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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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und das Badezimmer.«
    »Du meinst, er hat hier nicht alleine gewohnt?«
    »Es sieht aus, als habe er mit einer Frau zusammengelebt, wenigstens eine Zeit lang.«
    Nyström hielt ihr das Fotoalbum entgegen.
    »Also hier ist keine Frau zu sehen. Nichtssagende Bilder von irgendwelchen Kongressen, Treffen, was auch immer. Da sind ein paar Bilder dabei, die müssen richtig alt sein. Schau dir mal die Frisuren hier an. Und dasselbe gilt für sein Adressbuch.«
    »Vielleicht haben sie sich vor Jahren getrennt? Oder sie ist längst verstorben.«
    »Auf jeden Fall sollten wir herausfinden, wer diese Freundin oder Lebensgefährtin ist.«
    »Oder wer sie war.«
    Es klopfte an der offenen Wohnzimmertür. Ein junger Mann, der den blauen Overall der Streifenpolizei trug, betrat zögernd den Raum, seine rechte Hand umklammerte die Mütze mit den drei goldenen Kronen, die er eigentlich auf dem Kopf tragen sollte. Nyström und Forss wandten sich zu ihm um.
    »Entschuldigung, wenn ich störe, aber ich suche Kommissarin Nyström.«
    »Ja, das bin ich«, sagte Nyström. »Was gibt es denn Wichtiges?«
    Der Junge wusste nicht recht, wohin mit seinem Blick. Er sah zu Nyström, dann zu Forss, dann auf den Fußboden und wieder zu Nyström. Noch jemand, der hier seine erste Woche hat, dachte Forss.
    »Ich ... Ich habe draußen mitbekommen, wie die Kollegen über den Toten gesprochen haben. Das Opfer, meine ich. Also diesen Frost.«
    Sein Blick klebte jetzt irgendwo an der Wand des Wohnzimmers.
    »Balthasar Melchior Frost. Ja, so heißt der Tote. Und?«
    Der Junge drehte seine Mütze jetzt zwischen beiden Händen. So, als wringe er ein Handtuch aus.
    »Ich denke, ich glaube, ich kenne diesen Frost.«
    »Du kennst den Toten?«
    »Ja, also, ich denke schon. Er ist doch dieser Typ aus dem YouTube-Video!«
    »YouTube-Video?«
    Nyström sah den Jungen verständnislos an.
    »Na, dieser Frost, der Tote, das Opfer. Er ist der Opa aus dem YouTube-Video. Das von dem Flugzeug im Dom!«
    »Ach so, du meinst den Smålandflieger!«
    Jetzt verstand Forss gar nichts mehr.
    Der Junge nickte eifrig.
    »Genau! Frost ist der alte Mann aus dem YouTube-Video mit dem Smålandflieger!«
    10
    Sie saßen gemeinsam im Besprechungszimmer des Präsidiums: Ingrid Nyström, Stina Forss, Hugo Delgado, Anette Hultin, Lars Knutsson und Göran Lindholm. Delgado hatte seinen Laptop an einen Beamer angeschlossen und stolzierte mit einem Zeigestock in der Hand vor einer heruntergelassenen Leinwand auf und ab.
    »Wie ihr sicherlich wisst, ist das Wahrzeichen unserer stolzen und ruhmreichen Stadt Växjö seit jeher die Domkirche gewesen. Noch heute zeugt der Bischof im Stadtwappen vom Status als Residenzstadt und weist auf die historische Bedeutung als Pilgerstätte hin. Nach der Bekehrung der Stadt zum Christentum im 11. Jahrhundert entstand die erste Holzkirche, die im 12. Jahrhundert durch eine Steinkirche ersetzt wurde. Das höherwertige Baumaterial mochte vielleicht zur Preisung der Herrlichkeit Gottes oder des Bischofs oder auch der Bauherren beigetragen haben, aber die Lebensdauer des Gebäudes erhöhte sich dadurch nicht merklich: Die Kirche brannte im 13. Jahrhundert ab, ein Schicksal, das sie in den kommenden Jahrhunderten wiederholt treffen sollte. Im 15. Jahrhundert zur stattlichen Hallenkirche mit ihren zwei charakteristischen, spitzen Türmen ausgebaut, fiel sie später mehrmals fackelbewehrten, brandschatzenden Dänen zum Opfer.«
    »Die verdammten Dänen«, warf Knutsson ein.
    »Dreißig Jahre später sollte man den stolzen Bau erneut demütigen, indem man dem Kirchturm ein lächerlich stupsnasiges Haubendächlein aufsetzte, um gut hundert Jahre darauf einer weiteren tragischen Laune der Architektur zu folgen und den Turm mit viktorianisch anmutenden Treppengiebeln zu versehen. Erst in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts fasste sich ein gewisser Herr von Schmalensee ein Herz und stellte das spätmittelalterliche Aussehen mit den beiden hoch aufragenden, kupfergrünen Spitzgiebeln wieder her, wie die zwei Finger einer zum Teufelsgruß emporgereckten Hand eines Heavy-Metal-Fans ...« Delgado streckte Zeige- und kleinen Finger seiner linken Hand hoch, »... eine semiotische Umdeutung, deren Ironie Herr von Schmalensee unmöglich voraussehen konnte. Zur feierlichen Eröffnung der Kirche kam sogar König Gustaf VI. aus Stockholm angereist. Noch heute erglüht die karminrot getünchte Fassade in der tief stehenden Sonne Ehrfurcht gebietend und bildet mit dem grün

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