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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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Zähne aus seinem hinteren Oberschenkel zu entfernen. Er hatte keine Chance, Flipper hatte sich festgebissen und würde nicht mehr loslassen … Obwohl der zweite Mann mir bedrohlich näher kam, konzentrierte ich mich auf Flipper. Wenn sein Gegner ein Messer oder einen Revolver zog, musste ich zu ihm. Ich musste den neuen Angreifer ausschalten, damit ich Flipper beschützen konnte. Doch der half sich selbst, sein tonnenschwerer Biss zwang den Mann zu einem brüllenden Tanz. Wild versuchte er, den Hund zu schlagen, zu treten, doch da Flipper an seiner Beinrückseite hing und er sich noch immer kaum aufrichten konnte nach meinem Schlag, hatte er keine Chance. Ich schon. Der zweite Angreifer versuchte mich mit der Schlaufenstange zu treffen. Ich blockte mit der Handkante, drehte ihm den Stock aus der Hand und stieß damit zu. Schräg nach oben, in sein Gesicht. Noch ein Volltreffer, wie ich am gurgelnden Spucken erkannte. Das konnte ein Zahn gewesen sein. Mit dem rechten Fuß schickte ich einen Yopchagy in seinen Unterleib. Er klappte zusammen, und ich setzte mit einem Kantenschlag, Yoksudo, in sein Genick nach. Er taumelte, erwischte mich mit der Faust an der Backe, ehe er zu Boden ging, packte meinen linken Knöchel. Ich trat mich frei, strauchelte, stürzte, sprang wieder auf, und trat mit voller Wucht in sein Knie. Ein hässliches Knirschen meldete mir, dass er nun wohl eine Weile liegen blieben würde, brüllend vor Hass und Wut. Und Schmerz. Ich hatte nicht mehr viel Zeit. Mein Vorteil lag in meiner Schnelligkeit, jahrelangem Training und der ausgefeilten Technik. Kräftemäßig war ich den beiden unterlegen. Der Mann am Boden wühlte in seiner Jackentasche. »Flipper!«, rief ich. Wir mussten in die Wohnung. Dort waren wir in Sicherheit. Ich tastete schon nach dem Schlüssel, da sah ich den Dritten. Er kam aus meinem Hauseingang gestürmt! Wie viele waren es noch? Womöglich bereits in meiner Wohnung? »Flipper, hier!« Er gab sein Opfer frei. Das richtete sich viel zu schnell auf, wenn auch brüllend wie ein angestochenes Schwein. Im Vorbeilaufen sprang ich hoch in die Luft, zielte mit rechts und trat mit links seitlich an sein Kinn. Der Mann kippte weg. Mein Herz pumpte Adrenalin in Strömen durch meinen Körper. Ich rannte wie eine Wahnsinnige zur Isar. Mit langen Sprüngen lief Flipper neben mir. Ich dachte nicht darüber nach, wohin, ich musste rennen, rennen, rennen. Die wenigen Spaziergänger, die uns begegneten, wichen uns erschrocken aus.

52
    Johannes Winters Gesicht leuchtete tomatenrot, als er sein Handy verlegen in die Hosentasche steckte. Inständig hoffte er, Felix Tixel möge sein gehauchtes »Ich hab dich lieb« nicht gehört haben. Es war die erste Begegnung seit ihrem Telefonat. Johannes war den ganzen Tag mit Laura unterwegs gewesen, und Felix würde an diesem Donnerstagabend nach weiteren Zeugen für die Messerstecherei in der Eisdiele suchen.
    »Nicht der schlechteste Job, oder?«, grinste er Johannes an, »dienstlich Eis essen.«
    »Es macht dir nichts aus?«, fragte Johannes unsicher.
    »Ich mag Eis«, sagte Felix, zögerte und fügte hinzu: »Außerdem ist ein Teil unseres Teams noch an dem Jägerfall dran. Du.«
    »Ich!«
    »Sicher. Du wirst das schon schaffen.«
    »Das ist wirklich eine verrückte Situation. Normalerweise überführen wir einen Täter. Wir beweisen, dass er die Tat begangen hat. Diesmal rennen wir rum, um zu beweisen, dass der Kreitmayer es nicht getan hat.«
    »Vielleicht sollte man den Hund von dem Brandl exhumieren lassen.«
    »Was?« Johannes riss die Augen auf.
    Felix lachte. Völlig unbekümmert wirkte er, und Johannes konnte ihn wieder einmal überhaupt nicht einschätzen.
    »Wenn wir schon keine Spuren von der Tatwaffe haben – vielleicht steckt noch was im Hund.«
    »Ja … geht das denn?«, stammelte Johannes. »Einen Hund? Wer ist dafür zuständig? Wer unterschreibt das? Das habe ich ja noch nie gehört.«
    »Ich auch nicht«, schmunzelte Felix.
    »Also war das ein Witz?«
    »Wer lebt von den alten Mitarbeitern bei Puster noch, mit denen der Kreitmayer gearbeitet hat?«, fragte Felix. »Da gibt es einen Direktor Briegel und eine Frau Drexl, das war eine Sekretärin. Wie alt sind die? Können die uns irgendwie weiterhelfen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie kannten den Kreitmayer bestimmt gut, er hat positiv über sie gesprochen, Sympathie ist meistens gegenseitig, während Verliebtheit auch einseitig bestehen kann.«
    Johannes starrte Felix an. Die Röte

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