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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Kohlrouladen. Die Kassiererin wies der Tschekist an: »Wir zahlen zusammen, Ljudotschka.«
    Martin wollte schon protestieren und in seinen Taschen nach Geld stöbern, doch als er sah, dass sein Essen bei den hiesigen Kantinenpreisen weniger als einen Dollar kostete, ließ er sich verwirrt einladen. Schließlich stand dem Tschekisten eine Bosheit zu, damit sie wieder quitt waren.
    Ohne ausdrückliche Vereinbarung kamen sie während des Essens nicht auf ihren Fall zu sprechen. Friedlich aßen sie ihren Borschtsch, dann den Salat. Seine Maßlosigkeit bedauernd, verzichtete Martin auf den Hering mit roter Beete, den er dem Tschekisten überließ. Das Entrecôte war durchaus passabel, das Kompott aus Trockenfrüchten angemessen gekühlt und deshalb schmackhaft.
    In dem Gelee stocherte Martin nur kurz herum. »Immer dasselbe«, sagte er. »Wenn du Hunger hast … sind die Augen größer als der Magen …«
    Grinsend langte Juri Sergejewitsch zum unbesetzten Nachbartisch hinüber und fingerte aus einer Schale geschickt ein dünnes Bündel zu einem Dreieck gefalteter Servietten.
    »Zügeln Sie sich, Martin. Sie sollten nicht mehr essen, als Sie verdauen können.«
    Martin, den noch immer Schuldgefühle plagten, reagierte auf die Spitze nicht. Sollte jedoch eine weitere folgen, würde er sie dem Tschekisten nicht mehr durchgehen lassen. Schließlich schrieben sie nicht das Jahr 1937!
    Nach dem Essen führte Juri Sergejewitsch Martin in ein Büro, bei dem Martin aufgrund kleinerer Hinweise schlussfolgerte, dass es eigentlich niemandem gehörte, sondern für Verhöre mit Verhafteten genutzt wurde. Bedauerlich war es indes schon, dass der Tschekist ihn nicht in sein eigenes Büro zu bringen wünschte, denn bestimmte Details – das Material des Schreibtischs, die Größe des Präsidentenporträts, das Fehlen oder Vorhandensein von Teppichen auf dem Fußboden, die Zahl der Telefone und der Blick aus dem Fenster – hätten sehr viel über Juri Sergejewitsch verraten. Bislang hatte Martin weder den Rang noch die Aufgabe des Tschekisten zu bestimmen vermocht – und das verdross ihn. Immerhin musste man einem Hauptmann gegenüber anders auftreten als bei einem Oberst – in dieser Spanne vermutete Martin Juri Sergejewitsch.
    »Ich bin Oberstleutnant«, sagte Juri Sergejewitsch, als habe er Martins Gedankengang erfasst. »Ich bin zweiundvierzig Jahre. Den Oberst werde ich wohl erst kurz vor der Pensionierung bekommen. Ich habe drei Kinder, die ich kaum sehe, eine Frau, die meinen Arbeitsplan seit Langem satt hat, alte Eltern in Pensa, die ich nun schon das zweite Jahr nicht besuche. Außerdem habe ich noch meine geliebte Arbeit. Meine idiotische geliebte Arbeit: in der Galaxis nach Artefakten zu suchen … nach Wundern. Etwas, das meiner Heimat nützlich sein kann. Ich bin Patriot, müssen Sie wissen. Kein glatzköpfiger Nazi, kein Ultralinker, kein Ultrarechter. Ich liebe mein Land einfach, das ist alles …« Er legte eine Pause ein. »Sie finden das zum Lachen?«, wollte er wissen.
    Martin geriet in Verlegenheit. Er senkte den Blick.
    »Die Schließer«, fuhr Juri Sergejewitsch in aller Ruhe fort, »statten die Erde großzügig mit Technologien aus. Dank ihrer Hilfe konnten wir den Hunger nahezu ausrotten. Das Leben ist sicherer geworden, reicher und – selbst wenn das paradox klingt – interessanter! Russland hatte Glück, wir haben drei Stationen, von daher zahlen sie ordentlich Miete … Aber all das wissen Sie natürlich genauso gut wie ich.«
    Martin wusste es.
    »Aber ein geschenkter Kuchen? Daran glaube ich nicht!«, fuhr Juri Sergejewitsch fort. »Und wenn Sie mich schlagen, das bringe ich einfach nicht fertig! Selbst wenn dieser Kuchen für die Schließer nur einen Überrest von der Festtafel bedeutet. Sie wollen etwas, Martin. Von uns, von den Geddarn, von den Arankern, von den Humanoiden und den Nichthumanoiden … früher oder später werden sie uns die Rechnung präsentieren.«
    »Es könnte ein Experiment sein«, warf Martin ein. »Oder ihrer Unterhaltung dienen. Wir halten uns Hunde, Katzen … und die Schließer halten sich ein paar unterentwickelte Zivilisationen. Um sich zu amüsieren.«
    »Diese Möglichkeit ist bereits erörtert worden«, bestätigte der Tschekist. »Aber auch ein Spaß kann langweilig werden. Dann werden die Stationen genauso schnell und problemlos verschwinden, wie sie einst aufgetaucht sind. Man hat uns nämlich keine Garantie gegeben, dass das Transportnetz ewig funktionieren würde. Die

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