Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
mit
starrem, abwesendem Blick. Als der Hubschrauber aufsetzte, ging er auf ihn zu,
ohne auf mich zu warten.
     

18
Uhr 39
    Ein schriller Schrei zerriss das
Samtgewebe der Nacht, ein vibrierender Kontrapunkt zum Rauschen der Brandung.
Hy und ich erstarrten mitten im Gehen und schauten zum Lani House. Den Pfad
herunter kam eine Gestalt, ganz in Weiß — eine Frau in einem wehenden Kleid,
die schluchzend auf uns zulief. Sie wandte sich nordwärts und wankte davon,
stolperte in den Bach, und ihr Kleid schleifte durchs Wasser.
    Eine weitere hell gekleidete Gestalt
kam jetzt den Pfad herunter und rannte ihr nach. Ein kräftiger Mann, der
schwerfällig auf bloßen Füßen dahinjoggte. Bis er sie eingeholt hatte, war sie
schon durch den Bach und im Begriff, über die Lavazunge zum Windbruch
hinaufzuklettern. Er packte sie um die Taille und zerrte sie in die Richtung
zurück, aus der sie gekommen waren. »Jillian und Matthew«, flüsterte ich Hy zu.
»Peter hat gesagt, sie übernachten heute bei den Moris.«
    Der Mond tauchte die beiden jetzt in
silbernes Licht. Jill widersetzte sich nicht, ließ sich schwer gegen ihn
sinken. Er hielt sie mit beiden Armen, aber ihre Füße verfingen sich immer
wieder, und schließlich hob er sie hoch. Ich hörte ihr atemloses Schluchzen. Hy
berührte meinen Arm, und wir drehten uns diskret zum Wasser. Jillian sagte:
»Oh, Matt, das ist wirklich das Ende.«
    »Sch-scht.«
    »Es tut mir so Leid. So unendlich
Leid.«
    »Es wird schon alles wieder gut.«
    Sie schluchzte weiter, und wenig später
verlor sich das Geräusch in der Ferne.
    Als sie definitiv außer Hörweite waren,
sagte ich: »Was glaubst du, worum es da eben ging?«
    »Sie ist nicht die Stabilste, und
Celias Tod hat sie schwer mitgenommen.«
    »Hast du gehört, was sie gesagt hat?
Dasselbe wie neulich Abend auf der Party.«
    »Wie eine kaputte Schallplatte. So sind
Betrunkene nun mal.«
    »Und wo wollte sie hin?«
    Er zuckte die Achseln. »Weg von den
anderen, schätze ich. Von denen schien ja niemand besonders betroffen, als wir
zurückkamen.«
    »Außer Peter.«
    »Na ja, er hat’s mit angesehen.«
    Ich drehte mich um und spähte durch die
Bäume zu den Lichtern des Lani House, dann zum L’ai Cottage, wohin sich Peter
und Glenna zurückgezogen hatten. Im Pali House trafen die Teammitglieder ihre
Vorkehrungen für die Heimreise. Glenna war entschieden dafür eingetreten, das
Filmprojekt aufzugeben, und Peter hatte ihr zugestimmt. Sie hatten dem Team
erklärt, dass sie möglichst schnell alle zu Hause und in Sicherheit wissen
wollten, und Tanner hatte die drei Praktikanten bereits abgeholt und nach Oahu
zurückgeflogen.
    Ich schaute wieder aufs Wasser und
beobachtete, wie sich die phosphoreszierenden Wellen am Riff brachen. Hy stand
schweigend neben mir, die Arme vor der Brust verschränkt. Dieser
Strandspaziergang war keine gute Idee gewesen; die weiche Nacht und das
Geräusch der Brandung hätten uns einander eigentlich näher bringen sollen,
unterstrichen aber nur die Distanz, die sich dort draußen auf den Klippen
zwischen uns aufgetan hatte.
    Ich fragte: »Und was machen wir jetzt?«
    »Wieder ins Haus gehen, schätze ich.«
    »Nein, ich dachte an die Ermittlungen.«
    »Das müsst ihr entscheiden, Glenna und
du. Ich sehe keinen Grund, warum sie wollen sollte, dass du noch weitermachst.«
    »Es sei denn, sie will die Sache
geklärt haben. Mir wäre es schrecklich abzureisen, wenn noch so viele Fragen
offen sind.«
    Er sagte nichts.
    »Ripinsky...«
    Jemand anders kam jetzt vom morischen
Haus her über den Sand. Stephanie, die auf uns zutrabte. »Hey«, rief sie. »Sie
beide haben vermutlich die kleine Szene eben zwischen Jill und Matt
mitgekriegt.«
    »Ist sie okay?«, fragte ich.
    »Sie wird okay sein, wenn sie erst mal
eine Nacht geschlafen hat.« Stephanie blieb neben mir stehen. Ihr kurz
geschorenes Blondhaar war feucht und roch leicht nach Chlor. Ihr Gesicht zeigte
keine Spur von Schmerz.
    »Jillian nimmt das mit Celia wohl sehr
schwer«, sagte ich.
    »Ach, Celia ist nur ein Vorwand. Sie
nimmt das ganze Leben schwer.«
    Hy machte ein Geräusch zwischen Grunzen
und Stöhnen und entfernte sich. Gar nicht seine Art, so unhöflich zu sein, aber
Stephanie schien es nicht einmal zu bemerken.
    Ich fragte: »Warum? Weil sie damals
wegen Iniki ihr Baby verloren hat und jetzt keine Kinder mehr kriegen kann?«
    »Das ist Matts Erklärung, aber ich habe
da meine Zweifel. Jill war gar nie so scharf drauf, Mutter zu werden.«
    »Ist

Weitere Kostenlose Bücher