Heckengeäst hindurch. Er sah eine große Rasenfläche, in deren
Mittelpunkt eine Art Pavillon stand. In der ersten Hälfte der Hauswand gab es
nur im oberen Stock Fenster, einen Balkon. Die zweite Hälfte schien aus einer
einzigen Glasfront zu bestehen.
»Scheiße«, fluchte der Kommissar
leise vor sich hin. Das war wohl die falsche Seite. Da war sicherlich kein
Eindringen möglich. Während dieser ganzen Aktion hatte er natürlich ständig dem
Gespräch zwischen Carla und Rolozko gelauscht. Obwohl es ziemlich stark hallte,
war die Übertragung gut. Carla hatte bisher kaum etwas gesagt. Lediglich
Rolozko redete, beziehungsweise befahl in rüdem Ton. An einer Stelle gab es in
der Hecke eine etwas größere Lücke. Groß genug, damit der schmalschultrige
Kommissar durchpasste. Er versicherte sich nochmals, nicht irgendwelche Drähte
oder Lichtschranken übersehen zu haben, fand nichts dergleichen und zwängte
sich nun, auf dem Rücken robbend, hindurch. Dummerweise blieb er mit der
Außentasche seiner Cordjacke an einem Ast hängen. Er zerrte so lange kräftig
daran, bis der Stoff riss. Ein weiterer Fehler. Denn nicht nur die Jacke war
hinüber, er hatte dabei wohl auch den Stecker des Ohrhörers aus dem
Empfangsgerät gerissen, denn die Geräusche und Stimmen aus dem Haus verstummten
schlagartig. Als er auf der anderen Seite der Hecke lag und seine Verkabelung
wieder herrichten wollte, stellte er fest, dass nicht der Stecker
herausgezogen, sondern das Kabel abgerissen war. Na super. Beppo beschloss nun,
weniger Vorsicht walten zu lassen, um möglichst schnell ins Haus zu gelangen.
Er stand auf und rannte an der Hauswand entlang bis zu der Stelle, an der die
Fensterfront begann. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Seine Augen irrten umher,
erforschten das große, lang gezogene Zimmer. Dann gefroren seine Adern. Er sah,
wie Carla den Raum verlassen wollte, Rolozko sie von hinten packte,
zurückzerrte und ihr ein Messer an den Hals setzte. Wanninger sprang nach
vorne, zog seine Pistole und legte an.
Carla versuchte,
Beppo mit den Augen ein Zeichen zu geben. Doch bevor er überhaupt eine Chance
hatte zu reagieren, drückte sich ein harter
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