Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
gewidmet zu haben.«
    »Dazwischen muss aber keine Verbindung bestehen«, sagte Gunnar. »Sonst nichts?«
    »Nein, nichts von Belang«, sagte Birkir. »Ich versuche, die Leute auf der Liste zu erreichen.«
    »Wie kommst du damit vorwärts?«
    »Unterschiedlich. Wie hast du geschlafen?«
    »Schlecht.«
    »Der Rücken?«
    »Der ist total lädiert. Ich hätte mich nie auf diese verdammte Reise einlassen sollen. Und die Erkältung macht es auch nicht besser.«
    »Willst du nicht doch noch mal zum Arzt?«
    »Nein, der labert mir nur lang und breit einen vor, dass ich zu schwer bin«, sagte Gunnar und hielt sich an der Schreibtischkante fest, als er wieder niesen musste.
    »Aua, das tut weh«, sagte er, als er versuchte, sich aufzurichten.
    »Hat er nicht recht damit, dass du zu schwer bist?«
    »Fang du nicht auch noch damit an«, sagte Gunnar und schnäuzte sich.
    »Ich bleib heute hier im Haus«, erklärte er mit verstopfter Nase.
    »In Ordnung«, sagte Birkir. »Helgi Kárason kommt nachher vorbei. Wir hatten uns so gegen eins verabredet. Du unterhältst dich dann mit ihm. Ich mache mich jetzt auf den Weg zu Starkaður und Unnar, die werden heute beide zu Hause sein. Anschließend besuche ich Fabían Sigríðarson. Da er bettlägerig ist, spielt es keine Rolle, wann ich dort eintreffe. Ich habe das telefonisch mit allen arrangiert.«
    »Und dieser Lúðvík?«, fragte Gunnar.
    »Den habe ich noch nicht erreicht«, antwortete Birkir. »Ich habe seine Nummer, aber er geht nicht ans Telefon.«
    »Dann werde ich versuchen, ihn zu erwischen«, sagte Gunnar. »Hör mal zu, du erinnerst dich, dass ich meiner Mutter gesagt habe, wir hätten nach Egilsstaðir fahren müssen. Du musst das bestätigen, falls sie danach fragt.«
    »Ja. Ich sage ihr, du hast dir bei der Reise nach Egilsstaðir einen Hexenschuss und einen Schnupfen geholt.«
    »Ja, mach das, aber nur, wenn sie fragt. Man muss ein gutes Gedächtnis haben, wenn man Mama etwas vorlügen will. Sie durchschaut alles. Meine Intuition habe ich von ihr.«
    »Sie wäre gut bei der Kripo gewesen«, sagte Birkir.
    »Besser als die meisten anderen«, entgegnete Gunnar.
    11:30
    Die Wohnung von Starkaður und Unnar befand sich im mittleren Stockwerk eines Dreifamilienhauses im Reykjavíker Westend. Birkir betätigte die Türklingel und wartete.
    Ein großer, eleganter Mann um die vierzig öffnete die Tür.
    Birkir stellte sich vor und wies sich aus. »Bist du Starkaður oder Unnar?«, fragte er.
    »Starkaður«, sagte der Mann. Er hatte ein hellbraunes Hemd und eine Hose von ähnlicher Farbe an. Um den Hals trug er ein buntes Tuch, und über den Schultern hing ein heller Pullover, dessen Ärmel locker vor der Brust verschlungen waren. »Bitte komm herein.«
    »Vielen Dank«, sagte Birkir und betrat die Wohnung.
    Drinnen war es warm, und Rauch hing in der Luft.
    »Entschuldige die Unordnung«, erklärte Starkaður. »Unnar bereitet eine Modenschau vor, und dann steht hier immer alles auf dem Kopf.«
    Birkir sah sich um. An allen Wänden hingen große Entwürfe, an denen Stoffproben mit Stecknadeln befestigt waren. Abgesehen davon wirkte die Wohnung sauber und gemütlich.
    »Nimm doch bitte hier in der Küche Platz. Tee oder Kaffee?«
    »Lieber ein Glas Wasser«, sagte Birkir.
    »Mit Kohlensäure oder ohne?«
    »Einfach aus der Leitung, danke.«
    Starkaður holte ein schönes, hohes Glas aus einem Schrank, ließ das Wasser eine Weile laufen und kontrollierte die Temperatur mit dem Finger. Als es kalt genug war, hielt er das Glas unter den Strahl und füllte es.
    »Du weißt, weshalb ich gekommen bin«, sagte Birkir, als er das Glas entgegengenommen hatte.
    »Vermutlich wegen dieser widerwärtigen Gestalt da in der Botschaft«, antwortete Starkaður, während er ein weiteres Glas füllte.
    »Widerwärtige Gestalt?« Birkir schaltete sein Diktafon ein und sah Starkaður fragend an. »Wen meinst du damit?«
    »Na, diesen Anton doch. Wurde der nicht umgebracht?«
    Bevor Birkir antwortete, sprach er Ort, Zeit und Namen des Gesprächspartners aufs Band. Dann sagte er: »Ja, Anton Eiríksson wurde in der Nacht zum vergangenen Montag in der Botschaft in Berlin ermordet.«
    »Das hätte schon viel eher geschehen sollen.«
    »Ach?«
    »Er war so grauenvoll pädo.«
    »Was?«
    »Pädo, pädophil.«
    »Du meinst, er hat sich an Kindern vergriffen?«
    »Ja, und das ist bereits seit Jahrzehnten bekannt. Nicht zu fassen, dass er nie angezeigt und vor Gericht gestellt wurde. Eine schlimme Sache.«

Weitere Kostenlose Bücher