Spiel mit der Liebe
»Ich habe ihn auch noch nie gemocht.«
Clay war sehr still auf der Fahrt nach Hause, und Kitt fragte sich, woran er denken mochte, da sich ihre eigenen Gedanken in einem solchen Aufruhr befanden. Westerlys Anwesenheit heute Abend hatte hässliche Erinnerungen an eine dunkle, schmerzliche Vergangenheit heraufbeschworen. Sie war nicht sicher, dass sie ihre Absicht, ihren Ehemann glücklich zu machen, fortsetzen konnte, wenn sie erst einmal zu Hause angekommen waren.
Doch Tatsache war, dass sie sich nicht länger davor fürchten wollte, eine Frau zu sein. Sie wollte eine Frau für Clay sein, die Art von Frau, zu der er sie zu machen versprochen hatte - eine Frau, im wahrsten Sinne des Wortes.
Nach so vielen Jahren, in denen sie sich davon zu überzeugen versucht hatte, dass eine Ehe das Letzte war, was sie sich wünschte, fiel es ihr schwer, diese Tatsache zu akzeptieren, aber jetzt, wo es so weit war, hatte sie die Absicht, das Beste daraus zu machen.
Und wenn sie versagte ... nun ja, dieses Problem würde sie dann anpacken, wenn es so weit war.
Oben in ihrem Schlafzimmer trat sie nervös von einem Bein auf das andere, während Tibby ihr beim Auskleiden half und ihr dann das Haar bürstete. Als Tibby ihr Haar flechten wollte, hielt Kitt ihr Handgelenk fest.
»Ich werde es von jetzt an offen tragen. Meinem ... Mann ist es lieber so.«
Tibby lächelte und zeigte dabei eine Reihe schiefer Zähne. »Da haben Sie ganz Recht, Mylady.« Sie ging zum Schrank, blieb dann aber stehen. »Wollen Sie heute Abend das lavendelfarbene Nachthemd tragen?«
Kitt konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ja, ich glaube, das werde ich tun.«
Im Handumdrehen war sie fertig, und Tibby verließ leise das Zimmer. Kitts Herz schlug wie wild, ihre Handflächen waren feucht, als sie vor den Spiegel trat. Einen Augenblick lang blieb sie einfach nur stehen und starrte hinein.
War diese Frau im Spiegel wirklich sie?
Das Geschöpf mit den feurigen, unbändigen Locken und dem sinnlichen weiblichen Körper war keine schüchterne, verängstigte Maus. Sie war eine Sirene, eine Verführerin, eine kühne, herausfordernde, verlockende Frau, die sich das nahm, was sie haben wollte, und die einem Mann in nichts nachstand.
Und dennoch war es ihr eigenes Gesicht, das sie aus dem Spiegel ansah, ihr eigener Körper, der unter dem dünnen Stoff der lavendelfarbenen Seide zu erkennen war. Vielleicht war ein verborgener Teil von ihr wirklich diese Frau in dem Spiegel, oder vielleicht hatte irgendwann in ihrer Vergangenheit die Möglichkeit bestanden, dass sie zu dieser Frau hätte werden können.
Welche der beiden Frauen würde Harcourt in dieser Nacht sehen?
Die verängstigte Maus - oder die Verführerin aus dem Spiegel?
Statt nach ihrem dicken, gesteppten Morgenmantel zu greifen, ließ Kitt ihn am Fuße des Bettes liegen und ging so, wie sie war, zur Tür. Ihre nackten Füße tapsten leise, und die lavendelfarbene Seide war alles, was ihre Nacktheit verbarg.
Clay stand vor dem Feuer, als sie das Zimmer betrat, lässig lehnte er am Kaminsims, mit einem Schwenker mit Brandy in der Hand. Er hatte seine Jacke, seine Weste und seine Krawatte abgelegt, trug nur noch das weiße Hemd, dessen oberste Knöp-fe am Hals geöffnet waren, und die eng anliegende dunkelbraune Hose.
Bei ihrem Anblick richtete er sich auf und stellte das Brandyglas auf den Kaminsims. »Gütiger Himmel.«
Offene Bewunderung lag in seinem Blick und das unmissverständliche heiße Verlangen. Das Wissen machte Kitt Mut und ließ ihre letzte Unsicherheit verschwinden. Vielleicht konnte sie wirklich diese Sirene sein. Hätte sie doch nur die Nerven dafür.
Sie blieb vor ihm stehen. »Ich hoffe, mein Aussehen heute Abend gefällt dir besser.«
Seine Blicke glitten über ihren Körper, seine Augen waren dunkel, und das Gold darin leuchtete wie Bernstein. Seine Betrachtung begann an den Füßen, und als er dann bei ihren Brüsten angekommen war, hielt er inne, und ihre Brustspitzen begannen zu pulsieren.
»Ja ... es gefällt mir sogar sehr.«
Kitt holte tief Luft und zwang sich dann, langsam wieder auszuatmen. »Ich werde dir nicht sagen, dass ich nervös bin, denn das bin ich. Ich fühle mich ... ich fühle mich äußerst entblößt und vollkommen ...«
»Wunderschön?«
Es stimmte. Sie fühlte sich fraulicher als je zuvor, ein Gefühl, vor dem sie sich gefürchtet hatte, seit sie sechzehn Jahre alt war. »Ja ...«
»Da es dich nur noch mehr beunruhigen würde, werde ich dir
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