Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
Fieber, das sie beide erfasst hatte, war wie eine Verheißung.
Gemeinsam eilten sie zur Haustür und hinaus auf die Einfahrt.
»Was ist los?«, rief Mike seinem Vater zu, der ihnen entgegenkam.
»Da nimmt jemand meine Jujus von den Bäumen!«, schrie Edward und stürmte auf sie zu.
Auf dem Kiesweg näherte sich langsam ein Auto. Es sah aus, als würde es ihn verfolgen. Mike kam das Auto nicht bekannt vor, und aus der Art, wie Amber die Hände in die Hüften stemmte und ihm mit zusammengekniffenen Augen entgegensah, schloss er, dass es ihr genauso ging.
»Wo kommst du denn her?«, fragte Mike seinen Vater.
»Ich war gerade unterwegs, um meinen täglichen Rundgang zu machen. Ich hab mir angewöhnt, einmal morgens und einmal abends mein Grundstück abzulaufen, und das ist auch gut so, wie man sieht, denn ich habe einen Eindringling erwischt!«
Mike fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das muss ein Ende haben«, murmelte er und betrachtete seinen aufgewühlten Vater.
Amber legte Mike beschwichtigend eine Hand auf den Rücken. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber Gabrielle hatte Recht; sie würde mit ihm reden müssen. Über Edwards geistigen Zustand und einen eventuellen Arztbesuch.
Das Auto hielt an, und der Fahrer entpuppte sich zu Ambers Überraschung als Clara Deveaux. In der Hand hielt sie Edwards geliebte Jujus. Amber hatte über ihren Sorgen um ihren eigenen Vater und die Freude über Mikes Rückkehr völlig vergessen, dass Clara versprochen hatte, sie zu besuchen.
Clara bot einen beeindruckenden Anblick, wie sie so zielstrebig auf sie zukam. Ihr langes, geblümtes Kleid wehte bei jedem Schritt im Wind.
»Wer ist das?«, fragte Mike.
»Was macht die denn hier?«, brüllte Edward zugleich.
Ehe Amber antworten konnte, sagte Clara: »Gut, dass Sie mich eingeladen haben, Amber. Dieser Mann braucht meine Hilfe dringender als ich angenommen hatte, wenn er sich auf schwarze Magie verlässt, um sich gegen den Fluch zu wehren.« Clara schwenkte die Jujus.
» Du hast sie hierher eingeladen?« Edward durchbohrte Amber förmlich mit Blicken, sein Gesicht war knallrot angelaufen.
»Wer ist das?«, wiederholte Mike.
Amber hatte auf einmal das Gefühl, dass ihre Idee, Clara einzuladen, doch nicht so gut gewesen war. Auch wenn sie nicht genau wusste, weshalb.
Jedenfalls starrte Edward sie so vorwurfsvoll an, als hätte sie ihn irgendwie hintergangen. Seine Miene erinnerte Amber an Mikes Gesichtsausdruck, in der Nacht, als sie ihm alles gestanden hatte. Der Apfel fiel offenbar nicht weit vom Stamm.
Gott steh mir bei, dachte Amber, und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Was hatte sie jetzt wieder angerichtet? Dabei hatte sie doch nur eine Lösung für Mikes Probleme gesucht. Mike, der neben ihr stand, war ebenso verwirrt über die Reaktion seines Vaters wie sie.
»Ich habe Clara kennengelernt, als ich die Mitbringsel gekauft habe«, erklärte sie Edward wahrheitsgemäß. »Der Traumfänger, der Tee, die Kerzen … Davon warst du doch recht angetan, nicht? Clara ist ein reizender Mensch, wie du zugeben müsstest, wenn du ihr nur eine Chance geben würdest.«
»Ich wusste doch, dass mich dieser Kram an sie erinnert!«, zeterte Edward, dann schoss er an Amber vorbei ins Haus, um gleich darauf mit seinem Skunk bewaffnet wieder aufzutauchen. »Verschwinde hier! Ich brauche deine Hilfe nicht!«, schrie er Clara an und schwenkte Stinky Pete drohend in ihre Richtung, als wäre das Tier ein geladenes Gewehr.
»Dad!«, stieß Mike hervor. »Nimm sofort dieses Vieh weg.«
Amber kam sich vor wie in einer bizarren Komödie. Bestimmt würde Clara gleich kreischend das Weite suchen.
Doch sie täuschte sich. Clara trat lässig einen Schritt auf Edward zu und streckte den Arm nach ihm aus, als wäre es das Natürlichste der Welt. »Gib das arme Tier her. Du hast ihm die Analdrüsen entfernen lassen? Also wirklich.«
»Woher wussten Sie, dass Stinky Pete harmlos ist?«, staunte Amber.
»Das ist doch ziemlich offensichtlich.« Clara schüttelte den Kopf, als wäre sie überrascht, dass Amber ihr diese Frage überhaupt stellte. »Selbst ein Geistesgestörter setzt sich nicht freiwillig dieser Art von Geruchsbelästigung aus.«
Mike baute sich vor ihr auf, um seinen Vater zu verteidigen. »Verzeihung, haben Sie meinen Vater gerade als geistesgestört bezeichnet?«
»Da schimpft ein Esel den anderen
Weitere Kostenlose Bücher