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SOS - die Erde erkaltet

SOS - die Erde erkaltet

Titel: SOS - die Erde erkaltet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmond Hamilton
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Rücken mit Flügeln daran, menschliche Stimmen und andere Laute, fremdartige Musik, die an seinen Nerven zerrte, das Hämmern unsichtbarer Maschinen, und über allem das tiefe Summen am Himmel, das besagte: Immer mehr Sternenschiffe glitten durch die wachsende Dämmerung herab. Wie aus weiter Ferne hörte er Gorr Holl zu sich sprechen und sah ihn auf eine Kette von Titanengebäuden zeigen; sie erhoben sich wie schneeweiße Kordilleren, deren Gipfel den Himmel aufzureißen schienen. Sogleich kam es ihm in den Sinn, daß hier das Regierungszentrum lag, der Ort, dem sie zustrebten, und an dem er bald zu diesen fremden Menschen von den Sternen für die ferne Erde sprechen mußte.

 
17.
     
    Kenniston ballte unter dem Tisch, der aus schimmerndem Kunststoff angefertigt war, die Fäuste und bemühte sich, nicht den Verstand zu verlieren.
    Was ich hier sehe, ist wahr, sagte er leidenschaftlich zu sich. Es geschieht wirklich, und ich bin nicht verrückt. Ich bin John Kenniston. Erst vor ein paar Wochen war ich in New York. Jetzt bin ich an einem Ort, der ›Wega Zentrum’ genannt wird. Ich bin immer noch John Kenniston, nur die Welt ist eine andere …
    Aber er wußte: Das stimmte nicht. Er war überzeugt: ›Wega Zentrum‹ und das marmorne Amphitheater, in dem er saß, waren nur Schattengebilde in einem schillernden Alptraum, aus dem er nicht erwachen konnte. Unsicher blickte er nach oben. Schweigend saßen menschliche und andere Wesen Reihe um Reihe, Rang um Rang in einem geschlossenen Kreis um den riesigen, hallenden Raum, der in ein dunkles Gewölbe hinaufreichte, und beobachteten ihn eindringlich und neugierig mit ihren tausend Augen. Es waren die zahlreichen Vertreter des Sternenbundes, der Rat der Gouverneure, der in voller Sitzung tagte.
    Den unzähligen Wesen, die von den weit auseinanderliegenden Welten der Milchstraße gekommen waren, mußte auch er in gleichem Maße unwirklich erscheinen. Es kam ihnen unwahrscheinlich vor, einen Mann der vergessenen Vergangenheit zu erblicken.
    Varn Allans ruhige, ernste Stimme unterbrach seine wirbelnden Gedanken. Sie beendete gerade ihren Bericht über Middletown.
    »Die Lage ist verwickelt. Damit wir eine Lösung für sie finden, möchte ich Sie bitten zu bedenken, daß diese Menschen einen besonderen Fall darstellen, für den es kein Beispiel gibt. Nach meiner Ansicht haben sie das Recht, besonders behandelt zu werden. Daher ist mein Rat folgender: Die vorgeschlagene Aussiedlung wird aufgeschoben, bis diese Menschen sich seelisch an die Vorstellung gewöhnt haben, ihre Welt zu vertauschen. Haben sie sich mit dem Gedanken vertraut gemacht, wird meines Erachtens diese Umsiedlung ohne Schwierigkeit durchgeführt werden können.«
    Sie blickte Norden Lund an, der neben ihr am Tisch saß. »Vielleicht hat Subadministrator Lund diesem Bericht etwas hinzuzufügen.«
    Lund lächelte. »Nein, ich werde mein Recht, zu sprechen, für später aufheben.« Seine Augen glänzten im Vorgefühl eines Erfolgs. Einen Augenblick herrschte Schweigen. Kenniston konnte das leise, überwältigende Rascheln, das Atmen und die leichte Unruhe unter den Tausenden von Gouverneuren hören, dis in den Rängen saßen. Der Sprecher, ein kleiner, gewandter Mann, der die Stimme des Rates und der Fragesteller war, saß mit ihnen am Tisch; er verkündete: »Der Rat der Gouverneure begrüßt Kenniston von ›Sol drei‹.« Die Herrscher der Milchstraße warteten auf seine Rede. Andere harrten ebenfalls darauf. Sie warteten in der Dunkelheit und Kälte von ›Sol drei‹, der kleinen Welt, deren alter Name Erde in diesen Hallen der Gouverneure beinahe vergessen war. Varn Allan blickte ihn an und lächelte. Er holte tief Atem. Dann zwang er sich zum Sprechen; es war ihm, als ob er die Worte aus engen, dunklen Gängen, in die sie sich furchtsam verkrochen hatten, mit Gewalt herausholen müsse.
    »Wir haben nicht darum gebeten, in Ihre Zeit versetzt zu werden. Da wir aber jetzt in ihr leben müssen, unterstehen wir dem Bundesgesetz, und wir lehnen uns nicht gegen Ihre Autorität auf. Wir wollen keine Unruhe stiften. Unser Problem ist seelischer Art …«
    Er versuchte den Männern des Bundes ein wenig davon zu erklären, wie das Leben vor diesem schicksalhaften Junimorgen gewesen war. Er bemühte sich, ihnen verständlich zu machen, wieso sein Volk sich mit seiner Welt verbunden fühlte und warum sie so verzweifelt daran hingen. »Ich verstehe die technische Schwierigkeit, das Leben auf einer Welt wie der unseren

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