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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Haut zerfetzt, bis sie innerlich etwas anderes geworden wäre. Weniger Special, mehr Mensch. Aber sie wollte nicht wieder mit Schlitzen anfangen, nachdem sie Zane gesagt hatte, dass sie es nicht mehr tat. Das wäre so, als würde sie ein ihm gegebenes Versprechen brechen.
    Tally fragte sich, ob er den anderen Krims von ihr erzählt hatte. Ob sie wohl schon etwas planten, um Tally in einen Hinterhalt zu locken und sie den Smokies auszuliefern? Oder würden sie zu entkommen versuchen, sie zurückzulassen, für immer allein in der Wildnis?
    Sie stellte sich vor, wie sie noch einmal ins Lager schlich, während die anderen schliefen, und Zane erzählte, wie elend sie sich fühlte. Aber sie konnte es nicht ertragen, ihm gegenüberzutreten. Vielleicht war sie diesmal zu weit gegangen, immerhin hätte sie ihm fast ins Gesicht gekotzt, ganz zu schweigen davon, dass sie seine Hände zerschnitten hatte.
    Shay hatte sie schon aufgegeben. Was, wenn auch Zane jetzt beschloss, von Tally Youngblood die Nase voll zu haben?
    ***
    Gegen Ende der zweiten Woche machten die Krims halt auf einer Klippe, die hoch über dem Meer hervorragte.
    Tally schaute zu den Sternen. Bis zur Dämmerung war noch Zeit und die Eisenbahnlinie vor ihnen schien nicht unterbrochen zu sein. Aber die Flüchtlinge sprangen von ihren Brettern und sammelten sich um Zane, sie starrten auf etwas, das er in der Hand hielt.
    Den Positionsfmder.
    Tally schwebte dicht unterhalb der Felskante und wartete ab. Die Hubrotoren hielten sie über der Brandung. Nach einigen langen Minuten sah sie den Rauch des Lagerfeuers, die Krims würden in dieser Nacht also nicht mehr weitergehen. Sie flog ein wenig dichter heran und zog sich auf die Klippe.
    In großen Kreisen schlich sie sich durch das hohe Gras ans Lagerfeuer heran. Infrarote Lichter flammten auf, als die Krims ihr Essen aufwärmten.
    Endlich fand Tally eine Stelle, wo der Wind Geräusche und den Geruch von Stadtessen zu ihr trug.
    „Was machen wir, wenn niemand kommt?“, fragte ein Mädchen.
    Zanes Stimme antwortete: „Die werden kommen.“
    „Wann denn?“
    „Das weiß ich nicht. Aber uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten.“
    Das Mädchen redete jetzt über ihre Wasservorräte und die Tatsache, dass sie seit zwei Nächten keinen Fluss mehr gesehen hatten.
    Tally ließ sich erleichtert ins Gras sinken – der Positionsfinder hatte ihnen befohlen, hier haltzumachen. Das hier war einwandfrei nicht New Smoke, aber vielleicht würde diese schreckliche Wanderung doch bald ein Ende nehmen.
    Sie schaute sich um, schnupperte in der Luft und fragte sich, was an diesem Ort hier so besonders sein sollte. Durch den Geruch der Instant-Mahlzeiten nahm Tally etwas wahr, wovon sie eine Gänsehaut bekam ... etwas Verfaultes.
    Sie kroch durch das hohe Gras auf den Geruch zu und suchte mit ihrem Blick den Boden ab. Der Gestank wurde immer schlimmer, bis sie schließlich würgen musste. Hundert Meter vom Lager entfernt fand sie die Ursache: einen Haufen toter Fische, Köpfe und Schwänze und abgenagte Gräten, überzogen von Fliegen und Würmern.
    Tally schluckte und ermahnte sich, eisig zu bleiben, während sie das Gelände um den Haufen absuchte. Auf einer kleinen Lichtung fand sie die Überreste eines alten Lagerfeuers. Das verkohlte Holz war kalt, die Asche vom Wind verweht, aber irgendetwas hatte hier kampiert. Viele Leute sogar.
    Das ausgebrannte Feuer lag in einer tiefen Grube geschützt vor dem Seewind und war so angelegt worden, dass es möglichst viel Hitze gab. Wie alle Pretties aus der Stadt hatten die Krims ihr Feuer immer so gebaut, dass sie Licht bekamen statt Wärme, und sie waren mit dem Brennholz achtlos umgegangen. Dieses Feuer jedoch war von geübten Händen angelegt worden.
    Tally erspähte in der Asche etwas Weißes und streckte die Hand aus, um es vorsichtig herauszuziehen ...
    Es war ein Knochen, ungefähr so lang wie ihre Hand. Sie wusste nicht, von welchem Lebewesen er stammte, aber er wies kleine Kerben auf, wo menschliche Zähne das Mark ausgesaugt hatten.
    Tally konnte sich nicht vorstellen, dass Leute aus der Stadt nach nur wenigen Wochen in der Wildnis Fleisch essen könnten. Selbst die Smokies gingen nur selten auf die Jagd - sie züchteten Kaninchen und Hühner, aber nichts so Großes wie das Tier, von dem dieser Knochen stammen musste. Und die Zähne hatten ungleichmäßige Spuren hinterlassen, wer immer hier gegessen hatte, wusste nichts von Zahntechnik. Vermutlich harte jemand von Andrews

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