Spiel mit der Liebe
hören. Ich habe mich gewehrt, aber er war größer und stärker als ich. Er hat mir die Hand auf den Mund gelegt, damit ich nicht schreien konnte und er ... er ...«
Sie begann wieder zu weinen, und Clay zog sie an sich, hielt sie eng an sich gedrückt und strich ihr über das Haar.
»Es ist schon gut, mein Liebling. Es ist vorüber. Niemand wird dich mehr verletzen - nie wieder. Das verspreche ich dir. Und es war nicht dein Fehler. Du warst erst sechzehn Jahre alt. Das hat er gewusst. Der Bastard wusste ganz genau, was er tat.
Er hatte vor, dich zu verführen, und genau das hat er auch getan.«
Unbewusst umarmte er sie noch fester. »Sage mir seinen Namen.« Der eisige Klang seiner Stimme hätte einen Stein erfrieren lassen können. Sie wollte es ihm nicht sagen. Nicht jetzt. Niemals.
»Das kann ich nicht, Clay. Und ich werde es auch nicht tun. Ich möchte nicht noch mehr Schwierigkeiten. Ich möchte es ganz einfach nur vergessen.«
Lange Zeit schwieg Clay. Dann holte er tief Luft und ließ die Luft ganz langsam wieder entweichen. »Warum bist du nicht zu deinem Vater gegangen?«
Kitt starrte in ihren Schoß. »Das konnte ich nicht. Nachdem es geschehen war, hat er gesagt, wenn ich irgendjemandem davon erzählen würde, würden auch seine Freunde sagen, dass sie ... dass sie auch ...« Sie schluckte und versuchte, die Erinnerung an Stephens grausame Worte zu verdrängen. Meine Freunde werden alle behaupten, dass sie dich gehabt haben, dass du sie darum gebeten hast. Sie werden allen erzählen, was für ein heißes kleines Ding du bist.
»Was noch viel wichtiger ist«, sprach sie weiter und schob die hässlichen Erinnerungen beiseite, »wenn ich meinem Vater erzählt hätte, was passiert ist, hätte er mich gezwungen, ihn zu heiraten. Ich wäre lieber gestorben, als mich dazu zwingen zu lassen, einen Mann wie ihn zu heiraten.«
Clays Gesicht sah so hart aus wie Stein. Er hob sie auf seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer, wo er sie auf das Bett setzte. Wortlos zog er sein Hemd und seine Hose aus und stieg neben ihr ins Bett. Statt Abstand zu ihr zu halten, wie er es zuvor getan hatte, zog er sie an sich und nahm sie in seine Arme.
»Ich werde dich nur halten.«
Kitt wehrte sich nicht. Heute Nacht brauchte sie den Trost seines starken Körpers. Neben ihm zu liegen gab ihr das Gefühl, geschätzt und beschützt zu werden, und ihr kam der Gedanke, wie sehr sie ihm bereits vertraute. Ganz gleich, was auch geschah, Clay würde sie niemals so behandeln, wie Stephen es getan hatte.
»Du brauchtest eine ganze Menge Mut«, begann er leise, »um zu mir zu kommen, so, wie du es heute Abend getan hast.« Er strich ihr eine feuchte Locke von der Wange. »Wir werden nicht zulassen, dass er gewinnt. Wir werden nicht zulassen, dass er unser Leben ruiniert.«
Kitt sah zu ihm auf, ein dicker Kloß saß in ihrem Hals. »Ich bin nicht sicher, ob ich jemals ...«
»Ich bin sicher. Wir haben Zeit. Wir werden ganz einfach so weitermachen, wie wir begonnen haben.« Sein Blick ruhte auf ihren Brüsten, die die lavendelfarbene Seide kaum verbarg, und ein Mundwinkel zog sich ein wenig hoch. »Sieh dir doch nur den Fortschritt an, den wir bereits gemacht haben.«
Das war die Wahrheit, begriff sie. Sie lag halb nackt im Bett mit ihm, und sie fürchtete sich nicht.
Ihr gelang ein kleines Lächeln. »Du hast Recht. Wir sind schon einen langen Weg gegangen.« Um das zu beweisen, beugte sie sich zu ihm und küsste ihn sanft auf den Mund. »Danke für das, was du heute Abend gesagt hast.« Es waren Worte gewesen, die ihr Schuldgefühl vertrieben hatten, Worte, die Stephen die Schuld gegeben hatten und nicht ihr. Sie dachte, dass es vielleicht sogar die Wahrheit war. Sie schmiegte sich wieder in seine Arme. »Gute Nacht, Clay.«
Er drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. »Gute Nacht, mein Liebling.«
Diese Liebkosung hüllte sie ein. Sie schloss die Augen und fühlte sich so sicher, wie seit Jahren nicht mehr. Es war erstaunlich, wie schnell sie eingeschlafen war.
Clay saß Justin gegenüber, in dem bequemen, mit Bücherregalen überfüllten Arbeitszimmer im geräumigen Stadthaus des Grafen von Greville und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Zwei Tage waren vergangen, seit Kitt ihm ihr dunkles, herzzerreißendes Geheimnis anvertraut hatte, und es ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
»Ich möchte wissen, wer er ist«, wandte er sich an den einzi-gen Mann, dem er genügend vertraute, um ihm so etwas anzuvertrauen. »Ich werde
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