Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Soul Screamers: Todd (German Edition)

Soul Screamers: Todd (German Edition)

Titel: Soul Screamers: Todd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
Vom Netzwerk:
sie ein, meine neue Körperlichkeit zu testen. „Ziemlich stabil, findest du nicht?“
    Zögernd legte sie eine Hand an meine Brust. „Aber … dein Herz klopft ja.“
    „Cooler Trick, oder? Darauf bin ich ziemlich stolz.“
    Moms Miene blieb skeptisch. Eine normale Mutter, die bis zum Auftauchen ihres toten Sohn an der Türschwelle nichts davon geahnt hatte, dass es außerhalb ihrer Welt noch andere, nicht menschliche Dinge gab, wäre jetzt wahrscheinlich schon reif für die Klapsmühle gewesen. „Was geht hier vor, Todd? Was tust du hier? Es gibt einige mögliche Erklärungen, aber keine davon …“ Ihre blauen Augen verdunkelten sich vor Furcht oder zumindest etwas Ähnlichem. „Was ist passiert?“
    „Du solltest dich vielleicht setzen.“
    „Nein, ich stehe lieber.“
    Es war fast zum Lachen. Sie war nun mal ein Dickschädel. Da kam Nash ganz nach ihr.
    „Na gut.“ Ich seufzte, und meine anfängliche Freude verflog. Mom schien es genauso zu gehen. „Es würde vieles erleichtern, wenn sie uns schwarze Umhänge aushändigen würden“, murmelte ich auf der Suche nach einem passenden Einstieg.
    Mom zuckte zusammen. „Ein Reaper? Du bist ein Reaper ?“
    Jetzt war ich wirklich überrascht. „Wow, gleich beim ersten Versuch. Du solltest bei ,Wer wird Millionär’ mitspielen.“
    „Das hier ist kein Spaß, Todd“, entgegnete sie, die Stimme zum Flüstern gesenkt. Sie warf einen prüfenden Blick in den Flur, aus dem laute Musik dröhnte – irgendeine düstere Hardrocknummer –, und zerrte mich in die Küche. „Du hast ja keine Ahnung, worauf du dich da einlässt!“
    „Äh, doch, das habe ich. Das mit der Sense war am Anfang gar nicht so leicht, aber letztendlich kommt es, wie beim Golfen, bloß auf den richtigen Schwung an.“ Ich ahmte einen Golfabschlag nach, wofür ich allerdings nur einen bösen Blick erntete.
    „Hör auf mit den Witzen, Todd.“ Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich. Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich zunehmend. „Wenn du dich als Reaper verpflichtet hast, bist du nicht wirklich hier. Du lebst nicht. Ich dürfte dich nicht einmal sehen . Dafür gibt es Vorschriften .“
    Ich zuckte die Schultern. „Ja, aber wie du weißt, bin ich kein großer Freund von Vorschriften …“
    „Das ist nicht lustig! Reaper sterben zwar nicht, aber sie leben auch nicht wirklich. Weißt du überhaupt, was das aus dir macht?“
    Seufzend setzte ich mich neben sie und nahm ihre Hand. „Mom“, sagte ich eindringlich. „Ich bin tot, nicht blöd! Mir ist klar, worauf ich mich eingelassen habe. Ewige Einsamkeit. Langsamer Verlust der Menschlichkeit. Gleichgültigkeit gegenüber den Lebenden und eine verzerrte Wahrnehmung auf das Leben und den Tod.“
    „Ja, und …“
    „Und … das tagtägliche Auslöschen von Leben. Was echt Scheiße ist. Es ist alles Scheiße! Ich bin auch nicht sonderlich scharf darauf, die nächsten tausend Jahre alleine zu verbringen, völlig abgeschnitten vom Rest der Menschheit. Aber wenigstens bin ich hier, in eurer Küche. Und du kannst mich anfassen. Ich stecke noch im selben Körper und kann mich an alles erinnern, und …“
    „Das ist nicht dasselbe“, erwiderte sie. „Es ist unmöglich, wieder da anzuknüpfen, wo du aufgehört hast. Du magst hier sein, aber du kannst nicht zur Schule gehen. Du kannst keinen Abschluss machen oder studieren oder heiraten. Du wirst nie Karriere machen oder eine Familie gründen. Stattdessen hängst du zwischen Leben und Tod fest und schickst andere Menschen ins Jenseits, ohne ihnen folgen zu können.“ Sie sprach nicht weiter, sondern ließ die Schultern hängen. Anscheinend machte ich alles nur noch schwerer anstatt leichter. „Für einen Reaper gibt es nur zwei Alternativen: Entweder er verschwindet langsam aus dem Leben, oder er findet Gefallen daran, es anderen zu nehmen. Es gibt kein Happy End, Todd.“
    „Ich weiß. Das weiß ich alles, Mom.“
    Als sie anfing zu weinen, begriff ich nicht, warum. Wo blieb die Freude? Die Erleichterung? Schmerzte es sie etwa mehr, dass ich untot und alleine war, als tot und begraben?
    „Warum hast du es dann getan?“
    „Weil die Alternative genauso großer Mist ist!“ Ich sprang so ungestüm auf, dass mein Stuhl durch die halbe Küche schlitterte. „Ich habe gedacht, du freust dich. Ich bin noch da, und ich bin immer noch ich. Wäre es dir lieber, wenn ich in den Sarg zurückkrieche? Du musst es nur sagen, und ich mach’s!“
    „Nein …“ Sie stand auf und streckte die

Weitere Kostenlose Bücher