Sophie und der feurige Sizilianer
wie dein Vater mit seinen hohen Idealen! Und wohin hat ihn das gebracht? Wen interessiert es jetzt noch, wofür er gestanden hat, nachdem er tot ist und seine sinnlosen Grundsätze mit ihm begraben wurden?“
Marco verschaffte seiner Frau nicht die Genugtuung zu bemerken, wie sehr ihn ihre grausamen Worte verletzten. Die einzige Chance, sich selbst zu schützen, war, sich völlig unbeteiligt und kalt zu zeigen. Das wiederum ermunterte Allegra, das Messer noch mal in der Wunde umzudrehen, nur um herauszufinden, wann ihr Mann zurückschlagen würde.
Sie hatte nicht ihn geliebt, sondern den Namen Speranza, das Familienvermögen und alles, was man sich dafür kaufen konnte – inklusive gesellschaftlichem Ansehen, das sie konsumierte wie eine Droge.
Inzwischen hatte Marco die letzte Treppenstufe erreicht, er holte tief Luft und verbannte die quälenden Erinnerungen energisch aus seinen Gedanken. Dann überlegte er, welche Richtung er jetzt einschlagen sollte.
Wo war Sophie nur geblieben?
Als Erstes würde er den Westflügel systematisch absuchen. Als er sich schon dem linken Flügel zuwenden wollte, hörte er eine gedämpfte Stimme, die ihn innehalten ließ. Mit wem unterhielt Sophie sich da?
„Ach du lieber Himmel!“
Der entgeisterte Ausruf zog Marco zu dem Zimmer, das er seit Langem ganz bewusst nicht mehr betreten hatte. Während er die Tür öffnete, bereitete er sich innerlich schon auf den Anblick einer schwarzen Seidentapete mit goldenen chinesischen Schriftzeichen vor. Und auf ein gewaltiges Wasserbett, das den größten Teil des Raums einnahm. Dieser Schrein schlechten Geschmacks war Allegras privates Schlafgemach gewesen.
Auf der Türschwelle blieb Marco stehen. Den riesigen Deckenspiegel über der Spielwiese, auf der er seine Frau in den Armen seines besten Freundes erwischt hatte, hatte er ganz vergessen. Keine besonders schöne Erinnerung, aber auch keine, die ihn damals vernichtet hatte. Zu dieser Zeit war seine Ehe längst am Ende gewesen, und Allegra hatte nicht mehr die Macht geglaubt, ihn zu verletzen. Sie widerte ihn nur noch an.
„Ich fasse es nicht!“
Sophie stand mit dem Rücken zu ihm vorm Bett und sprach mit sich selbst. Sie war so offensichtlich geschockt, dass Marco sich ein Lachen verkneifen musste. Nie zuvor hatte er in diesem Raum eine ähnliche Regung verspürt.
Als Sophie sich vorbeugte, vorsichtig mit der Hand auf das Wasserbett drückte und zurückzuckte, weil die Matratze nachgab, fing Marco an, sich ehrlich zu amüsieren. Besonders, da auch noch ein Kommentar folgte.
„Du hast offenbar ein sehr behütetes Leben geführt, Sophie Balfour.“
Schon wollte er ihr zustimmen und sich damit bemerkbar machen, da richtete sie sich auf. Zum ersten Mal registrierte Marco überrascht, dass seine neue Raumgestalterin eine Taille hatte. Noch dazu eine, die er leicht mit seinen Händen hätte umspannen können.
Die schlecht sitzende Jeans und das ausgeleierte T-Shirt, das sie trug, schienen ihre anziehenden Formen auf eine seltsame Art noch zu betonen. Und wäre Marco nicht strikt dagegen gewesen, Berufliches und Privates zu vermischen, hätte er sie nur zu gern genauer erforscht.
Wer sollte aber auch ahnen können, dass sich unter Sophie Balfours zeltähnlicher Uniform ein Körper verbarg, der zu sündhaften Fantasien geradezu einlud? Eine extrem weibliche Figur, mit aufregenden Kurven und einer Wespentaille, die jede Sanduhr beschämen würde.
Als Sophie sich leicht zur Seite wandte, schluckte Marco trocken und ließ seinen hungrigen Blick über ihre prallen Brüste wandern, die sich unter dem dünnen Baumwollshirt herausfordernd abzeichneten.
Was war eigentlich gegen eine kleine Affäre einzuwenden, die keinem schaden würde? Soweit er wusste, war Sophie Balfour ebenso wenig in festen Händen wie er selbst. Vielleicht beflügelte eine heiße sizilianische Liebesnacht sogar ihre Fantasie und heizte gleichzeitig ihre Kreativität an, was der Arbeit am Palazzo nur zugutekommen würde.
Warum sich also nicht auf eine Frau … nein, auf ein Mädchen einlassen, das noch erröten konnte und gleichzeitig alle Attribute einer gefährlichen Sirene besaß?
Grundgütiger! Was ist nur mit dir los? rief Marco sich zur Ordnung.
Allein mit dem vagen Gedanken zu spielen, Sophie Balfour zu verführen, zeigte ihm, dass er allmählich den Verstand verlor. Wenn er das verhindern wollte, sollte er sich schnellstmöglich mit einer Frau verabreden, die wie er der Auffassung war, dass Sex
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