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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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enormen schrumpeligen Frucht, die auf elastischem hellblauen Matsch schwamm. Die Rampe, die ebenfalls aus diesem holzartigen Material bestand, schloss ohne jede Halterung an den Ausgang der Station an. An der Stelle, an der sie auf dem hellblauen Matsch auflag, bildete die Substanz eine Mulde.
    Soweit der Blick reichte, gab es einzig diese Substanz. Die Strahlen einer bläulichen Sonne ließen sie licht, durchscheinend wirken. Zehn, zwanzig Meter unterhalb der Substanz begann eine neue Welt. Dort wuchsen auf steinernem Grund breitkronige Bäume mit gewaltigen schwarzen Blättern, dort krochen langsam, die Substanz zerhackend, die Schatten von etwas Lebendigem dahin. An einigen Stellen zerschnitten den hellblauen Matsch Strahlen eines grellen künstlichen Lichts, die von diffus erkennbaren Objekten am Grund ausgingen.
    Martin trat auf die Rampe und hielt inne, um sich umzuschauen. Ein Schließerpärchen saß an einem Tisch von bizarrer, vielkantiger Form und beäugte ihn neugierig.
    »Diese Welt ist gefährlich für Menschen«, informierte ihn einer der beiden Schließer. »Wenn dein Körper anfängt, nach den Gesetzen Bessars zu leben, stirbst du.«
    »Dein Organismus kann bei erhöhter Oberflächenspannung nicht existieren«, fügte der zweite hinzu.
    »Vielen Dank, aber das weiß ich«, erwiderte Martin.
    Er wusste in der Tat, welchen Gefahren sich Menschen in der Welt der Bessarianer aussetzten. Länger als vierundzwanzig Stunden würde er die hiesige Luft nicht schadlos einatmen können. Essen und trinken durfte er überhaupt nichts. Bei der Substanz unter seinen Füßen handelte es sich um allergewöhnlichstes Wasser – freilich mit einer ungeheuren Oberflächenspannung. Der Planet war nichts anderes als eine steinerne Kugel, die gleichmäßig mit einer dünnen Wasserschicht überzogen war. Alles Leben spielte sich entweder am Grund oder auf der elastischen, wässrigen Membran ab. Was genau da auf die Oberflächenspannung Bessars einwirkte, war nach wie vor unklar. Wissenschaftler neigten jedoch der Auffassung zu, es müsse ein chemisches Agens geben, das bereits in geringfügigen Mengen Wirkung zeige. Sobald Martins Organismus eine hinreichende Menge dieses Agens aufgenommen – oder sich gemäß der zweiten Hypothese lange genug der unbekannten Strahlung ausgesetzt – hatte, würde sich das Wasser in seinem Körper ebenfalls verändern.
    Mit allen daraus resultierenden Folgen.
    Irina Poluschkina Nummer fünf lebte allerdings bereits über eine Woche auf diesem Planeten. Vorausgesetzt, er hatte die Anspielungen richtig interpretiert.
    Martin wagte sich an den Rand der Rampe heran und stieß die Schuhspitze in die Substanz. Sein Fuß federte sanft zurück. Wäre der Druck stark genug – beispielsweise wenn er auf der Rampe Anlauf nehmen würde, um sich dann mit einem Kopfsprung in die Masse zu stürzen –, würde die Membran platzen, die Welt am Grund ihn aufnehmen.
    Eine faszinierende Methode, sich umzubringen.
    Verzichtete er freilich auf derartig radikale Handlungen, konnte Martin Bessar ohne weiteres zu Fuß durchstreifen. Es würde ein langweiliger – ein ausgesprochen langweiliger – Spaziergang über einen endlosen Ozean hinweg werden, den er bald in Einsamkeit unternähme, bald in Gesellschaft von Tieren, die aus dem Wasser auftauchen würden, unter der langsam über den Himmel dahinziehenden Sonne …
    Irgendwann würde das Blut in seinem Körper dann schlagartig die Oberflächenspannung verändern – und ihn der Tod ereilen.
    »He, he!«, schrie Martin, indem er die Hände zum blanken Himmel emporreckte. Wolken gab es hier keine, konnte es keine geben. »Irina!«
    Die Schließer hinter ihm warteten interessiert ab.
    Auch Martin wartete, selbst wenn er nicht wusste, worauf. In ihm verhärtete sich der Verdacht, das Rätsel falsch gelöst zu haben: Irotschka Poluschkina hatte ihn überhaupt nicht nach Bessar beordert.
    »He!«, rief Martin noch einmal dem schwach dunkelblauen Himmel, der hellblauen Substanz und den dunklen Silhouetten am Grund zu. Dann trat er vom Rand der Rampe zurück, zog seine Jacke aus und warf sie auf die Bohlen der Rampe. Anschließend nahm er im Schneidersitz Platz und richtete sich aufs Warten ein.
    Es war heiß. Er wollte etwas trinken. Und auf gar keinen Fall wollte er daran denken, welchen Empfang ihm Oberstleutnant Juri Sergejewitsch samt seinen Kollegen auf der Erde bereiten würde.
    Während Martin über den Tschekisten nachsann, beleckte er sich die ausgetrockneten

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