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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Showstars. Einem vernünftig denkenden Mann musste ein Altersunterschied von fünfzehn Jahren völlig zu Recht Furcht einflößen und in ihm Zweifel an den eigenen Kräften wachrufen.
    Doch Tatsache blieb Tatsache, selbst wenn Martin sie sich nicht eingestand. Unablässig dachte er an Irina. Er erinnerte sich ihrer mit einer Zähigkeit, die ihn allmählich beunruhigte. Und der klügste Weg, diese Erinnerungen zu verjagen, bestand in der Fortführung seiner Ermittlungen.
    Martin machte sich zum Hotel Diligence auf, das ihm der junge Gehilfe des Sheriffs empfohlen hatte und das ihn durchaus zufrieden stellte. Die Zimmer waren klein, doch gemütlich, im Country-Stil eingerichtet, mit robusten Möbeln aus lokaler Herstellung, frischer Bettwäsche, einem Radiogerät, wohingegen das Fernsehen in New Hope glücklicherweise noch keinen Einzug gehalten hatte. Obwohl es bereits auf Mittag zuging, servierte man Martin das im Preis inbegriffene Frühstück, das aus schmackhaftem Omelett, frischem, luftig gebackenem Brot, weicher gelber Butter und einem bitteren Tee aus hiesigen Kräutern bestand. Das Getränk schmeckte Martin mehr als alles sonst, überraschte es doch mit einer vollmundigen, ungebändigten, freien Nuance. Martin beschloss, von diesen Kräutern so viel mit auf die Erde zu nehmen, wie sein Geld ihm gestattete.
    Gestärkt brach Martin zu einer Erkundungstour auf. Das Wetter lud förmlich dazu ein, erinnerte an den Altweibersommer im Moskauer Umland, was vielleicht an der zärtlichen, mäßigen Wärme, vielleicht aber auch an dem Übermaß an Orange und Gelb um ihn herum lag. Hier und da hatte man natürlich stolz Bäume von der Erde gepflanzt, während vor den Cottages die unverzichtbaren Rasenflächen grünten. Die lokale Flora genierte sich in dieser Nachbarschaft keinesfalls und machte keine Anstalten, das Feld zu räumen.
    Ohne jede Hast und scheinbar ziellos flanierte Martin durch den Ort. Auf diese Weise fühlte er sich in Irina Poluschkina ein. So wie er aus der Liste Bibliothek gewählt hatte, suchte Martin jetzt aus den städtischen Sehenswürdigkeiten diejenigen aus, die Irina interessiert haben könnten. Er spazierte zum Dampfer hinunter und studierte den Fahrplan, dem er die Abfahrt morgen früh entnahm. Da sich in seinem Innern jedoch nichts regte, kam Martin zu dem Schluss, eine Schiffreise habe Irina nicht reizen können.
    Desgleichen wies er einige kleinere Geschäfte zurück, vom Variete ganz zu schweigen. Letzteres weckte in Martin zudem den starken Verdacht, unter dem harmlosen Namen verberge sich ein durch und durch gewöhnliches öffentliches Haus.
    Dagegen ließ die Bar Vorletzte Ruhe am Stadtrand Martin innehalten. Was ihn wohl dazu zwang? Der komische Name oder die für eine Bar überraschende Gestaltung des großen Schaufensters, in dem sich eine ganze Kollektion von Teddybären breitgemacht hatte? Statt weiter darüber nachzudenken, trat Martin ein.
    Mit etwas gutem Willen konnte die Bar als Cowboysaloon durchgehen. Die hölzernen Möbel waren im Country-Stil gehalten, die Tische im Laufe der Zeit nachgedunkelt und die Stühle zweifelsohne solide. Über dem Tresen reihten sich nur wenige Flaschen, darunter allerdings recht vielversprechende. Ein Fernseher lief. Mit aufgerissenen Augen starrte Martin kurz auf den Bildschirm: Woher übertrug man hier ein Baseballspiel, wo befand sich dieses von Volk berstende Stadion? Gleich darauf wurde ihm jedoch klar, dass man eine Aufzeichnung ausstrahlte. Das hob die Stimmung und war in den Kolonien durchaus üblich … In der Bar gab es nur wenige, dafür recht farbenprächtige Gestalten mit breitkrempigen Hüten und Revolvern am Gürtel, einen in die Jahre gekommenen Barmann, der angemessen finster und unrasiert dreinblickte. Martin hielt auf den Tresen zu.
    »Guten Tag«, meinte er freundlich lächelnd.
    »Er ist gut«, bestätigte der Barmann, der Martin ohne sonderliches Interesse begrüßte. »Der Friedhof liegt hundert Meter weiter, hinterm Dorfrand.«
    »Seh ich so schlecht aus?«, verwunderte sich Martin.
    »Sie sind neu in der Stadt«, seufzte der Barmann. »Jetzt bestellen Sie erst ein Bier, danach fragen Sie mich, warum die Bar so einen komischen Namen hat. Ich werde Ihnen erklären, dass sich etwas weiter unten an der Straße der städtische Friedhof befindet. Und hier ist die Vorletzte Ruhe.«
    »Alles klar«, meinte Martin. »Hier gibt’s Bier?«
    Wortlos hielt der Barmann ein Glas von erstaunlichem Fassungsvermögen unter den Hahn. Als

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