Sophies Melodie (German Edition)
weiß, dass ich die Fans maßlos enttäuschenwerde, und mir ist auch klar, dass mich das so ganz nebenbei ein kleines Vermögen kosten wird, aber ich bin schlicht am Ende. Ich hoffe … ich hoffe wirklich, du und die anderen Jungs nehmt mir das nicht allzu übel. Selbstverständlich werde ich euch alle für den Ausfall entschädigen.“
Er räusperte sich gründlich, bevor er fortfuhr: „Es war mir wichtig, zuerst mit dir und Helen über meinen Entschluss zu sprechen. Vor allem, weil ihr ja ohnehin vorhabt, euch nächste Woche mit den anderen in Hamburg zu treffen. Morgen früh werde ich dann mit Dirk telefonieren und ihn ebenfalls schon mal vorwarnen.“
„Nun, ich habe genug zu tun. Wie du ja weißt, habe ich auch noch andere Eisen im Feuer“, warf Fabian ein. „Und was die Jungs angeht – sie sind allesamt großartige Musiker und werden sicherlich nicht so schnell am Hungertuch nagen. Zudem sind sie schon einmal mit einer Auszeit von dir klargekommen.“
„Es könnte aber durchaus sein, dass es dieses Mal nicht nur bei einer Auszeit bleibt, Fabian. Ich denke viel eher, es ist ganz für mich vorbei. Im Grunde hat sich der Bruch in mir schon damals angedeutet. Eigentlich habe ich das Mikrofon auch nur wieder in die Hand genommen, weil ich mich aus den verschiedensten Gründen dazu verpflichtet fühlte. Glaub mir, wenn ich nur an die vergangene Woche und an dieses Konzert in London denke … Die Übelkeit und dazu noch das Gefühl des Ausgeliefertseins, als die kreischende Meute mich fast erdrückt hat, während ich zum Bühneneingang gelotst wurde – nein, ich kann das nicht mehr ertragen.“
Er schluckte hörbar. „Außerdem, wenn ich auch nur noch ein einziges Mal auf eine Bühne muss, um dieses verfluchte Lied zu singen, krepiere ich wahrscheinlich. Ich will nicht mehr! Ich will das alles nicht mehr aushalten müssen. Die Fans, der Druck – mir wird einfach alles zu viel im Moment. Ich habe keine Freude mehr daran, verstehst du? Ich muss jetzt einfach die Notbremse ziehen.“
„Du bist künstlerisch in einem Tief, das verstehe ich natürlich.Aber was hast du stattdessen vor? Ich kenne dich, Conny, du wirst das Nichtstun und ein Leben ohne deine Musik nicht sehr lange aushalten. Also, was wirst du mit deiner Zukunft anfangen?“
Constantin legte seinen Kopf in den Nacken und atmete laut durch die Nase ein und wieder aus. Erst nach einer ganzen Weile sah er seinem Bruder wieder in die Augen. „Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Mir ist nur klar geworden, dass ich so nicht weitermachen kann, ohne vollkommen verrückt zu werden. Vielleicht werde ich auch wieder mehr komponieren – ja, wahrscheinlich werde ich das tun. Ein Musical möglicherweise, was weiß ich. Die Idee hatte ich früher schon einmal.“
Helen legte ihre Hand auf den Unterarm ihres Schwagers. „Du willst doch nicht etwa wieder nach Kanada abhauen, oder?“
„Ehrlich gesagt habe ich auch das schon in Erwägung gezogen. Wie ihr wisst, habe ich die Hütte niemals verkauft, sondern stattdessen den Doc gebeten, dort ab und zu nach dem Rechten zu sehen. Es könnte eine Eingebung gewesen sein, wer weiß. Wahrscheinlich werde ich mich aber zunächst ein bisschen in den Staaten umsehen. Vielleicht ergibt sich ja dort eine neue Herausforderung, kann doch sein, oder?“
Helen schaute Constantin eine Weile nachdenklich an, dann verhärteten sich ihre Gesichtszüge sichtbar. „Ach, was soll ich dir länger die verständnisvolle Schwägerin vorspielen, Constantin Afra! Ehrlich gesagt verstehe ich dich nicht. Ich verstehe dich überhaupt nicht!“, schickte sie mit Nachdruck hinterher.
„Was verstehst du daran nicht?“ Seine Stimme hatte nun einen warnenden Unterton angenommen. Er kannte Helen. Wenn sie ihm widersprach oder begann, ihn offen zu kritisieren, wurde es meistens unangenehm und manchmal auch sehr laut.
„Meine Güte, wenn du nicht mehr singen willst, ist das deine Entscheidung, aber wir wissen doch alle drei, dass es hier im Grunde nur um Sophie geht. Seit Monaten quälst du dichdamit herum, aber du kämpfst nicht einmal um sie, Conny! Du sagst uns, du hast sie geliebt, mehr geliebt als jede andere Frau, aber du kämpfst nicht. Du gibst einfach auf, das passt doch gar nicht zu dir.“
Constantin erhob sich und machte ein paar lange Schritte durch den Raum. „Weil es keinen Zweck hat, um etwas zu kämpfen, das … Diese Frau hat … Ach verflucht, ich denke, es geht dich wohl kaum etwas an, wie ich mit dieser Sache
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