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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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dello Sport vertrieben. Seriöser Journalismus ist auch was anderes, oder?«
    »He, keine Kritik an meinen Landsleuten, da bin ich sehr empfindlich«, wies ich ihn zurecht.
    Spöttisch musterte er mich. »Schade, ich wollte mich gerade darüber auslassen, dass es hier keine Radwege gibt. Als Radfahrer lebt man ganz schön gefährlich auf den Straßen von Riccione.«
    Ich prustete los. »Radwege! So was kennen wir hier nicht. Außerdem gibt es gar nicht genug Platz für zusätzliche Spuren. Die Autofahrer brauchen jeden Meter der Straße, um im Stau auf den zwei Fahrspuren zu dritt nebeneinander fahren zu können. Und Stau ist in diesem Land ein Dauerzustand, das hast du doch selbst erlebt.« Ich schüttelte den Kopf über so viel Unwissenheit.
    Ottos betretene Miene sprach Bände. »Ich dachte, wir könnten ein paar schöne Radtouren zusammen machen. Deshalb habe ich extra mein Bike aus Deutschland mitgebracht.«
    Noch einmal schüttelte ich den Kopf, diesmal aus Bedauern. »Tut mir leid, das Rad ist das falsche Fortbewegungsmittel für Italienerinnen wie mich. Nicht nur, dass der Fahrtwind einem die Frisur ruiniert und die Augen tränen lässt, bei diesen tropischen Temperaturen schwitzt man sich ja tot«, erklärte ich ihm. »Außerdem rutscht man mit Highheels ständig von den Pedalen ab«, fügte ich hinzu, als bräuchte es noch einen Grund, um ihn zu überzeugen. »Das ist total unpraktisch.«
    »Verstehe«, sagte er nur.
    Sofort schlug ich einen versöhnlicheren Tonfall an. »Du kannst dich ja einem von diesen Radrennclubs anschließen, die gibt’s hier wie Sand am Meer. Ein Freund von mir ist Mitglied bei der Federazione Ciclistica Pantani in Cesenatico. Wenn du magst, gebe ich dir mal seine Nummer.«
    »Danke, gerne«, sagte er erleichtert und fragte nach kurzem Zögern: »Darf ich die schöne Frau heute trotzdem nach Hause begleiten? Wenn’s sein muss, auch zu Fuß.«
    Ich nickte, und wir schlenderten Hand in Hand los.
    Radausflüge waren daraufhin mit sofortiger Wirkung von der Liste möglicher gemeinsamer Unternehmungen gestrichen. Das war jedoch nicht weiter tragisch, da jede Menge andere Ziele darauf standen. Otto hatte sich gut auf seinen zweiten Italienaufenthalt vorbereitet und klärte mich auf dem Nachhauseweg ausführlich über alle bedeutenden archäologischen Ausgrabungsstätten und sonstigen Sehenswürdigkeiten auf. Vor allem das Archäologische Nationalmuseum in Ferrara hatte es ihm angetan, ebenso wie die ehemalige Etruskerstadt Spina und die dazugehörigen Gräber in der Nähe von Comacchio.
    Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht dort gewesen, aber babbo als stolzer Besitzer einer alten Etruskervase, die er unrechtmäßig besaß, was ihn nur noch stolzer machte, kannte den Ort sehr gut und wusste viel über die Funde und die Kultur des antiken Volkes zu erzählen.
    Das brachte mich auf eine Idee, und so organisierte ich am darauffolgenden Samstag einen Ausflug zu viert, um die deutsch-italienischen Bande zwischen Herrn Gruber und Signor Troni zu festigen oder vielmehr überhaupt erst zu knüpfen. Mamma , die ich in meine Pläne eingeweiht hatte, erklärte sich sofort dazu bereit und kümmerte sich zudem darum, dass wir am Abend bei zio Maurizio und zia Giusi in Cesena zum Essen eingeladen waren. Sie fand, dies sei ein würdiger Abschluss für die geplante Schlichtung, außerdem hatte meine Patentante wohl schon mehrfach nach Otto gefragt.
    Während meine Mutter die Aufgabe übernahm, babbo den Ausflug schmackhaft zu machen, tat ich mein Möglichstes, um bei den Zwillingen genau das Gegenteil zu erreichen. Was Spina und die Ausgrabungen betraf, war dies auch nicht weiter schwer, allein der Faktor Otto war allzu verlockend. Schließlich gelang es mir, sie mit zwei Kinokarten zu bestechen, und sie willigten leicht verschnupft ein. Dass auch Vale beleidigt sein würde, weil ich am Wochenende lieber »alte Steine umdrehen« ging, wie sie es abfällig nannte, statt mit ihr zum Baden, nahm ich billigend in Kauf. Ein bisschen Schwund ist bekanntlich immer.
    Nervös fieberte ich dem Get-together entgegen, da ich mir nicht sicher war, ob mein Plan funktionierte.
    »Glaubst du, die beiden vertragen sich?«, fragte ich am Samstagmorgen mamma , die panini und Obst für den Ausflug in eine Tragetasche packte.
    Sie hielt kurz inne. »Bestimmt. Mach dir mal keine Sorgen, dein Vater war sehr angetan von Ottos Interesse.«
    »Ich würde es mir so sehr wünschen.«
    Spontan nahm sie mich in den Arm und

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