Sophies Melodie (German Edition)
Dirk stets im Hintergrund. Sie hatten bewusst diesen Weg der namenlosen Begleitband gewählt, ließen sie Sophie wissen.
Schließlich saß auch noch Jana Burkhard, Dirks Frau, mit am Tisch. Sie war wasserstoffblond und perfekt gestylt. Obwohl sie die dreißig schon sichtlich überschritten hatte, war sie wie ein Teenager gekleidet und kicherte ständig. Sophie fragte sich insgeheim, wie ein talentierter und offensichtlich auch intelligenter Mann wie Dirk Burkhard nur an eine derart oberflächliche Person geraten sein konnte. Helen schien sich das ebenfalls zu fragen. Man konnte deutlich spüren, dass die beiden Frauen sich nicht besonders viel zu sagen hatten.
Constantin Afra blieb den ganzen Abend über wortkarg. Die meiste Zeit schien er mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Er lachte nicht ein einziges Mal mit, und er übersah vor allem Sophie geflissentlich. Sie fand sein Verhalten ihr gegenüber zwar fast schon ein wenig unhöflich – schließlich war sie ja Gast in seinem Haus –, versuchte aber, sich nicht darüberzu ärgern. Stattdessen begann sie ihn möglichst unauffällig zu beobachten. Schließlich sollte sie ja ein Buch über den Mann schreiben.
Er saß an seinem Platz, aß und trank schweigend und blieb bei allen Gesprächen eher unbeteiligt. Eigenartigerweise schienen sich alle am Tisch perfekt darauf einzustellen. Niemand stellte ihm eine Frage oder bezog ihn auf andere Weise direkt in ein Gespräch mit ein. Man schien ihn einfach als stillen Zuhörer und Beobachter zu akzeptieren – und doch wirkte er nicht ausgeschlossen, ganz im Gegenteil! Es kam Sophie sogar viel eher so vor, als würde gerade er den Mittelpunkt der Gemeinschaft darstellen.
Eine Weile versuchte sie herauszufinden, woran das lag, kam aber zunächst zu keinem befriedigenden Ergebnis. Alles, was sie registrierte, war seine unglaubliche Präsenz. Constantin Afra hatte ohne Frage nicht nur auf der Bühne eine äußerst charismatische Ausstrahlung. Vielleicht lag darin sein Geheimnis. Zu ihrer Überraschung glaubte Sophie an ihm eine Art Erleichterung zu erkennen, als das gemeinsame Essen schließlich beendet war und sich die Mitglieder der Band bis auf Fabian und Helen verabschiedeten und in ihre Zimmer zurückzogen.
Helen griff nach Sophies Hand und zog sie hinter sich her in den Wohnbereich. Auch dieser Raum war alles andere als gewöhnlich. Obwohl er die enorme Größe eines Ballsaals aufwies, wirkte er absolut nicht ungemütlich. Unter einer beeindruckenden schwarzen Ledercouch, auf der mindestens zwanzig Personen bequem Platz nehmen konnten, lag ein dicker champagnerfarbener Teppich. Wenn man auf der Couch saß, betrachtete man unvermeidlich einen gemauerten Kamin aus dunkelrotem Backstein, dessen Sims aus spiegelndem Onyx bestand. Ausdrucksstarke Antiquitäten und schlichte, moderne Möbel waren hier geschickt aufeinander abgestimmt worden. Abermals fielen Sophie auch hier die geschmackvollen Gemälde auf.
Vor einer gewaltigen Fensterfront stand ein schneeweißer Flügel, und direkt dahinter ging der Raum in eine Art Esszimmer über. Dort dominierte ein überdimensionaler Rauchglastisch, umstanden von etwa zwanzig schlichten Stühlen, die genau wie die Couch mit schwarzem Leder bezogen waren. Links daneben führte ein breiter, offener Bogengang in die angrenzende Bibliothek. Sophie konnte es kaum abwarten, einen Blick hineinzuwerfen.
Der eigentliche Clou des Wohnbereichs war wohl der Blick durch die raumhohe Glasfront auf der gesamten rechten Seite. Hinter einem großen Teil dieser Fenster dampfte das Wasser eines Swimmingpools, der dort unter einer gläsernen Kuppel lag. Sophie sah erst beim genaueren Hinschauen, dass der Pool nicht im Freien lag, sondern in einer Art Wintergarten regelrecht eingebettet war. Der andere Teil der Panoramascheiben gab den Blick auf eine beleuchtete, wunderschöne Terrasse frei.
Constantin und Fabian unterhielten sich leise miteinander. Sie standen, jeder ein Getränk in der Hand, vor dem gläsernen Eingang zum Pool.
Sophie registrierte nur nebenbei, dass Fabian offenbar Whiskey trank, während sich in Constantins Glas nur Wasser befand. Auch während des Essens hatte er keinen Wein getrunken wie all die anderen am Tisch, das war ihr vorhin bereits aufgefallen.
Die Frauen machten es sich auf der Couch gemütlich. Ihre frisch gefüllten Weinkelche standen auf dem niedrigen Glastisch vor ihnen. Sophie blickte aus dem Fenster. Die Terrasse und ein großer Teil des Gartens wurden durch
Weitere Kostenlose Bücher