Sophies Melodie (German Edition)
Knien endete. Ihre kleinen Füße mit den zartrosa lackierten Zehennägeln steckten in hohen, ebenfalls schwarzen Riemchensandaletten. Sie war dezent, aber ziemlich wirkungsvoll geschminkt, und ihre naturgelockten Haare hatte sie offensichtlich glatt geföhnt, sodass sie nun scheinbar ein gutes Stück länger waren. Die weichen dunklen Wellen umrahmten sanft ihr Gesicht. Der Kontrast war bezaubernd. Sophie wirkte reifer, ohne dabei älter auszusehen, und sah ungeheuer sexy aus.
Wieder lachte sie auf. „Conny, meine Güte, du tust ja gerade so, als würde ich ein sagenhaft aufregendes Abendkleid tragen! Dies ist doch nur ein normaler Rock. Du bist echt süß.“
„Dreh dich noch mal herum, Baby! Dieser Rock ist … wow!“
„Nun sei nicht albern, du …“ Als sich ihre Blicke trafen, blieb ihr im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. Seine Augen schienen ein eigenes, gleißendes Licht auszustrahlen.
„Eigentlich kann ich jetzt unmöglich unter Menschen gehen“, bekannte er mit hörbar heiserer Stimme. „Aber wenn ich jetzt meinen übergroßen Trieben freien Lauf ließe, würde ich nur die ganze Pracht zerstören und du müsstest wieder von vorn damit beginnen, dich so aufzubrezeln. Also lass uns ganz schnell hier rausgehen, damit ich dich in dieser Aufmachung wenigstens nicht mehr vor einem einladenden Bett als Hintergrund sehe. Die Kombination ist mir nämlich entschieden zu nervenaufreibend.“
Eine halbe Stunde später schlängelten sie sich bereits durch den zäh fließenden Großstadtverkehr. Da Sophies Auto noch immer vor ihrer Wohnung parkte, hatte sich Constantin nach kurzer Überlegung dafür entschieden, selbst zu fahren. Deshalb saßen sie nun in einem unauffälligen dunkelblauen Kleinwagen des Hotels, den Clemens Brehlow ihnen gern zur Verfügung gestellt hatte.
Zum wiederholten Male sah Sophie Constantin von der Seite an und grinste. „Glaubst du wirklich, dass diese riesige Sonnenbrille dich irgendwie schützt?“
„Ja.“
„Die Baseballkappe steht dir auch nicht, Conny.“
„Ich weiß, aber sie erfüllt ebenfalls ihren Zweck. Nimm es hin, okay?“ Endlich bog er in die Straße ein, in der das Verlagsgebäude des „Diskurs“ lag. „Gibt es eine Tiefgarage?“
„Ja, und ich habe sogar einen eigenen Stellplatz.“
„Heute ist mein Glückstag!“
„Du bist neurotisch, Conny.“
„Nein, nur erfahren, Baby.“
Zu Constantins grenzenloser Erleichterung schafften sie es nahezu unbeachtet in den Fahrstuhl und in die oberste Etage des Gebäudes. Als sie endlich auf einem sehr langen und absolutmenschenleeren Flur standen, zog er sich die Kappe vom Kopf und nahm die Sonnenbrille ab.
„Na endlich! Da ist mein Conny ja wieder.“
„Du wirst noch eine ganze Menge lernen müssen, Wuschelkopf.“
„Komm, ich stelle dich Hannes vor. Er wird dir gefallen, das weiß ich.“
Sophies Chef gefiel ihm tatsächlich.
Nach einer zunächst etwas förmlichen Begrüßung genoss Constantin sogar das erfreulich unverkrampfte Gespräch, das sie schließlich miteinander führten. Das grau melierte, aber noch volle Haar von Johannes Kramer und die kleine goldfarbene Nickelbrille ließen den Mann äußerst vertrauenerweckend und nicht weniger sympathisch erscheinen. Vor allem war unübersehbar, mit welcher Zuneigung er an Sophie hing. Constantin vergaß fast, dass er einem Journalisten gegenübersaß.
„Du siehst übrigens umwerfend aus, mein Mädchen.“
„Danke, Hannes! Ich fühle mich auch fantastisch.“
Johannes Kramer bedachte Constantin mit einem warmen Lächeln. „Sie tun ihr offenbar gut.“
„Ich gebe mir Mühe.“ Constantins Lächeln blieb verhalten. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich unter den Augen des älteren Mannes plötzlich tatsächlich wie ein unerfahrener Schuljunge, der seine Angebetete zum ersten Rendezvous abholen wollte und sich unverhofft dem gestrengen Blick ihres Vaters ausgesetzt sah.
„Wo treibt sich eigentlich Mama wieder rum, und wie geht es ihr?“, fragte Sophie. „Seit wir gestern hier angekommen sind, versuche ich sie anzurufen, aber ohne Erfolg. Ich nehme an, ihr Handy liegt mal wieder in irgendeiner Schublade.“
„Das Mobiltelefon hat sie vor einiger Zeit vor lauter Wut in den Müll geworfen. Sie hasst diese Dinger, aber das weißt du ja. Nun hat sie spontan beschlossen, dass sie ohne viel glücklicherist. Im Übrigen hast du sie leider verpasst. Deine Mutter ist für einige Tage mit ihrer Freundin Ariane an die See gefahren und kommt erst am
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