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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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nicht länger etwas ausmacht, den Kerl irgendwo zu sehen.« Das Gebräu war bestenfalls lauwarm, linderte jedoch die grauenhafte Eiseskälte, die Nadine in ihrem Innersten empfand. »Und es hat geklappt. Ich habe ihn gesehen und tatsächlich nicht das Mindeste gespürt. Es war mir ein innerer Vorbeimarsch, dass ich endlich völlig über ihn hinweggekommen war. Ich ging sogar … o Gott, ich bin unter Vorlage meines Presseausweises in der Pause hinter die Bühne gegangen, um ihm noch mal mitzuteilen, dass er für mich von jetzt an nicht mehr existiert.«
    »Sie haben gestern Abend hinter der Bühne mit Draco gesprochen?«
    »Nein. Als ich dort hinten war und in Richtung seiner Garderobe gehen wollte, kam mir der Gedanke, dass es ihn aufwerten würde, wenn ich noch mal mit ihm sprach. Das hätte ihm wahrscheinlich geschmeichelt, dem Hurensohn. Also bin ich wieder gegangen. Ich bin durch die Hintertür nach draußen und habe einen langen Spaziergang gemacht. Ich habe mir ein paar Schaufenster angeguckt, bin dann in eine Hotelbar und habe mir dort ein Glas Wein bestellt. Dann bin ich nach Hause. Als ich heute Morgen hörte, was passiert war, bin ich … in Panik ausgebrochen. Ich habe mich krankgemeldet und war tatsächlich krank, bis mir klar wurde, dass ich, so schnell es geht, mit Ihnen reden muss. Ich musste es Ihnen dringend sagen. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll.«
    »Als Sie hinter der Bühne waren, wollten Sie zu den Garderoben. Woanders waren Sie nicht?«
    »Nein, ich schwöre.«
    »Hat irgendjemand Sie gesehen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich schätze, ja. Ich habe nicht versucht, mich unsichtbar zu machen.«
    »Ich möchte, dass wir eine förmliche Vernehmung miteinander machen. Ich möchte, dass es offiziell wird, dass Sie mit diesen Informationen von sich aus zu mir gekommen sind. Das ist das Beste, was ich für Sie tun kann. In der Zwischenzeit sollten Sie sich einen guten Anwalt nehmen. Tun Sie das in aller Stille und erzählen Sie ihm alles, was Sie auch mir erzählt haben.«
    »Okay.«
    »Haben Sie irgendetwas ausgelassen, Nadine? Vielleicht irgendeine Kleinigkeit, die Ihnen möglicherweise unwichtig erscheint?«
    »Nein. Das war alles. Ich habe ihn nur das eine Mal in seiner Suite und dann noch einmal auf der Bühne im Theater gesehen. Vermutlich war ich vor sechs Jahren noch fürchterlich naiv, aber ich habe mich entwickelt. Und vor allem bin ich ganz bestimmt nicht feige. Wenn ich den Mistkerl hätte ermorden wollen, hätte ich das eigenhändig erledigt und nicht dafür gesorgt, dass jemand anderes die Tat für mich vollbringt.«
    »O ja.« Eve nickte, nahm die zwischen ihnen stehende Tasse und hob sie an ihren Mund. »Das ist mir bewusst. Sprechen Sie trotzdem mit einem Anwalt, und kommen Sie danach morgen zu mir aufs Revier.« Sie stand auf und tätschelte Nadine nach kurzem Zögern begütigend die Schulter. »Es wird alles gut.«
    »Wissen Sie, was das Gemeine an dieser Sache ist? Ich habe mich so richtig gut gefühlt, als ich aus dem Hotel gekommen bin. So gut ist es mir nicht mehr gegangen, seit - Sie wissen, dass ich eine Therapie bei Dr. Mira mache …«
    Eve trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. »Ja.«
    »Eins der Dinge, die wir dabei herausgefunden haben, war, dass ich seit der Sache mit Richard nicht mehr offen war für echte Liebe. Er hat mich total kaputtgemacht. Und dann, gestern Abend, als ich in der Hotelbar saß, wurde mir bewusst, dass das eventuell wieder anders werden könnte. Das hatte ich mir die ganze Zeit gewünscht. Nur habe ich mir für meine Genesung einen reichlich dämlichen Zeitpunkt ausgewählt. Danke fürs Zuhören.«
    »Nicht der Rede wert.« Eve gab Peabody das Zeichen, dass sie fertig war. »Und da es gerade ums Reden geht - verlieren Sie über diese ganze Angelegenheit niemandem außer Ihrem Anwalt gegenüber ein Sterbenswörtchen.«

5
    L aut Kalender stand der Frühling vor der Tür, doch er machte seinem Namen keine Ehre. Zumindest passte der dünne, widerliche Schneeregen, durch den Eve nach Hause fuhr, hervorragend zu ihrer Stimmung.
    Pressekonferenzen müsste man schlichtweg verbieten.
    Das einzig Gute an der letzten Pressekonferenz war ihrer Meinung nach, dass sie vorüber war. Da sie abgesehen von dem Bericht an die Journalisten den ganzen Tag damit hatte verbringen müssen, Verdächtige beziehungsweise Zeugen zu befragen, ohne dabei mehr als eine schwammige Vorstellung von den Menschen und den Ereignissen zu bekommen, war sie

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