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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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ob er den benutzen könne. Er hat Franz Brandl auf dem Handy angerufen und den Plan dann gefaxt bekommen.«
    »Ach. Von wo aus?«
    »Ich habe das Fax mit Sendebestätigung. Die Uhrzeit stimmt. Es ist im Büro von Puster abgeschickt worden und an die Wirtschaft gegangen, wo die Jäger gewartet haben. Da haben wir Verzehrbelege, wird alles abgesetzt, Geschäftsessen sind das.«
    »Aber wenn das Fax aus dem Puster-Büro stammt, heißt das nicht, dass der Brandl es geschickt hat«, erwiderte Felix. »Schließlich hat er behauptet, er wäre mit seinem Hund Gassi gewesen, anstatt auf die Jagd zu gehen, und er erinnert sich nicht mehr, wo.«
    »Er könnte den Plan auch an jemanden geschickt haben, der am Samstag ohnehin in der Firma ist. Es waren doch einige seiner Kollegen mit von der Partie.«
    »Klar! Die arbeiten rund um die Uhr in dieser Firma. Vielleicht trifft man sich vor der Jagd im Büro?«
    »Wir können überprüfen, wer wann da war. Die haben doch die Kamera am Eingang, das ist kein Problem.«
    »Gute Arbeit, Johannes«, lobte Felix. »Du hast dir also gedacht, dass der Mörder von Gerd Jensen den Plan gekannt haben wird, wer wo steht. So weit waren wir auch schon. Doch du hast einen Schritt zurück gedacht, du hast dich gefragt, ob das der Brandl-Plan war oder der seines Stellvertreters, was wir in Anbetracht von zuerst einmal zweiundzwanzig Tatverdächtigen übersehen haben …«
    »Nicht direkt. Es gibt eine Notiz in einer Akte, dass man das checken sollte, ist wohl untergegangen.«
    »Sehr gute Arbeit, Johannes.« Felix fühlte sich wie neu belebt. Es tat gut, klar zu denken. Mord, Fragezeichen, Lösung. So sahen die Gleichungen aus, in denen er sich sicher fühlte. »Wir haben schon sehr bald ausgeschlossen, dass irgendein Jäger getötet werden sollte. Wir haben uns darauf geeinigt, davon auszugehen, dass Gerd Jensen gemeint war. Dass es keine Verwechslung gab – als er erschossen wurde, war er allein. Wenn der Mörder mehrere Jäger hätte erledigen wollen, wäre er anders vorgegangen, und Naturschützer sind im Normalfall keine Mörder. Wie heißt der Jagdleiter, der den Brandl vertreten hat?«
    »Florian Sanktjohanser«, sagte Johannes wie aus der Pistole geschossen. »Er gehört zu den wenigen, dessen Waffe nicht benutzt war, da hatten wir ja drei Stück.«
    Felix’ Gedanken überschlugen sich förmlich. Er hatte ein Dutzend Ideen, was jetzt zu tun wäre. Dann fiel ihm ein, dass er nichts davon tun konnte.
    »Felix?«, fragte Johannes. »Bist du noch dran?«
    »Hm.«
    »Was soll ich jetzt machen?«, wollte Johannes wissen. »Gibst du das weiter?«
    »Nein, Johannes. Das erzählst du alles der Laura, nein, erzähl es dem Chefbauer und der Laura, vielleicht kannst du es so einrichten, dass beide gleichzeitig es hören. Wenn du erst zum Chef rennst, könnte die Laura sich übergangen fühlen, vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit. Ach bestimmt, das kriegst du schon hin.«
    »Aber ich dachte, dass du …«
    »Ich bin draußen, Johannes. Danke … Kollege.«

51
    Warum meldete er sich nicht auf meine SMS ? War er im Dienst? Oder hegte er dieselbe Befürchtung wie ich, dass ich etwas in mir trug, was ich nicht wollte, weil ich das Leben, das ich glaubte, dann führen zu müssen, im Moment nicht erstrebenswert fand. Kein Sport. Flipper weggeben, zusammenziehen, regelmäßig kochen, die Schmutzwäsche vereint in einer Maschine, womöglich heiraten und schrumpfen, wie all die Frauen in den Umkleidekabinen, die ihre Sätze mit Er meint, Er sagt, Er glaubt, Er denkt begannen, obwohl sie Anwältinnen, Architektinnen und Zahnärztinnen waren, selbstbewusst und stark nur noch im Job. Es war nicht so, wie manche Philosophen früher geschrieben hatten, dass Frauen zu dumm zum Denken waren, allein konnten sie das sehr gut, doch mit einem Mann an ihrer Seite bauten sie ab, manche rapide.
    Meine Oma war schon viele Jahre tot. Doch es gab Stunden, in denen vermisste ich sie, als wäre sie mir eben erst fortgerissen worden. Zu ihrem Grab zog es mich nie. Ich war sehr selten dort. Ein Gärtnerbetrieb pflegte es nach meinen Vorstellungen. Ich wusste genau, welche Blumen meine Oma mochte, denn ich hatte meine Kindheit in ihrem Schrebergarten verbracht. Mit dem Rad fuhr ich, Flipper in langen Sprüngen und mit in Regenbogenfarben blinkendem Halsband neben mir, zu der Gartenkolonie im Westend, wo meine Oma in unseren glücklichen Zeiten ein Grundstück gepachtet hatte. Um elf Uhr nachts im September konnte ich relativ

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