Spiel mit dem Feuer
sie in Therapie?«
»Sie will nicht, und Matt glaubt nicht
dran.«
»Vielleicht ist es ja ein physisches
Problem. Sie wirkt sehr zart.«
»Sie hat eine robuste Konstitution,
aber sie isst nicht richtig. Ich habe versucht, sie dazu zu kriegen, dass sie
sich anständig ernährt und was für ihre Fitness tut, aber sie will nicht.«
Stephanies Miene war ernst und besorgt.
Auf ihre Art tat sie sicher ihr Bestes für ihre Schwägerin, aber die beiden
hätten von verschiedenen Planeten stammen können. Stephanie konnte die Abgründe
einer klinischen Depression ebenso wenig ermessen, wie Jillian eine primär
physische Herangehensweise an das Leben zu verstehen vermochte.
Ich fragte: »Wie hält sich der Rest der
Familie?«
»Ach, es geht. Die Wellbrights waren
immer schon stolz auf ihre Fähigkeit, Haltung zu bewahren. Wir haben den ganzen
Abend um den Pool gesessen und überlegt, was jetzt zu tun ist.«
»Sie meinen die Beerdigung?«
»Ja, und die Erbschaftsangelegenheiten.
Da ist einiges offen. Matt und Ben wollten Mutter immer dazu bringen, dass sie
die Vermögensdinge ordnet, ein richtiges Testament aufsetzt. Aber sie konnte
sich natürlich nie dazu bequemen.«
»Na ja, ich bin sicher, Sie werden das
regeln können.«
»Hoffentlich — und zwar schnell. Da
steht eine ganze Menge auf dem Spiel. Wir könnten, ehrlich gesagt, Peters Hilfe
ganz gut gebrauchen. Aber ist er in so einer Situation etwa für seine Familie
da? Nein! Er verschanzt sich mit seiner Herzensdame im Cottage.«
»Er war ziemlich erschüttert,
Stephanie. Und ich weiß, dass Glenna sich in gewisser Weise schuldig fühlt.«
»Ach, das ist doch Unsinn. Mutter hat
immer getan, was sie wollte, und niemand konnte sie davon abhalten. Tut mir
Leid, wenn ich etwas rotzig über Glenna rede; ich weiß, sie ist eine Freundin
von Ihnen und wahrscheinlich das Beste, was Peter passieren konnte. Aber er hat
nun mal die Tendenz, beim ersten Anzeichen von Problemen davonzulaufen, und wir
hätten heute Abend wirklich seine Mithilfe gebrauchen können. Wissen Sie...«
»Was?«
»Na ja, jetzt, wo Glenna und Peter
beschlossen haben, diesen Film nicht weiterzumachen, ist Ihre Tätigkeit für die
beiden doch beendet, oder?«
»Ich nehme es an. Warum?«
»Wir — Ben und ich — haben uns gefragt,
ob Sie vielleicht etwas für uns tun könnten. Das Erbschaft muss aufgeteilt
werden, was heißt, dass Vater juristisch für tot erklärt werden muss. Und damit
das passieren kann, müssen wir nach ihm suchen lassen.«
»Ich dachte, das hätten Sie schon kurz
nach seinem Verschwinden getan.«
»Ja, aber Ben meint, wir werden einen
aktuelleren Nachweis brauchen. Glauben Sie nicht?«
»Ich weiß nicht genau. Warum fragen Sie
nicht Ihren Familienanwalt?«
»Wenn er sagt, dass es so ist, wären
Sie dann dran interessiert, für uns zu arbeiten?«
»Sicher.« Das würde mir Gelegenheit
geben, länger auf Kauai zu bleiben und dieser ganzen Sache auf den Grund zu
gehen.
»Dann werden wir mit ihm sprechen und
Ihnen anschließend Bescheid sagen. Matt muß natürlich seine Zustimmung geben,
aber ich glaube nicht, dass er irgendwelche Einwände hat. Und Peter... na ja,
der wird froh sein, wenn ihm irgendwer die Verantwortung abnimmt.«
Sie seufzte und starrte dann
kopfschüttelnd aufs Meer hinaus. »Das war alles nicht leicht, wissen Sie. Peter
war die ganze Zeit drüben auf dem Festland, hat sich amüsiert und einen Haufen
Geld gemacht, und Matt, Ben und ich, wir hingen hier fest. Mutter war nicht die
Einfachste — ihre Trinkerei, ihre Art, sich für die Königin zu halten und uns
für ihre gehorsamen Untertanen. Und dann ist Jill auch noch durchgedreht. Wir
können sie ebenso wenig vom Alkohol fern halten wie Mutter. Egal, wie fest wir
ihn einschließen, wie gut wir ihn verstecken, sie kommt trotzdem dran. Matt ist
die meiste Zeit damit beschäftigt, auf sie aufzupassen, was bedeutet, dass er
den Kopf nicht dafür frei hat, sich um unsere Finanzen zu kümmern, also liegt
alles auf Bens Schultern. Und dann hat Matt auch noch die Stirn, sich gegen
Bens Entscheidungen zu sperren, und diese ganzen Reibereien machen mich so
verrückt, dass ich nicht mehr malen kann... Entschuldigen Sie, dass ich das
alles bei Ihnen ablade.«
»Schon gut. Ich weiß, das ist eine
schwierige Situation.«
Sie nickte, drehte sich um und schaute
über meine Schulter hinweg. Ich folgte ihrem Blick und sah die Lichter des
Malihini House. »Das Haus da wurde ursprünglich mal für Matt und Jill
Weitere Kostenlose Bücher