Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Matratze lehnte am Zaun. Das Tor war mit einer Kette und einem
Vorhängeschloss gesichert, und durch die Ritzen um die Rouleaus drang schwaches
Licht. Eine schlaffe Wäscheleine zog sich von der klapprigen Veranda Zu einem
schiefen Holzpfahl.
    Die Nacht war reglos, heiß und feucht.
Im An- und Abflug befindliche Jets dröhnten über mich hinweg. Zwischendurch
hallten andere Geräusche durch den leeren Asphaltkorridor: Hundegebell,
Fernsehgemurmel und — gekreische, eine Männer- und eine Frauenstimme, die sich
stritten. Irgendwo splitterte Glas, und in der Feme jaulte eine Polizeisirene.
Ich klatschte nach Insekten und versuchte, die aus einem nahen Müllcontainer
aufsteigenden Dünste nicht zu tief einzuatmen. Dabei dachte ich an die
balsamische Luft auf dem wellbrightschen Anwesen und fragte mich, was dieser
Ort wohl mit der Familie zu tun haben konnte.
    Eine halbe Stunde lang passierte gar
nichts. Es wurde dunkel. Die Lichter in dem grünen Haus glommen weiter, aber
ansonsten war kaum ein Fenster in diesem Block erleuchtet. Nur zwei Personen
kamen an meinem Wagen vorbei, eine gebeugte alte Frau mit einem winzigen Hund
an der Leine und ein zerlumpter Mann, der die Mülltonnen durchstöberte. Das
Geräusch eines Motorrads und Lichter, die um die entfernte Straßenecke schwenkten,
rissen mich aus meiner Ratlosigkeit.
    Das Motorrad kam, unter Vermeidung der
übelsten Schlaglöcher, langsam näher und hielt am Zaun des grünen Hauses. Der
Fahrer stieg ab und ließ den Motor weiter laufen. Er schloss das
Vorhängeschloss auf, löste die Kette, schob das Motorrad hindurch. Als er das
Tor wieder schloss und die wacklige Treppe hinaufjoggte, konnte ich nur
erkennen, dass es sich um einen schlanken Mann handelte.
    Er schloss die Tür auf, ohne
anzuklopfen, und trat ein. Gleich darauf wurde das Licht im vorderen Zimmer
heller. Ich äugte hoffnungsvoll zu dem Motorrad hinüber. Wenn ich nahe genug
herankam, um das Nummernschild zu entziffern...
    Ich wollte gerade aussteigen und
hinübergehen, als ich plötzlich Schritte hörte — der Mülltonnendurchwühler, der
auf der anderen Straßenseite zurückkam. Ich rutschte tiefer und wartete, dass
er vorbeiging. Als er es endlich tat, öffnete sich die Tür des grünen Hauses.
Der schlanke Mann kam die Stufen herunter, den Helm unterm Arm, das lange,
hellbraune Haar in einem Pferdeschwanz, der bei jedem seiner Schritte wippte.
Er schob das Motorrad wieder heraus, sicherte das Tor, schwang sich auf seine
Maschine und setzte den Helm auf.
    Der Mann gab Gas. Was jetzt: hier
bleiben oder hinterherfahren? Hinterherfahren.
    Ich folgte dem Motorrad in einigem
Abstand und ohne Licht um diverse Ecken, bis wir schließlich am Nimitz Highway
anlangten. Er fuhr in Richtung Osten; ich schaltete mein Licht ein und folgte
ihm. Er führte mich in gemächlichem Tempo über etliche Kanäle und den Hafen
entlang. Dort, wo sich der Ala-Wai-Kanal landeinwärts zieht und Waikiki
beginnt, wurde der Verkehr dichter, um sich dann auf der Kalakaua Avenue
endgültig zu stauen. Hoteltürme und Shoppingcenter ragten zu beiden Seiten
empor und versperrten jegliche Sicht auf den viel gerühmten und überteuerten
Streifen Sand. Fußgänger schlenderten über die Fahrbahn, ohne sich um das
Gehupe erzürnter Autofahrer zu kümmern. Den Motorradfahrer schien das
Schneckentempo nicht aufzuregen; er fuhr weiter, wenn sich die Gelegenheit bot,
ohne irgendwelche tollkühnen Manöver. Ich hingegen wurde immer angespannter und
gereizter, weil ich Angst hatte, ihn zu verlieren.
    Als vor ihm eine überlange Limousine in
eine Hoteleinfahrt bog, witschte er um das Heck und schoss davon. Ich nahm die
nächste Kreuzung bei Gelb, konnte aber meinen Abstand halten. Das grelle
Neongefunkel hinter uns lassend, stachen wir durch einen dunklen Park wieder
zur Küste durch, über uns jetzt die dräuend schwarze Silhouette des Diamond
Head. Das Motorrad umfuhr den Berg auf einer ansteigenden Straße, an der sich
Häuser über einem funkelnden Lichtergürtel an den Abhang krallten. Ich ließ
mich noch weiter zurückfallen und sah die roten Lichter aufleuchten, als er
bremste und in eine Einfahrt bog. Als ich vorbeifuhr, schwang gerade ein
schwarzes Eisentor in der hohen, weiß verputzten Mauer zu.
    Ich fuhr bis zur nächsten Kreuzung und
schaute auf das Straßenschild: Diamond Head Road. Gut, das passte. Zwei Blocks
weiter wendete ich und fuhr wieder zurück. Die Nummer am Torpfosten bestätigte
mir, dass das hier das Haus dieses

Weitere Kostenlose Bücher