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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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Lediglich
zwei anonyme Handynachrichten, die von sonst wem stammen konnten und Carlas
Aussage, es handele sich bei Rolozkos Unterlagen um brisantes Material. Er
glaubte ihr. Wer sonst noch? Er musste eine Entscheidung treffen und das tat er
auch.
    »Okay, in Gottes Namen. Lass dich
auf nichts ein. Keine Diskussion, keine Fragen. Am besten wäre es, du
klingelst, legst die CD vor die Haustür und verschwindest sofort wieder.«
    »Wie erfahren wir, wo er Ninus
versteckt hält?«
    Beppo hob die Schultern.
    »Nein«, sagte Carla. »Ich gehe
rein und gebe ihm das Zeug erst, wenn ich Ninus sehe.«
    »Das wird nicht funktionieren.
Ninus befindet sich sicherlich nicht in Rolozkos Haus. Gerissen, wie der Kerl
ist.«
    »Hast du einen besseren
Vorschlag?«
    Wieder hob der Kommissar die
Schultern.
    »Ich muss los und …«, sie zögerte,
»… es ist meine Entscheidung, meine Verantwortung. Ich habe diese ganze Scheiße
angeleiert und ich werde Ninus befreien. Rolozko wird nicht ungeschoren
davonkommen, dafür werde ich sorgen.«
    Die Entschlossenheit und der
gefährliche Unterton in Carlas Stimme beunruhigten Beppo noch mehr. »Versuche,
wenn du ins Haus gehst, die Haustür nur anzulehnen. Vielleicht kann ich dir
unbemerkt folgen.«
    »Das werde ich«, versprach Carla
und stand auf. Bevor sie den Raum verließ drehte sie sich noch einmal um:
»Denke daran, Rolozkos Anwesen ist rundherum von einer hohen Mauer umgeben.
Überall sind Kameras angebracht, die fast jeden Winkel des Grundstücks
bewachen.«

     
    Eine halbe Stunde
später stand sie vor der Einfahrt zu Rolozkos Haus. Sie ließ die Scheibe ihres
Wagens herunter. In der das Grundstück umfassenden Mauer war eine Klingel- und
Gegensprechanlage samt Videokamera eingebaut. Sie drückte auf den weißen
Schalter. Ein Piep ertönte und ein rotes Licht unterhalb des Kameraauges
blinkte auf.
    »Ich bin’s«, sagte Carla, worauf
die beiden Flügel des Tores, wie von Geisterhand bewegt, nach innen
aufschwangen. Carla fuhr langsam hinein, so langsam es eben ging. Hinter ihr
schloss sich das Tor sofort wieder. Der asphaltierte Weg führte sanft
ansteigend, an alten, mächtigen Akazienbäumen vorbei, hinauf zum Haus. Die
sommerliche Abendsonne stand tief und blinzelte zwischen den Ästen. Carla
durchfuhr einen ständigen Wechsel von Licht und Schatten. Sie parkte den Wagen
seitlich von der Treppe, die zum Eingang hinaufführte. Sie wusste von den
Kameras, die auf sie gerichtet waren und jede ihrer Bewegungen verfolgten.
Immerhin hatte sie über ein Jahr in diesem Haus gelebt   –
gelebt ist das falsche Wort, dachte sie. Gelitten passt da eher. Sie stieg aus,
ging zum Heck, öffnete den Kofferraum und nahm die CD heraus. Vorsichtig
drückte sie die Klappe wieder nach unten, darauf bedacht, das Schloss nicht
einrasten zu lassen. Sie stieg die Stufen hinauf, und als sie an der Tür ankam,
öffnete sie sich. Da stand er. Feist grinsend und gleichzeitig ängstlich an ihr
vorbei auf ihr Auto und das Gelände blickend. Carla musste sich zusammenreißen,
um sich nicht mit geballten Fäusten auf ihn zu stürzen. Aufgestauter Hass und
unbändige Wut wollten aus ihr herausbrechen. Sich auf dieses Schwein stürzen und
es totschlagen. Noch hatte sie sich im Griff, siegte die Vernunft. Noch.
    »Komm rein«, befahl er. Sie
zögerte. Er blieb stehen, winkte ihr, an ihm vorbeizugehen. Was sie schweren
Herzens tat. Er schloss hinter ihr die Tür. »Ins Sonnenzimmer!«
    Wenn die Situation nicht derartig
brisant wäre, hätte Carla laut losgelacht. Noch immer spielte er den König, den
Herrscher über Leben und Tod, den Verteiler von Gunst und Ächtung. Seine
Günstlinge schienen sich ebenso wie sein gesamtes Sonnenreich in Luft aufzulösen.
Sie zwang sich, nichts zu sagen. Zielstrebig ging sie in das bezeichnete
Zimmer, ein sich lang erstreckender Raum, auf dessen aus Holzintarsien
bestehendem Fußboden ein roter Läufer lag, der von der Tür bis zum anderen Ende
des Raums reichte. Dort stand ein mächtiger Ohrensessel. Die rechte Wand war
eine einzige Fensterfront. Die linke war mit Spiegeln verkleidet, die von der
Decke bis zum Boden reichten. Lediglich in der Mitte wurde die Spiegelwand
unterbrochen. Dort befand sich ein offener Kachelofen, in dem ein Feuer
loderte. Der König friert, mitten im Sommer, schoss es Carla durch den Kopf.
Auf halbem Weg von der Tür zum ›Thron‹ standen zwei Stühle. Rolozko deutete
dorthin. »Setz dich!«
    »Ich stehe lieber.«
    »Setz dich.«
    Carla schüttelte

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