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Staatsmilliarden gestützt werden: ein Finanzunternehmen, vielen nicht einmal bekannt, mit einer Anlagemacht viermal so groß wie der deutsche Bundeshaushalt.
Deswegen halten fast alle Regierungen einen engen Draht zu Pimco. Sie schicken ihre Finanzminister und Zentralbankvorsitzenden und manchmal auch ihre Regierungschefs zu Mohamed El-Erian, dem Chef von Pimco, um ihn zu überzeugen, dass er ihre Staatsanleihen kauft.
Pimco stößt in den Wochen Ende 2009 alle Griechenland-Anleihen ab. "Wir wollten raus, bevor alle anderen merken, dass die Zahlen nicht stimmen", sagt Mohamed El-Erian. Nie verlässt sich Pimco auf ein Urteil von außen, dafür beschäftigt die Firma Horden von eigenen Analysten, viele waren einst beim Internationalen Währungsfonds, auch El-Erian hat dort seine Karriere begonnen.
Sie graben sich den ganzen Tag lang durch die Datenmengen und Bilanzen von Nationen, rechnen nach, erstellen Projektionen, füttern die Computer, und wenn ihnen nicht gefällt, was sie sehen, dann steigt Pimco aus.
Als Griechenland in die Euro-Zone aufgenommen wurde, war das für Pimco ein Grund mehr, Greek-Bonds zu kaufen. "Wir dachten, wenn die Griechen Mitglied eines so elitären Clubs werden dürfen, dass sie dann den Regeln folgen würden", sagt El-Erian. "Und dass sie hart bestraft werden, wenn sie es nicht tun." Aber so ist es nicht gekommen. Es wurden politische Konzessionen gemacht, die Spielregeln ignoriert. "Das brachte den Krebs in die Euro-Zone."
Warum haben die Finanzmärkte Griechenland nicht früher abgestraft? Warum wurde bis vor wenigen Jahren für griechische Staatsanleihen noch die gleiche Messlatte angelegt wie für deutsche? Warum haben die Märkte immer weiter Greek-Bonds gekauft?
El-Erian zuckt die Schultern, sagt: "So etwas passiert ständig." Als Argentinien Ende der neunziger Jahre zunehmend in Schwierigkeiten geriet, stieß Pimco früh alle Staatsanleihen ab, doch andere kauften erst recht zu, weil sie nicht an einen Zusammenbruch des Landes glaubten.
In den USA dachten die Menschen, sie könnten sich Häuser auf Pump kaufen, ohne Geld zu verdienen. "In Griechenland dachten sie: Wir können uns Geld zu denselben Raten wie die Deutschen leihen, also können wir jetzt alles machen, was wir wollen", sagt El-Erian.
Eigentlich sei der Euro eine tolle Sache, sagt El-Erian. "Wenn es ihn nicht geben würde, müsste man ihn erschaffen." Eine gemeinsame europäische Währung sei gut für das globale Finanzsystem, sagt er. Gut für Investoren. Gut für den Markt. So habe er gedacht, als der Euro eingeführt wurde. Aber nur "solange sich alle an die Regeln halten, solange alle verstehen, was sie da geschaffen haben und was es bedeutet".
Der Absturz der Greek-Bonds
Am 27. April 2010 wird zum ersten Mal in der Geschichte der jungen Währung ein Land zum Junk-Schuldner erklärt. Standard & Poor's stuft das Rating griechischer Anleihen gleich um drei Stufen herab, auf BB+. Das ist auf einer Ebene mit Aserbaidschan und Ägypten. Dahinter liegen Länder wie Ecuador, El Salvador und Zimbabwe.
Mršnik schreibt, dass Griechenland seine Staatsschulden "umstrukturieren" müsse, das ist ein vornehmes Wort für einen Bankrott. Es bedeutet, dass ein Schuldenschnitt kommt, dass Eigentümer von griechischen Staatsanleihen beispielsweise nur 30 Prozent ihres Geldes zurückbekommen. Schuldenschnitt, das heißt: Die Gläubiger sehen nur einen Bruchteil des verliehenen Geldes wieder. Die Märkte verstehen die Abstufung als Todesstoß. Wer jetzt noch Griechenland-Bonds in seinem Portfolio hält, ist wahnsinnig. Oder ein mildtätiger Spender.
Der Markt ist weder das eine noch das andere. Sofort nach Bekanntgabe des Downgrades werden griechische Anleihen auf den Markt geworfen, deren Kurs verfällt. Würde der griechische Staat zu diesem Zeitpunkt zweijährige Anleihen auf den Martk bringen, müsste er den Käufern 13 Prozent Zinsen versprechen, wenige Tage vorher waren sie noch mit 6,3 Prozent zufrieden. Der Zins für zehnjährige Papiere steigt auf über zehn Prozent.
Für viele europäische Banken ist das ein Schock. Sie hatten sich nach der Lehman-Pleite mit den vermeintlich sicheren Staatsanleihen eingedeckt, die kleinen Renditen suggerierten Sicherheit. Nun aber gelten nicht nur griechische Staatsanleihen als riskant, auch das Vertrauen in Portugal, Irland, Spanien, selbst Italien schwindet.
Angst breitet sich aus, in Frankfurt, in London: Über 700 Milliarden Euro hatten europäische Banken in
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