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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dann nicht. Aber ich möchte gerne wissen, warum nicht. So viel darf ich wohl erfahren.«
    »Ja, das dürfen Sie, und ich werde es Ihnen bald sagen.«
    »Und was ist im übrigen, wenn Sie sie zuerst finden?« Er lächelte wieder, lachte diesmal sogar ein wenig in sich hinein und verkündete mit sichtlichem Vergnügen: »Miss Harris, ich habe sie zuerst gefunden.«
    Die Worte trafen mich wie ein Donnerschlag. »Was!« Sein Lachen wurde lauter, als er einen Umschlag aus seiner Gesäßtasche zog. Es war ein kleines, verwackeltes Foto von einer Menschenmenge. Er hielt es mir vor die Augen.
    Eine Verwechslung war ausgeschlossen – Adeles Gesicht befand sich in der Menge.
    »Das ist sie! Das ist meine Schwester!« Ich war verblüfft, verwirrt und gleichzeitig unglaublich erleichtert. »Wo ist sie? Wann wurde diese Aufnahme gemacht?«
    »Einen Augenblick bitte, und ich werde alles erklären. Das ist also wirklich Ihre Schwester? Gut. Ich hatte es auch gedacht, wollte aber abwarten, bis Sie sie ganz sicher identifizieren. Diese Aufnahme wurde von einem Mann gemacht, der für mich arbeitet. Vor zwei Tagen ist er in meinem Auftrag nilaufwärts gereist. Es war nur so eine Vermutung. Aber ich habe mich von ihr leiten lassen und hatte damit durchaus recht, wie Sie sehen können. Der Mann, den ich schickte, richtete sich nach gewissen Informationen, die ich ihm gegeben hatte, und suchte die Gegend überaus gründlich ab. Dieses Foto war das Ergebnis.«
    Ich war verwirrt. »Nilaufwärts! Die Gegend abgesucht! Wovon reden Sie? Ist meine Schwester nicht in Kairo?«
    »Durchaus nicht. Gestern früh, als dieses Bild entstand, hielt sich Ihre Schwester in Luxor auf, sechshundert Kilometer südlich von hier.« Ich lehnte mich ungläubig zurück. Wieder einmal zeigte sich meine Unkenntnis der Welt. Bis jetzt hatte ich noch keinen Gedanken an Ägypten verschwendet. Und daß Adele sich woandershin begeben haben sollte, verblüffte mich noch mehr. »Mr. Raschid, was gibt es in Luxor, was meine Schwester bewogen haben könnte, dorthin zu fahren?«
    »Es ist nicht die Stadt an sich, weswegen sie dorthin gefahren ist, sondern etwas in deren Nähe. Die Wüste.«
    »Die Wüste.« Das klang schon eher nach Adele. Sanddünen, Kamele und Scheichs auf feurigen Pferden. »Wann kann ich dorthin fahren?«
    »Meinen Sie, daß es klug ist, Miss Harris? Es ist nicht sicher für Sie.«
    »Ich bin schon so weit gegangen… Hören Sie, wissen Sie, was ich wegen dieses Mädchens alles durchgemacht habe? Sie glauben doch wohl nicht, daß eine doofe kleine Morddrohung mich aufhalten könnte, oder?«
    Zu meiner Überraschung lachte er wieder. Diese Ägypter hatten wohl die ärgerliche kleine Angewohnheit, sich über alles lustig zu machen.
    »Natürlich werden Sie zu ihr fahren. Sobald wie möglich.« Ich musterte ihn mißtrauisch.
    »Ich werde selbst nach Luxor fahren und würde nicht von Ihnen erwarten, daß Sie hierbleiben.«
    Nein, vielleicht handelte es sich doch nicht um eine ärgerliche kleine Angewohnheit, sondern nur eine unbeschwertere Art und Weise, den Widrigkeiten des Lebens zu begegnen. Wenn ich an den Lärm und den Schmutz und die Armut der Straßen dachte, erinnerte ich mich auch an das Lächeln und die Willkommensrufe und die Heiterkeit aller, denen ich begegnet war. Achmed Raschid war typisch für alle Kairoer: unbeschwert, fröhlich und mit einem Hang zum Lachen. »Wann können wir aufbrechen?« fragte ich kleinlaut. »Wir werden morgen nachmittag das Flugzeug nehmen. Heute gibt es keine Flüge mehr.«
    Mein Herz fing an zu rasen, und meine Handflächen wurden kalt und feucht. Urplötzlich war Adele kein Phantom mehr, sondern quicklebendig und nur eine kurze Flugreise von mir entfernt. Mit einem Mal war ich furchtbar aufgeregt. »Können wir nicht schon heute abend abfahren?« Er sah die Unruhe in meinen Augen. Und da ich wußte, wie innig er seine eigene Schwester liebte, muß er wohl verstanden haben, wie mir zumute war. »Es gibt einen Zug, aber der fährt um acht Uhr ab.« Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war sechs Uhr dreißig. »Wir können es schaffen!« rief ich. »Wann werden wir in Luxor ankommen?«
    »Um acht Uhr morgens, aber…«
    »Bitte, Mr. Raschid.« Spontan ergriff ich seine Hand. »Wir könnten sie verpassen. Ich habe sie schon in Rom verfehlt. Ich könnte es nicht ertragen, sie wieder aus den Augen zu verlieren.« Seine Finger schlossen sich fest um meine Hand. »Aber, Miss Harris, es ist eine lange Fahrt, und das

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