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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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sagte ich: »Du kannst deinen knackigen Hintern darauf verwetten, dass sie selbst schon sieben Stück davon besorgt hat, und zwar in allen Variationen. Aber egal, sie wird sich trotzdem darüber freuen, wenn sie erfährt, dass du sie ausgesucht hast. Noch dazu hast du ihre Lieblingssorte erwischt, mit Hagelzucker und ganzen Mandeln obendrauf.«
    Damit wanderte die Schachtel zielsicher in unseren Einkaufskorb.
    Nachdem wir an der Käsetheke eine Nummer gezogen und gefühlte drei Stunden gewartet hatten, bis wir an der Reihe waren, kauften wir den frischen Ricotta und eilten in bewährtem Stechschritt zur Kasse. Diesmal passte ich mich Otto sogar an. Nonna wartete sicher schon auf uns, denn sie wollte die Tortellini noch vor Beginn der Abendnachrichten fertig haben, und es war bereits halb sechs. Wie auch babbo war ihr das Telegiornale um acht absolut heilig, und sie hätte die Sendung selbst dann zu Ende geschaut, wenn neben ihr eine Bombe hochgegangen wäre. Allerdings verfolgte sie die Nachrichten ausschließlich auf Canale 5, weil sie dem Staatsfernsehen nicht traute – ein Umstand, der sie ihrem Schwiegersohn über die Jahre nicht wirklich näher gebracht hatte.
    Die Schlangen vor den Kassen, die ausnahmsweise tatsächlich alle besetzt waren, reichten auch knapp einmal durch den kompletten Laden. Die Kunden vor uns hatten ganze Berge an Waren im Einkaufswagen, und es hatte den Anschein, als würde morgen eine Hungersnot ausbrechen und alle wollten sich mit Lebensmitteln eindecken. Ostern ist eben ein Familienfest, ein echtes Großfamilienfest sozusagen.
    Als der ältere Herr vor uns sah, dass ich nur zwei Sachen aufs Band legte, ließ er uns vor, wofür ich ihm sehr dankbar war. Er lächelte freundlich und wünsche uns » Buone feste  – schöne Feiertage.« Nur wenige Sekunden später schien er seine großzügige Geste jedoch schon zu bereuen. Mir war die Situation ähnlich unangenehm wie ihm.
    » Porca miseria , Otto! Was soll das?«, zischte ich durch die Zähne.
    »Wieso?« Otto verstand die Welt nicht mehr.
    Ich bemühte mich nach Kräften, nicht mit den Augen zu rollen, weshalb ich sie so fest zukniff, wie ich nur konnte. Vermutlich sah ich aus, als hätte ich gerade in eine unreife Limette gebissen, doch das war mir egal. Na ja, vielleicht nicht ganz egal, aber auf jeden Fall weniger unangenehm als die Show, die mein deutscher Freund da gerade abzog.
    Die Kassiererin schien ganz meiner Meinung zu sein und starrte ihn an, als hätte sie eine Erscheinung. Eine ziemlich grässliche. Dann blickte sie fassungslos auf die drei Bonbons, die Otto ihr gerade wieder in die Hand gedrückt hatte.
    »Was hast du denn?«, fragte er, als ich ihm eine Antwort schuldig blieb. »Ich bekomme noch Geld von der Dame. Ich habe ihr gerade einen Zwanziger gegeben, und laut Kassenzettel macht unser Einkauf genau neunzehn Euro siebenundneunzig. Das bedeutet, sie schuldet mir noch genau drei Cent und nicht drei klebrige Zuckerl.«
    Ich betrachtete die bunten, in Plastik gehüllten Bonbons in ihrer Handfläche, an denen ich nichts Anrüchiges erkennen konnte. Sie sahen aus wie in jedem italienischen Supermarkt von Trentino bis Apulien und stammten aus dem großen Glas neben der Kasse, das in keiner Weise ungewöhnlich oder unappetitlich aussah.
    Der Signore hinter uns in der Schlange räusperte sich vernehmlich und machte eine Geste, die keinen Zweifel daran ließ, dass er es eilig hatte und nicht gewillt war zu warten, bis die Bonbon-oder-Geld-Frage abschließend geklärt war.
    Ich warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und zupfte Otto am Ärmel seiner Jacke. »Jetzt komm schon. Lass uns gehen … bitte. Mir ist das hier peinlich, verstehst du? Sehr peinlich, wenn du es genau wissen willst.« Unauffällig schielte ich zum Ausgang, wo die Glasschiebetür gerade aufschwang, und dachte über einen kurzen Sprint nach. Aber erstens war das schlicht zu anstrengend, und zweitens hätte ich dann nie wieder hier einkaufen können. Immerhin war die Kassiererin eine gute Bekannte von zia Marisa und spielte regelmäßig Briscola mit ihr, weil keiner von uns Lust auf das altmodische Kartenspiel hatte.
    Otto ließ sich indes nicht beirren. »Daran ist nichts peinlich, wenn man auf seinem Recht besteht«, sagte er. Mit aufgehaltener Hand stand er vor dem Förderband und lächelte die Mittvierzigerin mit der blond gefärbten Kurzhaarfrisur an. »Mein Wechselgeld«, forderte er dann selbstbewusst in flüssigem Italienisch und setzte

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